18. August 2022

Frauen in der Architektur

Architektin Daniela Schäfer-Anell
Architektin Daniela Schäfer-Anell
Foto: Jennifer Weyland, Saarbrücken

Architektin Daniela Schäfer-Anell hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Kathrin Knieps-Vogelgesang die Arbeitsgruppe "Sichtbarkeit von Architektinnen" angeregt. Im DAB-Gespräch wirbt sie für mehr Selbstbewusstsein, Mut und Miteinander.

Frau Schäfer-Anell, Sie wurden erstmals in die Vertreterversammlung gewählt und engagieren sich zudem in der Trierer Kammergruppe. Was reizt Sie am Ehrenamt?

Das Ehrenamt bietet mir die Möglichkeit, Themen voranzutreiben, die mir besonders wichtig sind. Dazu zählen die Verbesserung der Sichtbarkeit von Architektinnen und Architekten, die Vernetzung aller am Baubeteiligten sowie die Förderung des Nachwuchses. Zudem schätze ich den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen, denn am besten geht es zusammen! Nur zusammen können wir berufspolitische Belange adäquat bearbeiten und damit einen Beitrag zum Erhalt sowie zur Förderung der Baukultur leisten.

Seit Kurzem leiten Sie die Arbeitsgruppe „Sichtbarkeit von Architektinnen“. Was sind die Ziele?

Unser Hauptanliegen ist es, die Sichtbarkeit von Architektinnen in der öffentlichen Wahrnehmung zu steigern und Best-Practice-Beispiele aufzuzeigen, die eine Inspirationsquelle für alle (angehenden) Architektinnen sein können. Ein echtes Herzensthema! Denn bereits im Studium und später dann im Berufsalltag kommen auf Architektinnen besondere Herausforderungen zu, wie ich gerade als „Neu-Mama“ am eigenen Leib erfahre. Neben drei Kolleginnen konnten Kathrin Knieps-Vogelgesang und ich auch einen Kollegen für die Arbeitsgruppe gewinnen, was uns besonders freut. Aktuell planen wir einen Workshop und eine Onlineplattform, auf der wir wichtige Informationen und Kontakte unter anderem zu den Themen Mutterschutz und Elternzeit gebündelt zur Verfügung stellen wollen.

Architektinnen sollten mutig und selbstbewusst sein und das positiv in die Welt tragen.

Wie kann es gelingen, dass Architektinnen mehr Raum in der öffentlichen Wahrnehmung einnehmen?

Grundsätzlich müssen wir Frauen uns trauen, uns selbst mehr Raum und Wertschätzung zu verschaffen, auch untereinander – gerade in der Baubranche, wo die Energie doch recht männlich ist. Wir sollten nicht alles als Kampf sehen, sondern lieber auf unsere weiblichen Stärken vertrauen und uns bewusst machen, wer wir sind, wer wir sein wollen. Das gilt es positiv und mutig in die Welt zu tragen. Mein persönliches Lebensmotto: Besser unperfekt starten, als perfekt zu zögern. Denn oftmals perfektioniert man Sachen so lange, bis der Zug abgefahren ist. Ängste beiseiteschieben und einfach mal machen! Das haben uns die Männer voraus. Ehrenämter anstreben und mitgestalten, Social Media fürs Marketing nutzen, die Homepage entstauben, sich Berufsnetzwerken anschließen – wenn man das beherzigt, kann es uns Architektinnen gelingen, mehr Raum in der öffentlichen Wahrnehmung einzunehmen.

Ein Sprichwort besagt „Tue Gutes und rede darüber“. Warum sind Kommunikation und Pressearbeit für Architekturschaffende wichtig?

Marketing ist wichtig, nicht nur für das eigene Büro, sondern für die Baubranche insgesamt. Schließlich betrifft Architektur jeden. Mit unserer Arbeit greifen wir in die räumliche Umgebung all unserer Mitmenschen ein und schaffen Orte, an denen sie sich wohlfühlen sollen. Durch gute Kommunikation und das Erläutern von Entwürfen können wir sie mitnehmen und für Bauvorhaben begeistern.

Sie betreuen den Instagram-Kanal der Trierer Kammergruppe, haben zwei Blogs (NetzwerkBau, architect your life) und unterstützen die Initiative „Frau liebt Bau“. Warum ist Netzwerken so wichtig?

Wir können voneinander lernen und profitieren. Netzwerken eröffnet neue Möglichkeiten, sorgt für nette Kontakte und anregende Gespräche und macht so das Leben schöner und lebenswerter.

Auf Ihrer Homepage ermutigen Sie gerade Mütter, sich bei Ihnen zu bewerben. Warum?

Ich komme aus einem Familienbetrieb und war dort jahrelang für die Personalakquise zuständig. In vielen Bewerbungsgesprächen musste ich immer wieder die Erfahrung machen, dass Mütter sich von vornherein für ihre Kinder erklären oder diese erst gar nicht erwähnen, damit ihnen das nicht als Nachteil ausgelegt wird. Das finde ich wirklich schlimm, zumal es sich die Baubranche angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels nicht leisten kann, auf gut ausgebildete Architektinnen zu verzichten. Flexiblere Arbeitszeiten sind hier der Schlüssel. Umgekehrt sind Mütter und natürlich auch Väter, die die Kinderbetreuung übernehmen, oft gut organisiert und sehr motiviert.

Das Interview führte Lena Pröhl.