27. April 2017

Die Zukunft ist digital

Vorstandsmitglied Uwe Knauth äußert sich in der Juni 2017 Ausgabe des Deutschen Architektenblattes über die fortschreitende Digitalisierung.

BIM (Building Information Modeling) ist noch kaum in unseren Fachkreisen angekommen, doch die digitale Entwicklung schreitet weiter fort. Es bedarf einiger Anstrengung hier Schritt zu halten und die Chancen zu nutzen.

Mit BIM als Planungsmethode wird es gelingen, objektbezogen digital Gebäudeplanungen und Gebäudeeigenschaften in einem Modell zu erarbeiten und den Prozessbeteiligten zur Verfügung zu stellen. BIM hilft vor allem bei komplexen Planungsaufgaben Schwachstellen aufzudecken und Kollisionen unterschiedlicher Planungsbeiträge zu vermeiden. Dies gewinnt vor dem Hintergrund dezentraler Planungsbearbeitung - zu jeder Zeit an jedem Ort - zunehmend an Bedeutung.

Die komplexen Inhalte eines Objekts, seien es Planungsinhalte oder Fach- und Produkteigenschaften, in ein Modell zu integrieren, erscheint vor dem Hintergrund permanent steigender Anforderungen an die Gebäudetechnik, Energiestandards und Fachnachweise sinnvoll. Die Arbeitsmethoden passen sich damit an die immer komplexer werdenden Planungsaufgaben an: Auf die ursprünglichen, manuellen Zeichnungen folgten die 2-D und 3-D-Bearbeitung am Computer, nun kommen fachübergreifende Planungsinhalte und Werkzeuge hinzu.

Mit dem Ziel, Projekte künftig termingerecht und kostensicher abzuwickeln, werden als weitere Dimensionen Zeit- und Kostenplanungswerkzeuge integriert. In der Industrie gibt es dies bereits seit Jahren. Somit können dann beispielsweise auch Lebenszyklusbetrachtungen bis hin zum Recycling unterstützt und strukturiert werden. Die hinterlegten Daten zum Bauwerk, über seine technische Ausrüstung und seinen energetischen Standard dienen als Grundlage, um aus Erfahrungswerten Prognosen für die zu erwartenden Nutzungskosten und den vermutlichen Energieverbrauch zu ermitteln.

Allerdings werden rein objektbezogene Datenmodelle ohne erweiterte Funktionen und ohne Vernetzung nach außen als Insellösungen stecken bleiben.

Schnittstelle zur Digitalisierung

Nur über eine digitale Verknüpfung lassen sich die zu kommunizierenden Datenmengen bewältigen und Dienstleistungen sowie ressourcenschonende Energieangebote auf Anfrage abrufen und einbinden. Hier setzen smarte Technologien an.

Am Beispiel der Neuentwicklung eines Gewerbegebiets lassen sich die Optimierungsmöglichkeiten durch Digitalisierung darstellen. Mit der Einbindung der öffentlichen Infrastruktur, der Energieversorger und der Unternehmen wird es möglich sein, Strom, Wasser, Wärme-, Gas, etc. zentral bereitzustellen und je nach Bedarf digital anzufordern und abzurechnen. Örtlich erzeugte Energie aus Photovoltaik und Solarthermie kann dann gemeinschaftlich genutzt und gespeichert werden. Mit der Integration eines hohen Anteils regenerativer Energieträger, der Implementierung von Energiespeichern und lokalen E-Mobilitätskonzepten kann die Erreichung der Klimaschutzziele unterstützt werden.

Mit intelligenten Sharing-Konzepten wird es möglich sein, von mehreren Unternehmen benötigte Räume und Einrichtungen anzubieten. Den beteiligten Unternehmen stehen dann im Bedarfsfall Besprechungsräume, Labore, Werkstätten, Fahr-zeuge und Catering zur Verfügung. Die Buchung, Vorbereitung und Abrechnung erfolgt digital. Die Synergieeffekte senken die Betriebskosten der beteiligten Unternehmen und sind ganz nebenbei ein Beitrag zur Suffizienz.

Fazit

Die Digitalisierung ist in vollem Gange. Smarte Technologien beschränken sich nicht mehr auf einzelne Gebäude (smart home), die öffentliche Infrastruktur (smart city) und Unternehmen (Industrie 4.0) werden sich digital vernetzen. Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung werden von neuen Handlungsfeldern für die Konzeption, die Planung und das Management der Projekte profitieren.

Mit der Neuentwicklung von Quartieren und Gebieten wird sich der Blick auch auf die bestehenden Strukturen richten und dort einen Handlungsdruck auslösen.

In Zukunft digital.

 

Archivbeitrag vom 27. April 2017