15. März 2010

Ende?... offen!

Vizepräsident Ernst Wolfgang Eichler spricht in der DAB-Märzausgabe 2010 Klartext

Das öffentliche Vergabe- und Wettbewerbswesen treibt in Rheinland-Pfalz weiter bunte Blüten. Wer beispielsweise als Architekt an einem VOF-Verfahren für den Bau einer Bibliothek teilnehmen wollte, musste schon eine solche mit 3000 Quadratmetern Nutzfläche gebaut haben; immerhin haben sich wohl ganze neun Büros in Europa gefunden. Andernorts wird für den Neubau eines Justizzentrums ein „Stückelauftrag“ angeboten, die Entwurfsphasen sind schon erbracht. Sollen das Ergebnisse unserer Bemühungen für mehr Baukultur in diesem Land sein? Sollen nur noch „große Namen“ hier bauen dürfen, muss man uns Planungen vorgeben? Gleich, wo wir als Kammer „anklopfen“, hören wir das Gegenteil, im Gespräch wird Verständnis für die Belange unseres Berufsstandes beteuert, doch in der Realität anders gehandelt.

Es soll nicht Alles schlecht geredet werden. Der stetige Gedankenaustausch mit den öffentlichen Auftraggebern und mit dem Land im Dialog Baukultur ist der richtige Weg. Viele gemeinsame Erfolge, insbesondere in der Zusammenarbeit mit dem Finanz- oder besser Bauministerium zeugen von guten Entwicklungen; Ausstellungen, Veröffentlichungen und eine Reihe von Architektenwettbewerben seien genannt; aber zu wenig ist an der Basis des Berufsstandes spürbar.

Architekten in Rheinland-Pfalz brauchen reelle Chancen, um sich am Markt behaupten und wirtschaftlich ihre Büros führen zu können. Überhohe Hürden vor der Beteiligung an Vergabeverfahren einerseits und Teilaufträge für weniger lukrative Leistungsphasen andererseits wirken aber gerade dem entgegen. Der Einzelne steht dem machtlos gegenüber, kann uns aber informieren. Denn anhand von Beispielen legt die Kammer den Fin-ger immer wieder in die Wunde, damit nicht der Ausgang von Gesprächen, sondern vielleicht der Markt im Land am Ende offen ist.

Vizepräsident Ernst Wolfgang Eichler, Alzey

     

Archivbeitrag vom 15. März 2010