17. Oktober 2023

„Jung kauft Alt“ – Landleben 3.0

Uwe Knauth
Uwe Knauth
Foto: Kirsten Bucher, Frankfurt

Es gibt sie noch, die Bestandsimmobilie auf dem Land – bezahlbar und mit Potential.

Genau hier liegen Chancen, gerade bei steigenden Zinsen und Baukosten. Denn bestehende Gebäude, am besten Leerstände in Ortskernen, bieten über einen niedrigen Kaufpreis die Grundlage für einen günstigen Einstieg ins Wohneigentum. Das lockt immer mehr Menschen aufs Land, insbesondere Familien, die sich getreu dem Motto „Jung kauft Alt“ ihren Wunsch vom Eigenheim erfüllen. Die vorhandene Bausubstanz bildet dabei den Grundstock für das jeweilige individuelle Wohnprojekt, ohne graue Energie zu verschwenden. Architekt:innen und Innenarchitekt:innen heben mit bedarfsgerechten Konzepten die Bausubstanz auf ein neues Qualitätsniveau. Mit traditionellen Baustoffen wie Lehm und Holz und aktuellen Bautechniken wie Flächenheizungen lassen sich komfortable und behagliche Wohnlösungen entwickeln.

Die Möglichkeit, Dorfgrundstücke mit historisch unterschiedlichen Nutzungsbereichen in Zeitabschnitten bedarfsorientiert und klimagerecht weiterzuentwickeln, bildet eine weitere Einstiegschance zu bezahlbarem Wohneigentum. Nach der Wohnhaussanierung können die Nebengebäude peu á peu ihrer neuen Nutzung zugeführt werden.

Baulich stark verdichtete Ortskerne lassen sich mit der Entnahme einzelner brachliegender Gebäude lockern. So entstehen Freiräume für kommunale Infrastruktur. Die Materialien aus dem Rückbau können wiederum im Sinne der Kreislaufwirtschaft für die Restaurierung verbleibender Gebäude eingesetzt werden: Aus altem Deckengebälk wird neues Deckengebälk; alte Mauersteine werden wiederverwendet oder in den Außenanlagen eingesetzt.

Übergeordnetes Ziel ist stets die Revitalisierung von Ortskernen. Diese schließt neben der Schaffung von Wohnraum auch die Realisierung von Flächen für gemeinschaftliche Nutzungen mit ein. Den positiven Effekten einer Belebung bestehender Quartiere – ganz ohne neuen Flächenverbrauch, bestenfalls sogar mit einer Entsiegelung befestigter Flächen – stehen jedoch auch Bedarfe wie der Ausbau von Infrastruktur und Mobilität gegenüber. Überträgt man die Idee der 15-Minuten-Stadt aufs Land, so gewinnt die Konzentration in und um die Ortskerne an Bedeutung. Denn Ziele im Umkreis von 5 Kilometern sind in gut 15 Minuten mit dem Fahrrad erreichbar. Kurz gesagt:

Wenn wir die Potentiale des Bestands nutzen, ergreifen wir die Chance eines klimaschonenden Beitrags zur Lebensqualität.

Und das Ganze auch noch ohne neuen Flächenverbrauch.