25. August 2020

Neue Wohnformen!?

Vorstandsmitglied Herbert Hofer
Vorstandsmitglied Herbert Hofer
Foto: Heike Rost, Mainz

Besinnen auf eine sich stetig weiterentwickelnde Gesellschaft, in der alle ihren spezifischen Raum besiedeln und zu einem verantwortungsvollen Miteinander beitragen

Damit ist auch die Frage verbunden: In welcher Gesellschaft möchten wir leben? Der Wandel des Wohn- und Lebensstils ist so alt wie die Menschheit selbst. Jede Gesellschaft befindet sich in einem stetigen Prozess, in dem das existentielle Grundbedürfnis nach Wohnen immer wieder angepasst werden muss. Hierzu sind die äußeren Bedingungen, die Bedürfnisse und unterschiedlichen Lebensstile zu berücksichtigen. In diesem Sinne ist Wohnen Ausdruck und Spiegelbild der Gesellschaft.

Heute zeigt sich ein vielfältiges Bild von unterschiedlichen Lebensformen. Einerseits individueller und selbstbestimmter, andererseits gemeinschaftlicher. Die Tendenz des gemeinschaftlichen Wohnens entsteht teilweise aus Not, mangelnden finanziellen Ressourcen, den Lebensumständen aber auch aus dem Wunsch nach Gemeinschaft. Einer Gemeinschaft, in der gemeinsame Werte gelebt und geteilt werden können. Hier werden nicht nur materielle Ressourcen und Räumlichkeiten geteilt. Es entstehen auch Freiräume für ein Mehr an Miteinander und für einen verantwortungsvolleren Lebensstil mit einem geringeren ökologischen Fußabdruck. Auch das generationenübergreifende Miteinander spielt eine größere Rolle. Teilen und sich Austauschen wird als bereichernd und hilfreich betrachtet und nicht nur als Einschränkung.

Es gilt, einer Vielzahl von Bedürfnissen und Lebensstilen Raum zu bieten.

Doch welche Antworten können die verantwortlichen Architekten und Politiker auf die sich immer mehr und vielfältiger verändernden Lebensweisen geben? Welchen Beitrag können sie leisten, um das gesellschaftliche Miteinander und damit auch das Gesicht der Stadt und des Landes durch den Ausdruck der Bauform, Bautypologie und des Außenraums positiv zu prägen?

Positive Beispiele bilden bislang nur einen geringen Anteil. Die Verantwortlichen haben indes die Möglichkeit, den Raum weiter zu öffnen und alternative und experimentelle Formen des Wohnens zu unterstützen, ihnen sprichwörtlich den Boden zu bereiten, auf dem die unterschiedlichen Ideen aufgehen können. So kann die sich ausbreitende, anfällige Monokultur, die man in allen Lebensbereichen findet, durch positive und zukunftsfähige Modelle ersetzt werden.

Hier sind Politiker gefordert, Boden für alle bereit zu stellen. Die Architekten können dann gemeinsam mit den Beteiligten Lösungen für einen bezahlbaren, sozialen und lebenswerten Stadt- und Landkontext entwickeln. Dabei gilt es, neue Konzepte zu denken und umzusetzen. Zudem sollte der gemeinsame Lebensraum immer wieder neu verhandelt werden können. Denn nur so kann er sich lebendig und positiv entwickeln und erhalten werden.