"Mit welchen Erwartungen sind Sie denn heute Abend her gekommen?" überraschte Ralph Szepanski, ZDF-Journalist und Moderator, gleich zu Beginn eine Teilnehmerin des Parlamentarischen Abends, die sich im hinteren Drittel des Saales vor solcherlei Neugier sicher wähnte. Mit dem unkonventionellen Einstieg waren die rund 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und den Kammern nicht nur aus der üblichen Vortragsroutine gerissen, sondern auch mitten im Thema. Denn die befragte Sabine Maur, Vorstandsmitglied der Landespsychotherapeutenkammer, war wegen der Digitalisierung da. Einige Plätze weiter warf Landschaftsarchitekt Hermann-Josef Ehrenberg "Klimaschutz" als Stichwort ein. 19 Kammern hatten unter dem Titel "Infrastruktur: Digitalisierung, Deregulierung, Nachwuchsförderung" ins Landesmuseum Mainz, zurzeit Ausweichquartier des rheinland-pfälzischen Landtages, zum zweiten gemeinsamen Parlamentarischen Abend eingeladen.
Landtagspräsident Hendrik Hering konnte so ein hellwaches und auf eine interessante Gesprächsrunde gespanntes Publikum begrüßen, das sich je zur Hälfte aus Abgeordneten und Kabinettsmitgliedern sowie den Spitzen der einladenden Kammern speiste. Es folgten ein atemlos machender Einstiegssprint durch - so schien es - alle denkbaren Aspekte der Digitalisierung seitens der HWK Koblenz und ein Impulsvortrag des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Wirtschaftsministers Dr. Volker Wissing.
Ralph Szepanski steuerte die anschließende Gesprächsrunde mit den Fraktionen des rheinland-pfälzischen Landtages dann knapp 40 Minuten souverän durch die Fragen von 19 "Kammern in Rheinland-Pfalz". Gemeinsam forderten sie eine wettbewerbsfähige Infrastruktur für Rheinland-Pfalz, also intakte Verkehrswege und eine flächendeckende, schnelle Internetverbindung, sowie die Grundversorgung durch die dienstleistenden Freien Berufe und eine zukunftsfähige Nachwuchsförderung. Dass manche Deregulierung die flächendeckende Versorgung gerade im ländlichen Raum gefährden kann, wusste Dr. Kiefer, Präsident der Landesapothekerkammer einzuflechten. In der Parlamentarierrunde waren bis auf die CDU, die ihren baupolitischen Sprecher ins Rennen geschickt hatte, alle Parteien durch ihre Vorsitzenden vertreten.
Nach knapp zwei Stunden war das aufgerissene Themenspektrum zwar noch längst nicht vollständig durchmessen, jedoch einige konkrete Forderungen an die Politik des Landes gestellt, die im Anschluss im individuellen Gespräch weiter erörtert werden konnten.