12. November 2021

Auf Halde - Bauschutt

Titelbild der Podcastfolge "Auf Halde - Bauschutt" - Montage mit Schutthalde
Foto: Kristina Schäfer, Mainz

Immer, wenn Altes abgerissen oder umgebaut wird, fällt Bauschutt an. Dieses Material möglichst sinnvoll zu verwerten, ist Aufgabe des Bauschuttrecyclings und damit Thema der vierten Folge der Podcastreiehe „Kreislaufwirtschaft“

 

 

Zirka zwei Tonnen Bauschutt fallen bundesweit pro Jahr und Einwohner an. Das ist rund viermal soviel, wie das pro Kopf produzierte Hausmüllaufkommen – ein riesiges Problem also und eines, das uns auf Jahrzehnte erhalten bleibt. Wie Ressourcenschonung und Wirtschaftlichkeit beim Thema Bauschutt zusammengebracht werden können, was überhaupt zu recyceln ist und was ausgeschleust werden muss oder wo die wiedergewonnen Materialien am sinnvollsten eingesetzt werden können, dazu diskutierten Dr. Wilhelm Nonte, Philipp Rosenberg und Hermann-Josef Ehrenberg. Dr. Nonte leitet die Abteilung Kreislaufwirtschaft im rheinland-pfälzischen Landesamt für Umwelt, Philipp Rosenberg ist Geschäftsführer des Industrieverbands Steine und Erden in Neustadt. Hermann-Josef Ehrenberg ist Landschaftsarchitekt und Vorstandsmitglied der Architektenkammer.  Sowohl das Landesamt als auch der Industrieverband sind gemeinsam mit der Architektenkammer Rheinland-Pfalz im Bündnis „Kreislaufwirtschaft am Bau“ aktiv.

Das etwa einstündige Gespräch nahm die aktuelle Situation in Rheinland-Pfalz in den Blick. Deponieraum ist knapp und teuer? Nicht überall, so die überraschende Erkenntnis, allerdings gebe es örtliche Engpässe. Teuer und hinsichtlich der CO2-Belastung kritisch zu werten sei – so die Experten – in erster Linie ein zu weiter Transport, wobei „zu weit“ bereits für Fahrstrecken um die 30 Kilometer angesetzt wurde. Ortsnahe Aufbereitung und Verwendung, darum gehe es – ohne eine sorgfältige Planung und gute Einbindung der Betriebsflächen sei das kaum denkbar. Denn die müssen zum einen für eine abschließdende Lagerung von Schadstoffen wie asbesthaltige Abfälle oder pechhaltigen Straßenaufbruch herhalten aber auch für die Lagerung diverser Bauschuttkornfraktionen für die Baustoffproduktion. 

Doch welche Sekundärbaustoffe werden überhaupt erzeugt? Der überwiegende Teil der Recyclingbaustoffe wird nicht zum RC-Beton. Er wird als Frostschutzschicht in den Unterbau von Straßen eingebracht. Ein „Downcycling“, das man dringend anpassen sollte? Auch dazu hatten Dr. Nonte, Philipp Rosenberg und Hermann-Josef Ehrenberg eine ebenso klare wie einmütige Ansicht. Ein Aspekt in den Überlegungen: Der beste Anteil des Bauschutts tauge für RC-Beton, er sichere aber als Zumischung im Straßenbau auch eine ausreichende Qualität für andere, weniger attraktive Fraktionen. Ohne ihn als stabilisierenden Anteil, sinke dort womöglich sogar die Recyclingquote des verbleibenden Rests, von dem dann mehr deponiert werden müsste. Die These: Gleich wo, es geht beim Recycling darum, möglichst viele Primärstoffe einzusparen. 

Die Jahrhundertflut im Ahrtal hat zusätzlich gewaltige Schuttberge hinterlassen. Auch an der Ahr will man den mineralischen Bauschutt aufbereiten und wiederverwerten. Die hohen Anteile von Sperrmüll und Organik dürften eine Aufbereitung jedoch teuer machen...

Prof. Dr. Nonte sprach über die Deponieraum-Kapazitäten in Rheinland-Pfalz.     

Er leitet die Abteilung Kreislaufwirtschaft im Landesamt für Umwelt und ist damit zuständig für die Bereiche Abfallwirtschaft, Bodenschutz und Ressourceneffizienz.

Herr Dr. Nonte ist seit vielen Jahren, man kann Jahrzehnte sagen, im Landesamt mit den Anforderungen an die Verwertung mineralischer Abfälle befasst. Er ist Vertreter der LAGA (Länderarbeitsgemeinschaft Abfall)

in den Sachverständigenausschüssen "Gesundheit“ und „Umweltschutz" beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt), im  Normungsausschuss des DIN,

> im Normenausschuss „005-07-15 AA Arbeitsausschuss Gesteinskörnungen“ beim Deutschen Institut für Normung (DIN),

> und im Technischen Ausschuss Umwelt des Deutschen Ausschusses für Stahlbeton (DAfStb).

In diesen geht es auch um den Einsatz von Abfällen in Bauprodukten.

 

Die Verwendung von Bauschutt im Straßenbau als "Downcycling" zu bezeichnen, davon hält Philipp Rosenberger nicht viel  

Von 2008 bis 2012 war er Rechtsanwalt in der Kanzlei Schüssler, Pöschke, Schnarr, Rosenberg in Weinheim. Von 2009 bis 2012 absolvierte er berufsbegleitendes das Studium Master of Laws LL.M. „Europäisches und Internationales Wirtschaftsrecht“ an der Universität Wie. Seit 2012 war er Syndikusrechtsanwalt in der Rechtsabteilung der Industrieverbände Neustadt e.V. (IVN), Neustadt a.d. Wstr. Seit 2020 ist er Geschäftsführer des Verband Steine Erden e.V. Neustadt (VSE).

Philipp Rosenberg war bis 2020 ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Ludwigshafen, ist Mitglied im Verwaltungsausschuss der Agentur für Arbeit Kaiserslautern - Pirmasens, ist Mitglied der Vertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung, Rheinland-Pfalz und Mitglied im Beirat des Jobcenter Deutsche Weinstrasse. Seit 2020 ist er ehrenamtlicher Richter am Bundesarbeitsgericht BAG.

 

Kammervorstand Hermann-Josef Ehrenberg war lange Jahre als freischaffender Landschaftsarchitekt in Kaiserslautern tätig. Sein besonderes Interesse zielt auf den öffentlichen Raum zu Zeiten des Klimawandels      

Sein besonderes Interesse zielt auf den öffentlichen Raum zu Zeiten des Klimawandels. Als Vorstandsmitglied der Architektenkammer Rheinland-Pfalz ist er für den Haushalt zuständig und Vorsitzender des Haushaltsausschusses der Bundesarchitektenkammer.

In Rheinland-Pfalz hat er außerdem die Reihe "Reformation und Architektur" initiiert, MEHR
und setzt sich für das Thema Inklusion ein. MEHR