21. April 2020

Wie Architekturbüros die Coronakrise meistern

Wir haben vier Büros in Rheinland-Pfalz gefragt, wie sie mit der Coronakrise umgehen und derzeit ihre Arbeit organisieren. Wir wollten wissen: Ist Homeoffice für ein Architekturbüro sinnvoll und möglich? In welchem Umfang wenden Sie es an? Welche guten Tipps haben Sie für andere Büros und Büroinhaber*innen in der derzeitigen Lage? Und wie sieht Ihre Prognose für die Zukunft aus?

Joachim Rind

Rund 80 Prozent unserer Mitarbeiter*innen arbeiten momentan im Homeoffice, was technisch sehr gut funktioniert. Die übrigen Mitarbeiter arbeiten im Wechsel im Büro, sodass der Mindestabstand immer gewahrt wird. Neben Hygienestationen mit Desinfektionsmöglichkeiten werden häufig benutzte Gegenstände wie Oberflächen, Türgriffe, Tastaturen und Telefone etc. zweimal täglich desinfiziert. Besprechungen und Konferenzen finden nur noch als Telefon- oder Videokonferenzen statt - die technische Einrichtung wurde rasch ergänzt. Auch wenn sich vieles nicht freiwillig und in Ruhe, sondern notwendigerweise und im Hauruck-Verfahren in unserem Alltag geändert hat, so können doch auch positive Erfahrungen für spätere normale Lebens- und Arbeitsbedingungen mitgenommen und genutzt werden, insbesondere die Möglichkeit, Reisen zu Präsenzterminen zu reduzieren und sich per Videokonferenz abzustimmen. Wir haben bereits jetzt Probleme mit stillgelegten Baustellen - vorwiegend im Gesundheitsbau. Für die ansonsten bauüberwachenden Mitarbeiter*innen mussten wir schnell andere Aufgabenfelder finden, was uns auch gelungen ist. Glücklicherweise konnte hier die Erstellung von Leistungsverzeichnissen vorgezogen werden. Nichtsdestotrotz hoffen wir auf eine baldige Lockerung der Arbeitsbedingungen. Geduld und Durchhaltevermögen sind gefragt!

 

Carolin Seegmüller

Zu unseren wichtigsten Maßnahmen zählen Homeoffice und Videokonferenzen. Es ist erstaunlich, wie viel ohne physische Anwesenheit geht. Wir haben aktuell viel mehr interne Abstimmungen über Projektstände und dadurch eine größere Nähe zum Mitarbeiter und zum Projekt. Mein Tipp: Änderungen als Chance für langfristige Verbesserungen sehen! Zum Beispiel weg von der Anwesenheitskultur hin zu innovativen, zeit- und ressourcensparenden Meetings. Das verringert auch den Pendelwahnsinn, zumal die Zeit, die durch wegfallenden Meetings entsteht, unternehmerische Themen genutzt werden kann. Ich denke, nach einer Durststrecke, die sicher noch ein paar Monate anhält und in der einige Projekte ins Stocken geraten werden, wird unser Berufsstand ohne langfristige Schädigungen und mit diversen Konjunkturpaketen gestützt wieder auf einem allerdings etwas niedrigeren und somit auch "gesünderem" Niveau als vor der Coronakrise weitermachen können.

 

Uwe Knauth

Die Erfahrung der zurzeit krisenbedingten Kommunikation zeigt, dass nicht alle Termine als Präsenztermine durchgeführt werden müssen. Hier liegen Chancen für besseres Zeitmanagement und verantwortungsbewussteren Umgang mit Ressourcen und Natur. Aktuell arbeiten wir bis zu 70 Prozent im Homeoffice, halten konsequent großen Abstand untereinander, im Büro wie auch auf den Baustellen, und weisen Dritte darauf hin. Fast alle Besprechungen laufen über Telefonkonferenzen. Mein Rat: Halten Sie den Kontakt zu Auftraggebern und führen Sie Projekte unter Beachtung der sicherheitsrelevanten Aspekte fort. Die Kammer informiert Sie über alles Wichtige. Sie unterstützt mit aktuellen Angeboten auf der Homepage und ist bei Fragen jederzeit ansprechbar. Unser Büro hat bereits das Webinarangebot genutzt, zum Thema Bauabwicklung unter Corona-Einfluss. Die Krise regt zum Nachdenken und Umdenken an. Es ist spannend, unsere Zukunftsstrategien mit den gewonnenen Erkenntnissen fortzuschreiben: mehr Suffizienz, mehr Qualität durch weniger Tempo, mehr Umweltbewusstsein bei der Organisation der Tätigkeiten!

 

Heike Röttgen

Arbeitsabläufe müssen angepasst und Risiken minimiert werden: Wir arbeiten daher in Schichten und haben keinen persönlichen Kontakt mehr zu den anderen Bürostandorten. Es ist wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben und konkrete Sachlagen differenziert zu betrachten und dementsprechend zu handeln. Pauschale Krisenszenarien helfen wenig. Bei allen Beschränkungen und bei aller Unruhe sehe ich unsere Branche nicht als eine an, die so unmittelbar betroffen ist wie viele andere. Wir können uns auf Veränderungen einstellen und haben Vorlaufzeit für Reaktionen, weil bei uns das Geschäft nicht von einem auf den anderen Tag wegbricht. Zwischendrin auch mal bewusst abschalten vom Dauerthema Corona und offen für Austausch sein, hilft.