20. April 2009

Leitbild Bau

Die deutsche Baubranche hat sich erstmals in ihrer Geschichte auf ein gemeinsames Leitbild verständigt. Mit einem Grundsatzpapier will die Branche durch klare Qualitätsziele und Kooperationsvereinbarungen ihre Zukunftschancen stärken und ihr Image verbessern. Die großen Verbände der wichtigsten Akteure am Bau - von den planenden Berufen, über die Baustoffindustrie, die Baumaschinenindustrie, die ausführenden Unternehmen bis zur IG BAU - haben das "Leitbild Bau" unterzeichnet und Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee übergeben.

Tiefensee begrüßt die Initiative: "Die Bauwirtschaft ist eine Schlüsselbranche in Deutschland. Sie erwirtschaftet elf Prozent des Bruttoinlandproduktes und gibt 12 Prozent der Beschäftigten Arbeit. Gemeinsames strategisches Handeln ist das Markenzeichen einer wirtschaftspolitischen Zukunftsbranche. Der Schulterschluss der Bauwirtschaft setzt ein deutliches Zeichen beim Bewältigen der Konjunkturkrise", meldet das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.

Das Leitbild dokumentiert die in den vergangenen Jahren eingeleitete Wende in der Branche: Alle Akteure am Bau verpflichten sich auf die strategischen Ziele Nachhaltigkeit, Optimierung von Bauwerken über den Lebenszyklus, faire Kooperation und eine Stärkung des Qualitätswettbewerbs. Das schließt die konsequente Bekämpfung von illegaler Beschäftigung und Schwarzarbeit ein. Beim nachhaltigen Bauen hat die Branche den Anspruch, auch international eine Führungsrolle zu übernehmen.

Das Leitbild greift ebenfalls das Thema Qualifikation und Ausbildung auf. Dem bereits heute absehbaren Mangel an qualifizierten Facharbeitern und Bauingenieurinnen und -ingenieuren will die Branche mit attraktiven Arbeitsbedingungen als auch verstärkten Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie einer Imagekampagne begegnen.

Seit Mitte der 90er-Jahre hat die Bauwirtschaft - verstärkt durch die über viele Jahre rückläufige Baukonjunktur - einen harten Preiswettbewerb verzeichnet, der oft zu Lasten der Qualität des Gesamtproduktes ging. "Naturgemäß sind am Bau viele Akteure beteiligt, die sich in der Vergangenheit zu oft ausschließlich auf ihre singulären Interessen konzentriert haben - zum Nachteil der Branche als Gesamtheit", begründen die Akteure den bislang einmaligen Schritt.

Der Präsident der Bundesarchitektenkammer, Prof. Arno Sighart Schmid, erklärte zur Bedeutung der Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren: "Die Abkehr von den Diplomstudiengängen hat zu einer Absenkung des Ausbildungsniveaus und einer unübersichtlichen Anzahl von Studienabschlüssen geführt. Die Bundesingenieurkammer und die Bundesarchitektenkammer fordern eine Neuausrichtung des Bolognaprozesses mit dem Ziel, die Qualität der Ausbildung anzuheben. Für Architekten und Stadtplaner ist damit ein fünfjähriges Studium entsprechend UNESCO/UIA Charter for Architectural Education und für Bauingenieure mindestens sieben Semester unter Durchsetzung der fachlichen Standards des Akkreditierungsverbundes für Studiengänge des Bauwesens (ASBau) notwendig. Der bisher international gute Ruf der deutschen Architekten- und Ingenieurausbildung ist auf hohem Qualitätsniveau sicherzustellen."

Folgende Kammern und Verbände haben das Leitbild Bau unterzeichnet:

  • Bundesarchitektenkammer
  • Bundesingenieurkammer
  • Bundesverband Baustoffe - Steine und Erden
  • Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen
  • GEFMA Deutscher Verband für Facility Management
  • Hauptverband der Deutschen Bauindustrie
  • Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt
  • Verband Beratende Ingenieure
  • Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
  • Zentralverband Deutsches Baugewerbe
  • Zweckverbund Ostdeutsche Bauverbände

   

Archivbeitrag vom 20. April 2009