11. Januar 2024

Gute Vorsätze 2024

Joachim Rind
Joachim Rind
Foto: Kirsten Bucher, Frankfurt

Bürokratieabbau und lösungsorientiertes Handeln

Zu den guten Vorsätzen im neuen Jahr gehört an nahezu erster Stelle der Abbau von Bürokratie und er zieht sich durch alle Bereiche des Lebens und Arbeitens.

Kaum ein Artikel, Vortrag oder Interview mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung, in dem nicht die überbordende, alles erschwerende, lähmende Bürokratie dafür verantwortlich gemacht wird, dass in unserem hochentwickelten, industriellen Land vieles nur im Schneckentempo oder überhaupt nicht funktioniert. Die Zunahme des Vorschriftendickichts kostet Unmengen Arbeitszeit, lähmt Engagement und Begeisterung und vernebelt Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten.

Häufig wird als Mittel zur Problemlösung die heilsbringende Digitalisierung genannt. Dabei geht es im Kern nicht um Instrumente des Alltags, sondern um tieferliegende, systemische Gründe. Immer mehr Verordnungen, Nachweise, Gutachten, Bestätigungen, Begründungen, Zertifikate und zusätzliche Anträge schaffen Arbeit für ganze Berufsgruppen. Für die eigentliche inhaltliche Leistung bleibt so nur noch ein Bruchteil der zur Verfügung stehenden Gesamtzeit übrig.

Wir müssen uns eingestehen, dass wir selbst, die Babyboomer-Generation, diese Barrieren zur Verhinderung effizienten Arbeitens geschaffen haben. Und da müssen wir ran – nicht halbherzig, sondern so, dass wir wieder handlungsfähiger werden. Die Digitalisierung ist da, wo sie richtig und konsequent eingesetzt wird, ein Segen und eine große Hilfe. Viele komplexe Vorgänge sind durch sie erst möglich und vor allem schneller und effizienter. Aber die Digitalisierung allein löst nicht die systemischen Fehler unserer auf reiner Absicherung beruhenden Strukturen. Eine simple Möglichkeit: Für jede neue Vorschrift oder Ergänzung müssen mindestens drei bisherige entfallen. Leicht gesagt … und möglich!

Die sich heute so schnell ändernden alltäglichen Problemstellungen in Kommunen und Ländern erfordern effiziente, rasche und mutige Entscheidungen, um handlungsfähig reagieren zu können. Denken wir nur an die Zeit, die vergeht, bis eine funktionierende Kita, Sporthalle oder andere öffentliche Einrichtung entsteht. Umständliche Vergabeverfahren und finanzielle Abhängigkeiten bestimmen den Verlauf. Unsere Kommunen und Landtage sind in ihren Einnahmen und Ausgaben nicht souverän. Projektförderung bestimmt von oben herab die Verteilung der Gelder. Der damit verbundene Prüfungs- und Verwaltungsaufwand ist allen Beteiligten wohl bekannt. Er lähmt die Kommunen und beschneidet deren Eigenverantwortung.

Aber das Klagen über Zustände schafft keine Abhilfe. Stellen wir unsere politischen Strukturen auf den Prüfstand und filtern heraus, welche Veränderungen wir benötigen, um die Herausforderungen künftig wirksam zu meistern. Fördern und fordern wir doch wieder Effizienz, Eigenverantwortung, Projektinitiativen – mutig, direkt und möglichst unbürokratisch. Lasst uns anfangen, unsere notwendigen Transformationsleitplanken einfach, verständlich und verlässlich zu gestalten. Damit aus Frust wieder Lust auf lösungsorientiertes Handeln wird.