23. April 2015

Angestellte und Beamte | ein erstes Fazit

Porträt Julia Holzemer-Thabor
Julia Holzemer-Thabor
Foto: Heike Rost, Mainz

In der Maiausgabe des Deutschen Architektenblattes 2015 zieht Vorstandsmitglied Julia Holzemer-Thabor ein erstes Fazit der neuen Kammeraktivitäten für angestellte und beamtete Mitglieder

Die Belange der angestellten und beamteten Architekten, Stadtplaner, Innen- und Landschaftsarchitekten verstärkt in den Fokus zu rücken, das war eine der großen Aufgaben, die sich der neue Vorstand nach seiner Wahl im Februar 2012 für die aktuelle Legislaturperiode vorgenommen hatte. Warum denn das? Gibt es keine anderen Aufgaben, um die sich der Vorstand kümmern muss? Manche Kollegin, mancher Kollege reagierte zunächst mit etwas Unverständnis auf diese selbstgesetzte Aufgabe. Vielleicht spielte dabei auch die Sorge mit, dass die Interessen der Angestellten und Büroinhaber nun gegeneinander ausgespielt werden könnten. Dabei ging es um das Gegenteil! Ziel ist es, dass sich der gesamte Berufsstand als Solidargemeinschaft versteht und sich gemeinschaftlich, im Konsens für die berufspolitischen Ziele einsetzt.

Zum Hintergrund: Seit der Gründung der Architektenkammer 1950 hat sich die Mitgliederstruktur deutlich gewandelt: Aus einer reinen Interessensvertretung der Freiberufler wurde eine berufspolitische Institution für alle, in der inzwischen die Hälfte aller Mitglieder angestellt (3/4 von ihnen in freien Büros) und beamtet ist - Tendenz weiter steigend. Dass sich dies auch in der Arbeit der Kammer niederschlagen muss, liegt auf der Hand.

Analyse

Was schätzen Angestellte und Beamte an der Kammer? Wo wünschen sie sich Unterstützung und was vermissen sie? Der im Herbst 2012 neu gegründete Informations- und Erfahrungsaustausch der Angestellten und Beamten ermittelte zunächst den Status quo. Es zeigte sich, dass ein häufig wahrgenommener Vorteil von Angestellten die Mitgliedschaft im Versorgungswerk ist. Ebenfalls als attraktiv wurden die geschützte Berufsbezeichnung, das Fort- und Weiterbildungsangebot der Kammer, die Bauvorlageberechtigung und das Architektenblatt bewertet, zudem schätzen die meisten das Engagement der Kammer für die Baukultur im Land. Bemängelt wurde dagegen die geringe Präsenz der Angestellten und Beamten in der Vertreterversammlung und im Vorstand zudem wurde besorgt darauf hingewiesen, dass berufsspezifische Stellen im öffentlichen Dienst, insbesondere leitende Positionen, immer häufiger mit Nichtarchitekten besetzt werden. Dies ist aus mehreren Gründen problematisch, u.a. auch, da bereits in der sogenannten Leistungsphase 0, in der neue Projekte angestoßen werden, die Entscheidung über qualitätssichernde Verfahren fällt, d.h. Baukultur definiert wird. Es ist entscheidend, dass Fachleute wie Architekten, Stadtplaner, Innen- und Landschaftsarchitekten in den entscheidenden Gremien sitzen, die Projekte leiten und auch bearbeiten.

Mehr Öffentlichkeit für die spezifischen Belange der Angestellten und Beamten war ein weiteres Anliegen, welches deutlich formuliert wurde. Angestellte und Beamte leisten aufgrund ihres hohen Ausbildungsniveaus und ihrer hohen Leistungsbereitschaft einen wertvollen Beitrag für die Baukultur. Leider stehen sie nicht so häufig im Fokus der Öffentlichkeit. In diesem Zusammenhang wurde auch der Wunsch nach einem eigenen Netzwerk für Angestellte und Beamte sowie einem eigenen Menüpunkt auf der Homepage der Architektenkammer geäußert.

Ziele

Im Anschluss an die Analysephase hat die Arbeitsgruppe Ziele definiert, die inzwischen bereits zum Teil umgesetzt sind. Um das zahlenmäßige Verhältnis der Angestellten und Beamten in der Vertreterversammlung zu erhöhen, sollen bei der nächsten Wahl gezielt Kandidaten angesprochen werden. Unabhängig davon ist jedes Mitglied aufgefordert, zu kandidieren und sich in den Kammergruppen und Arbeitskreisen zu engagieren. Wir freuen uns über jeden, der sich und seine Ideen einbringt!

Mehr Öffentlichkeit ist ein weiteres Ziel, welches derzeit schon realisiert wird. Seit 2013 erscheinen monatlich Artikel über relevante Themen für Angestellte und Beamte im Architektenblatt. Diese reichen von allgemeinen Informationen über arbeitsrechtliche Fragen, das Versorgungswerk oder die Ergebnisse der Gehalts- und Strukturanalyse, bis zu einer Interviewserie mit Angestellten und Beamten, die über ihre Tätigkeit berichten.

Mit dem neuen Veranstaltungsformat „Ortsgespräche“ möchten wir zudem den Blick auf das Zusammenwirken aller Beteiligten bei herausragenden Architekturbeispielen lenken. Beim ersten Ortsgespräch wurde das Entreegebäude der Hardenburg bei Bad Dürkheim von den planenden Architekten zusammen mit ihren Kollegen beim Denkmalamt vorgestellt. Die nächsten Ortsgespräche widmen sich am 26. Juni ab 17 Uhr den Hohenzollernhöfen in Ludwigshafen. Auch bei dieser Veranstaltung steht wieder die Zusammenarbeit der planenden Architekten und ihrer Kollegen beim Denkmalamt im Mittelpunkt. Auch hier soll wieder aufgezeigt werden, wie durch eine gute fachliche Zusammenarbeit die hohe Qualität der Sanierung erreicht wurde.

Dies war ein Ausschnitt, es gibt noch viele weitere Punkte, die wir als Arbeitsgruppe angehen möchten und werden, beispielsweise steht die nächste Struktur- und Gehaltsumfrage an und auch das Dauerthema Versorgungswerk wird uns sicherlich noch weiter begleiten - aber zunächst ist ein Anfang gemacht.

  

Archivbeitrag vom 23. April 2015