14. Juni 2021

Raus aufs Land

Vizepräsident Frank Böhme
Vizepräsident Frank Böhme
Foto: Heike Rost, Mainz

Corona als Chance für den ländlichen Raum

Durch Corona haben die Kleinstädte und der ländliche Raum eine neue Beachtung gefunden. Untersuchungsergebnisse der BBSR-Studie „Initiative Kleinstädte“ (2019–2022), aus der als Folgeprojekt ab 2023 die „Kleinstadtakademie“ etabliert werden soll, zeigen, dass Kleinstädte mannigfaltige Potenziale und Vielfalt bieten. Das Leben sei persönlicher. Mehr soziale Bindungen, Nähe und Zusammenhalt erzeugten in der Regel mehr „ Sicherheit und Geborgenheit“. Auch werde eine umfassende Daseinsvorsorge mit wohnungsnahem Arbeiten in mittelständischer Wirtschaft und Handwerk, mit Sport-, Freizeit und Kulturangeboten und bezahlbarem Wohnen geboten. Kleinstädte im ländlichen Raum seien mit ihren Landschaften verwurzelt, sie hätten besonderen Charme und seien alles andere als langweilig. Stimmt das so?

 

 

Wenn es um Zukunftssicherung geht, dann betrifft das die ländlich peripheren Räume.
Vizepräsident Frank Böhme

Wie die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zutreffend formulierte: „Dörfer sind nicht nur Kompensationsorte für städtische Sehnsüchte. Sie müssen mehr bieten: Digitalisierung – Mobilität – Kultur- und Sozialprojekte“. Sind unsere ländlichen Bereiche überhaupt in der Lage, diese Wünsche und Anforderungen zu erfüllen? Es geht ja nicht um Dörfer und Kleinstädte im Ballungsrand, die von den großen Zentren profitieren. Wenn es um Zukunftssicherung geht, dann betrifft das die ländlich-peripheren Räume in Rheinland-Pfalz.

Die neue Leipzig-Charta 2.0 „Die transformative Kraft der Städte für das Gemeinwohl“ mit ihren Leitlinien: die gerechte, die grüne, die produktive, die digitale (Klein-)Stadt und die Boden- und Flächennutzung müssen auch auf den ländlichen Raum angewendet werden!

Das kann nicht jeder leisten. Es bedarf der Priorisierung und Aufgabenteilung, einer starken Gebiets- und Regionalplanung und vor allem effektiver Kooperationen mit Lasten- und Nutzenausgleich. Bisherige Modellansätze haben noch keine Nachhaltigkeit oder Verstetigung gebracht oder sind an den „Kirchtürmen“ gescheitert! Es bedarf einer konzeptionellen Zusammenarbeit auf regionaler beziehungsweise Kreisebene mit einer Strategie zur urbanen Resilienz. Bestehende Leitbilder sind weiter zu entwickeln und flexible Governance-Strukturen (Reformen) sind zu ermöglichen. Das zivilgesellschaftliche Engagement und Potenzial ist zu nutzen. Es bedarf resilienter Infrastrukturen mit Gesundheitsthemen, akzeptierter Mobilität und insbesondere einer digitalen Infrastruktur, die Barrierefreiheit, Selbständigkeit und Sicherheit gewährleistet.

Die neue Landesregierung muss hier aktiv und investiv werden, um die Zukunft des ländlichen Raumes nachhaltig zu sichern. Auf uns Planerinnen und Planer kann dabei gezählt werden.