19. April 2021

Tourismus und Baukultur in Coronazeiten

Vorstandsmitglied Julia Holzemer-Thabor
Vorstandsmitglied Julia Holzemer-Thabor
Foto: Heike Rost, Mainz

Risiken und Chancen der Pandemie

Passend zur Hauptausgabe des DAB sollte das Thema des Leitartikels ein Beitrag über Tourismus sein. Eigentlich sollte es ein Text über gute touristische Beispiele werden. Doch irgendwie fühlt sich ein solcher Artikel zum jetzigen Zeitpunkt, in der Corona den Tourismus quasi zum Erliegen gebracht hat und viele Menschen unter den Auswirkungen des fehlenden Tourismus leiden, falsch an: Die Gastronomie ist geschlossen, Hotels stehen leer, viele Gastgeber warten auf Urlauber und vielerorts kämpfen sie ums Überleben.

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt?

Die Pandemie hat den Tourismus stark gebeutelt und fast überall Spuren hinterlassen: In manchen Städten macht sich Leerstand breit, der Auswirkungen auch auf den Tourismus haben könnte. Was wird aus Straßencafés, aus Festen und Märkten, die gerade auch für die Touristen attraktiv sein sollen?

Der Baukulturbericht spricht von der Mediterranisierung des öffentlichen Raumes. Gemeint ist das pulsierende Leben auf den Straßen und Plätzen, so wie wir es in den Mittelmeerländern lieben und es auch zunehmend in unseren Breiten gewöhnt sind. Es ist das Ergebnis der baukulturellen Entwicklungen der vergangenen Jahre.

Der Tourismus lebt von genau diesen baukulturellen Qualitäten. Baukultur liefert das Authentische, regional Typische, das wonach Touristen suchen, was den Einheimischen Identität stiftet und sie zu guten und stolzen Gastgebern werden lässt. Gerade im Hinblick auf die stark gebeutelten touristischen Gastgeber ist es daher jetzt umso wichtiger, weiterhin baukulturell gute Konzepte zu entwickeln und voranzubringen. Hier ist auch die öffentliche Hand gefragt, denn es profitieren alle davon: Touristen, Gastgeber, Einheimische, und letztlich auch die Orte und Gemeinden selbst.

Die Pandemie zeigt uns manch neuen touristischen Trend, der für viele Regionen innerhalb Deutschlands eine gute Chance sein könnte. Die Menschen entdecken die Nähe. Wenn man schon nicht ins Ausland reisen kann, dann schaut man sich eben nach schönen Urlaubszielen innerhalb des Landes um.

Es geht um Qualitäten wie Natur, Landschaft, Umgebung, Ruhe, für manche sogar um Einsamkeit. Wandern boomt schon lange, während der Pandemie machen sich Menschen auf den Weg. Die Unterkunft muss plötzlich kein Fünf-Sterne-Hotel mehr sein. Eine Ferienwohnung, der Campingplatz oder das Tiny House, gerne mit der Möglichkeit zur Selbstversorgung, werden stark nachgefragt. Viele Regionen innerhalb des Landes haben genau diese Angebote, könnten damit werben, sich neu profilieren und auch davon profitieren. Voraussetzung ist, dass die Qualität der Angebote stimmt. Die guten Ideen aus der Architektur, Innenarchitektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur können hierbei helfen.