18. Februar 2020

Klimaschutz als Chance für die Baukultur

Porträt Julia Holzemer-Thabor
Julia Holzemer-Thabor
Foto: Heike Rost, Mainz

Eine ureigene Aufgabe der Baukultur ist die Auseinandersetzung mit den aktuellen Herausforderungen der Zeit. Dazu gehört zweifelsohne der Klimaschutz.

Doch weit gefehlt, wer jetzt nur an Wärmedämmverbundsysteme und tief liegende Fensterschächte denkt. Wie die Baukultur schließt auch das Thema klimagerechtes Bauen die Bereiche Landschaftsplanung, Städtebau, Architektur, aber auch die technischen Infrastrukturen wie Straßenbau oder Ingenieurbau ein.

Es gibt allerdings unterschiedliche Betrachtungsebenen: Da ist zum einen der eher technische,
gebäudebezogene Aspekt. Es geht um ressourcensparendes Bauen und Sanieren sowie um effiziente technische Systeme, die letztlich die Einsparung von Primärenergie ermöglichen. Hierunter fällt beispielsweise der Einbau klimaneutraler, hocheffizienter Heizungen oder die Wahl nachhaltiger, regionaler Baustoffe mit kurzen Lieferwegen.

Baukultur ist der Nachhaltigkeit verpflichtet.

Eine andere Betrachtungsebene sind die Bauwerke, Orte und Gemeinden selbst. Jede energetische Maßnahme beeinflusst das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes und damit auch das Ortsbild. Es gilt, den Bestand energetisch zu verbessern, gleichzeitig aber auch die Ortsbilder zu pflegen. Schließlich geht es um den Erhalt attraktiver Orte. Dazu gehören die Wiederbelebung durch die Ansiedlung von Dienstleistungen und Gewerbe, sowie der Umgang mit Leerstand. Ein zielgerichtetes Bodenmanagement spart die wertvolle Ressource Boden und beugt zusätzlicher Versiegelung vor. Aber auch Maßnahmen, die das Kleinklima in den Orten verbessern, wie das Anpflanzen von schattenspendenden Bäumen, die Begrünung von versiegelten Flächen oder das Verbot von Schottervorgärten, fördern den Klimaschutz. Intelligente Mobilitätskonzepte reduzieren den PKW-Verkehr und damit den Ausstoß von Treibhausgasen.

Zwischen allen Betrachtungsebenen gibt es untrennbare Zusammenhänge. Integrierte Planungen und Steuerungen sind daher auch im Bereich des Klimaschutzes dringend erforderlich. Und genau hier liegt die Chance für die Baukultur. Viele Synergien können genutzt werden. Wichtig ist eine interdisziplinäre und auf ein ganzes Quartier bezogene Betrachtung. Denn wenn man Klimaschutz ernst nimmt, darf man weder das eine noch das andere isoliert betrachten. Oberstes Ziel muss immer sein, die Lebensqualität in den Städten und Gemeinden zu erhalten beziehungsweise zu verbessern. Der Fokus muss auch im Klimaschutz auf die innerörtliche Entwicklung gelegt werden. Wenn das gelingt, profitieren alle. Die Bewohner in den Orten, die Baukultur und der Klimaschutz.