15. Mai 2009

Baukulturelle Schätze des Landes

Richard Meier’s Arp Museum Bahnhof Rolandseck: Zugegeben, der weltweit geschätzte, der klassischen Moderne verpflichtete Architekt hat schon bedeutsamere Projekte ersonnen und realisiert. Und, zugegeben auch, die mitteleuropäische Museumslandschaft ist mit weitaus spektakuläreren Häusern besetzt... Alles in allem aber Anlass zur Freude über einen beachtlichen baukulturellen Zugewinn zugunsten unseres Landes.

Seine besondere Attraktivität bezieht Richard Meier’s Neubau in der von ihm bekannten Sprache vor allem aus seiner klar ablesbaren Struktur, eingebettet in das ansteigende Rhein-ufer oberhalb des historischen Bahnhofs Rolandseck und in Verbindung mit diesem.

Angestoßen wohl vor allem von dem umtriebigen Kunstkenner Johannes Wasmuth, der von ihm genährten Erwartung auf die Verfügbarkeit von Arpschen Originalabgüssen und dazu eines zugesagten kräftigen Bundeszuschusses im Zusammenhang mit dem Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin, hatten sich die in den 80er, 90er Jahren politisch Verantwortlichen in bester Absicht auf ein Engagement eingelassen, das sich aus heutiger Sicht als Abfolge beträchtlicher Problembewältigungsbedarfe erwies.

Eine überaus schwierige Gebäudeerschließung einschließlich daraus resultierender Kostenaufwendungen, Auflagen des Landschafts- und Denkmalschutzes sowie im weiteren Auseinandersetzungen um Rechtmäßigkeit und Verfügbarkeit von Abgüssen erwiesen sich als ernstzunehmende Belastungen für das junge Haus, mit Auswirkungen bis hinein in die Landespolitik.

Dabei präsentiert sich der Gebäudekomplex heute - gewissermaßen in der Abfolge der Burgen am Mittelrhein - als ein Bauwerk von unbezweifelbarer ästhetischer Qualität, die im Lande und darüber hinaus ihresgleichen sucht. Gewiss, Funktion und Dramaturgie der Gebäudeerschließung erscheinen - geschuldet der spezifischen topografischen Situation - zumindest auf den ersten Blick überdurchschnittlich aufwändig, gewöhnungsbedürftig und von eher bescheidener Ankündigungsqualität für Ausstellungsflächen, deren Bespielbarkeit sich in jedem Einzelfall als Herausforderung erweisen könnte. Andererseits, gerade diese vermeintlichen Schwächen - das zeigen bereits erste Ansätze - könnten sich nachgerade in Verbindung mit hinreißenden Ausblicken auf die Rheinlandschaft als beachtliche Inszenierungschancen erweisen.

Eindrücke jedenfalls, die der Verfasser dieses Beitrages an einem ganz normalen Sonntagvormittag - wie ebenso eine beachtliche Zuschauerzahl - gewinnen konnte, ungeachtet der eher überschaubaren Attraktivität des aktuellen Ausstellungsprogramms. Eine weitere Steigerung insoweit lässt die vertraglich gesicherte Verfügbarkeit der Sammlung Rau durchaus realistisch erscheinen.

Zusätzliche Alleinstellungsqualität könnte das Haus - selbst eine Ikone der späten Moderne - erlangen, wenn sich die Verantwortlichen zu einer Erweiterung des Ausstellungsspektrums - etwa für einen Bereich „Architekur der Moderne“ - entschließen könnten.

Einem Feld, in dem unser Bundesland durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten besitzt. Alles in allem jedenfalls Anlass zur Freude über einen beachtlichen baukulturellen Zugewinn zugunsten unseres Landes. Grund genug für einen Besuch allemal.

Günther Franz, Ehrenpräsident