26. Januar 2021

Familienzentrum in Bingerbrück

1. Preis: STUDIOBORNHEIM Unger Ritter Architekten, Frankfurt, mit hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin
Visualisierung: STUDIOBORNHEIM Unger Ritter Architekten, Frankfurt, mit hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin

Nichtoffener Realisierungswettbewerb

Die Stadt Bingen am Rhein plant im Stadtteil Bingerbrück ein neues Familienzentrum zu errichten. Der rund 1.875 Quadratmeter große Neubau soll Platz für eine sechsgruppige Kindertagesstätte sowie Räume für eine Beratungs-, Begegnungs- und Bildungsstätte für Familien bieten und sich gut in die städtebaulichen und topografischen Strukturen einfügen. Die Gestaltung der Freifläche mit vielfältigen Spiel- und Bewegungsangeboten für die Kita war ebenfalls Bestandteil der Wettbewerbsaufgabe. Beim ausgelobten nichtoffenen Realisierungswettbewerb vergab das Preisgericht drei Preise und zwei Anerkennungen.


1. Preis

Der erste Preis ging an STUDIOBORNHEIM Unger Ritter Architekten (Frankfurt) mit hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH (Berlin). Die Verfasser präsentieren einen einfachen Gebäuderiegel entlang der Hildegardisstraße, der die Maßstäbe der umgebenden baulichen Strukturen respektiere und sich trotz betont sachlich-zeitgemäßer Formsprache gut einfüge, lobte die Jury. Der Zugang zur Kita liegt an der Ecke Hildegardis-/Wigbertstraße, der Eingang zum Familienzentrum an der Ecke Hildegardis-/Metzrothstraße. Folgerichtig befinde sich das Familienzentrum im untersten Geschoss, die Kita in den beiden darüber liegenden Ebenen, wie bereits von außen ablesbar: Das Sockelgeschoss ist eine Stahlbeton-Massivbau-Konstruktion, die beiden Obergeschosse eine Holzkonstruktion in Leichtbauweise. Eine großzügige Treppen- und Aufzugsanlage verbindet alle Bereiche miteinander. Besonders angetan war die Jury von den durch belichtete Nischen gut gegliederten Spielflurzonen im Kita-Bereich. Die kompakte Bauweise ermögliche einen zu den Seiten offenen Freiraum mit unterschiedlichen Nutzungsbereichen, zumal durch Aufweitung des Straßenraumes am Eingang zur Kita auch der öffentliche Raum in das Geschehen mit einbezogen werde. Insgesamt handele es sich um einen gelungenen Entwurf, der durch seine zurückhaltende Erscheinungsform einerseits und durch gute Gebäudeorganisation andererseits überzeuge, so das Fazit.


2. Preis

Der zweitplatzierte Entwurf der Bau Eins Architekten BDA (Kaiserslautern) mit Bauer.Landschaftsarchitekten (Karlsruhe) sieht einen klaren, dreigeschossigen Baukörper vor, der sich L-förmig in die städtebauliche und topografische Situation integriert. Die Kubatur werde durch wenige großformatige Öffnungen spannungsvoll gegliedert, lobte die Jury. An der Hildegardisstraße erhielten Kita und Familienzentrum eine klare Adressbildung: Trotz separater Zugänge ermögliche das L-förmige Foyer die gewünschten Synergien einer gemeinsamen Nutzung von großem und kleinem Mehrzweck- und Therapieraum. Auch das kompakte Raumprogramm und die gute Orientierung überzeugten. Die Gruppenräume sind auf zwei Ebenen an einer gut belichteten Spielstraße angeordnet und zum Freibereich orientiert, jeweils mit eigenem Zugang ins Freie. Der Dachgarten schaffe einen besonderen Erlebnisraum. Ein Spielband mit unterschiedlichen Angeboten überbrücke zudem geschickt die Topographie und schaffe einen gelungenen Übergang zum unterhalb liegenden Gebäude. Der kompakte Entwurf zeige ein reduziertes, gut proportioniertes Fassadenbild, das zum Freiraum noch verbesserungswürdig sei, so die Jury.


3. Preis

Mit einem dritten Preis wurde der Entwurf der MGF Architekten Mahler Günster Fuchs mit W+S Wiedemann + Schweizer (beide Stuttgart) bedacht, der eine straßenraumbegleitende Gebäudeabwicklung vorsieht. Die eindeutige räumliche Gliederung zwischen Kita und Familienzentrum sowie die gefaltete Dachlandschaft wurden positiv bewertet, ebenso der harmonische Materialkanon – Stahlbetonskelettkonstruktion mit Holzlamellenfassade und Zinkblecheindeckung –, der eine nachhaltige, wirtschaftliche Gebäudeerstellung verspreche. Nachbesserungsbedarf sah die Jury jedoch bei der inneren Erschließung und Gestaltung des Freibereiches. Der in die Gebäudekubatur eingebundene ebene Hof sei dennoch gut nutzbar, zumal er eine räumliche Fortsetzung im offenen Treppenhaus erfahre und für gute Belichtung der angrenzenden Räume sorge.


Anerkennungen

Mit Anerkennungen würdigte die Jury die Arbeiten von mvm+starke mit club L94 (beide Köln) und Eichler Architekten GmbH (Alzey) mit Harald Heims Büro für Grünplanung (Mainz).