17. Mai 2019

Mehr Digitalisierung?!

Porträt Eva Holdenried
Eva Holdenried
Foto: Heike Rost, Mainz

Die Deutschen stehen der Digitalisierung skeptisch gegenüber – warum sollte das bei den Architekten anders sein?

Und das vor allem bei dem schon fast totgeredeten Thema BIM. In zahlreichen Gesprächen begegne ich immer wieder Ressentiments, wenn nicht gar einer Abwehrhaltung: „Das funktioniert eh nicht“, „BIM ist nicht kreativ“, „der 2D-Plan ist doch meine Kunst“, „das bezahlt keiner“, „BIM ist nur etwas für große Projekte“ sind hier nur einige Zitate.

Das Verständnis füreinander, insbesondere für die Planungsqualität, wächst bei allen Projektbeteiligten.

Natürlich funktioniert BIM nicht auf Anhieb, man muss sich intensiv mit der Software auseinandersetzen, muss seine Werkzeuge beherrschen, muss wissen, wann welche Informationen für was und wie zu integrieren sind. Auch den Datenaustausch muss man im Open BIM regelrecht üben. Und das bei jedem Projekt und mit unterschiedlichen Partnern aufs Neue. Aber schon allein das Nehmen dieser Eingangshürde bringt das Projektteam näher zusammen. Es ist verblüffend, wie viel besser die Kommunikation am Modell funktioniert. Man diskutiert nicht mehr vermeintliche Planungsfehler, endlich arbeitet man gemeinsam am digitalen Gebäude und das Verständnis füreinander, insbesondere für die Planungsqualität, wächst bei allen Projektbeteiligten.

Die künstlerische Leistung hierbei ist nicht geringer oder höher als in Standard-Planungsprozessen. Daten müssen auch in der herkömmlichen Projektorganisation gesammelt und organisiert werden, und die Kreativität dieser Teilleistung hält sich auch bisher in Grenzen. Aber statt die Türliste z. B. in Excel-Tabellen zu verfassen, werden alle Informationen nativ in das Modell integriert und gehen damit nicht verloren. Das Modell als digitaler Zwilling des Gebäudes ist zunächst das Ziel der Planung, nicht ein grafisch ansprechender 2D-Plan. Aber bisher hat noch jeder unserer Bauherren einen Durchgang durch das Modell einem noch so schönen 2D-Plan vorgezogen. Denn anhand  eines Modells versteht er die Planung, kann die Proportionen besser nachvollziehen und versteht die Intention des Entwurfs. Und dafür ist er auch bereit Geld zu bezahlen. Selbst die Familie, die das Modell ihres Einfamilienhauses stolz ihren Bekannten präsentieren kann.

Die BAK hat ein Handbuch herausgegeben, das Empfehlungen zur Honorierung beinhaltet; verhandeln müssen wir diese allerdings selbst. BIM ist dabei keine Frage der Projektgröße sondern der Planungsmethodik. Gerade bei kleinen Projekten lässt sich die Datenmenge und der eigene Einstieg im Griff behalten. BIM beginnt in kleinen Schritten, wir müssen nur bereit sein, diese auch zu gehen.

 

Archivbeitrag vom 17. Mai 2019