21. Oktober 2019

Interview: Architektur macht Gäste

Architekt Hans Jürgen Mertens
Architekt Hans Jürgen Mertens
Foto: privat

Der (Um-)Bau von Hotel- und Gastronomiebauten gehört zu den Kernkompetenzen von Mertens Architekten aus Bad Neuenahr. Im Interview berichtet Architekt Hans Jürgen Mertens über die langjährige Arbeit für Hotelier und Sternekoch Hans Stefan Steinheuer.

Herr Mertens, seit 1989 haben Sie immer wieder Bauprojekte für den Hotelier und Sternekoch Hans Stefan Steinheuer realisiert. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Zunächst einmal: Die Chemie zwischen Auftraggeber, also Gastronom und Architekt muss stimmen. Und das hat es. Herr Steinheuer hat mir von Beginn an vollstes Vertrauen entgegengebracht und mir großen Gestaltungsspielraum gelassen. Seine Weisung für den ersten Umbau vor 30 Jahren war: „Du kannst alles machen, aber du darfst mir meine Gäste nicht verschrecken!“ Diesem ersten Auftrag folgten unterschiedlichste Aufgaben von Neubauten bis hin zu Modernisierungen und Umbauten – alles für die Gäste. Holz spielte dabei immer eine zentrale Rolle.

Wie kam der Baustoff Holz bei Umbau und Ergänzung des Landgasthauses Steinheuer in Heppingen zum Einsatz?

In der Arbeit für Hans Stefan und Gabriele Steinheuer haben wir Holz sowohl im Hochbau als auch besonders im Innenausbau angewendet. Für den Neubau des Landhauses Steinheuer mitten in Heppingen fand Holz beispielsweise an der Fassade Verwendung. Zur Straße hin erhielt die Fassade waagerecht vorgeblendete Holzlamellen, die pointierte Ein- und Ausblicke ermöglichen. Die Giebelseiten wurden vollflächig mit Holz verkleidet. Damit wurde eine Verbindung hergestellt zwischen überliefertem Dorfgefüge und moderner Architektur im Jahre 1998. In der traditionellen „Poststube“ haben wir das elterliche Bauerbe hochleben lassen, indem wir lediglich einige fehlende Vertäfelungen ergänzten. Im Zuge der Modernisierung erhielt auch eine Längsseite des 2*-Restaurants eine Wandverkleidung aus dunklem Kirschholz. Dieser Bereich dient als Funktionsfläche für den Gastgeber. Bei der 2007 umgestalteten ehemaligen Kegelbahn in eine (Raucher-)Lounge stand ebenfalls Holz im Vordergrund: Nacheinander entwickeln sich verschiedene „Abteile“, angefangen vom Verkaufstresen über diverse Sitzgelegenheiten am offenen Kaminfeuer und der Bibliothek bis hin zum Ausgang in den Garten. Holz an Wänden, Decke und in den Sitzbereichen prägt die Inneneinrichtung und bildet einen Gegenpol zum Naturstein der Erschließungszone.

Warum ist Holz gerade für die Hotellerie und Gastronomie so reizvoll?

In der Gastronomie und Hotellerie setzen wir Holz grundsätzlich gern ein: Holz steht neben Echtheit für Natürlichkeit und Behaglichkeit. Wenn der Gast ein Hotel oder ein Restaurant als erweitertes „Wohnzimmer“ erleben soll, stellt Holz dieses Wohngefühl schnell her. Das Material verhilft dazu, dass der Gast „unterwegs zuhause ist“. Holz kann traditionell oder modern, robust oder elegant, pur oder verspielt eingesetzt werden – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.

Welche Vorteile sehen Sie beim Bauen mit Holz?

Holz überzeugt in puncto Nachhaltigkeit mit seiner Eigenschaft als nachwachsend und wiederverwendbar. Es kann Transportwege vermeiden, wenn es vor Ort gewonnen wird. Mit Holzbauten kann man zudem einen hohen Vorfertigungsgrad erreichen. Das zieht kürzere Bauzeiten und bequemere Arbeitsweisen nach sich und damit gegebenenfalls sogar weniger Baukosten.

 

Archivbeitrag vom 21. Oktober 2019