Architektur der Nachkriegsmoderne war das Thema unserer dritten anerkannten Fortbildung für Lehrkräfte am 9. Juli 2022.
Schon im zweiten Jahr bietet die Architektenkammer Rheinland-Pfalz in Kooperation mit dem Pädagogischen Landesinstitut anerkannte Fortbildungen für Lehrkräfte zu Architektur an. 2022 ging es am 9. Juli los mit dem Thema „Nachkriegsmoderne“. Das Zentrum Baukultur am Brückenkopf war dafür der perfekte Veranstaltungsort, gehört das Bauwerk doch zum Gesamtensemble der Rathausbebauung von Otto Weitling und Arne Jacobsen von 1973.
Nach einem Vortrag in akademischer Länge, machte sich die Gruppe mit Kursleiter Dr. Dr. Arne Winkelmann und Lehrkräften aus Koblenz, Ingelheim, Oppenheim, Mainz, Alzey und Frankenthal auf zum Stadtspaziergang.
Erste Station war das derzeit eingerüstete Mainzer Rathaus. Durch die großräumlichen Zerstörungen infolge des 2. Weltkrieges bot sich die Chance, das Gebiet vom Rhein, über den Brand zum Marktplatz städtebaulich neu zu gestalten und die Altstadt durch einen breiten Übergang über die Rheinstraße, der als solcher von den Fußgängern nicht wahrgenommen wird, mit dem Rathaus und dem Rheinufer zu verbinden. Am Standort entstand auch die Rheingoldhallte mit ihrem auffälligen Faltdach von Architekt Heinz Laubach (1968). Auf der nördlichen Seite des Rathausplateaus folgte Anfang der 1970er Jahre der Bau des signifikanten Rathauses, das sich aktuell in einer umfassenden Sanierung befindet. Über die Fußgängerbrücke ging es nach Süden in die Mainzer Altstadt, deren verwinkelten Charakter man auch bei der Altstadtsanierung ab 1972 zu erhalten versuchte.
Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Arne-Jacobsen-Stuhl
Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Der Brand, ein gutes Beispiel dafür, dass die kleinen Gässchen des Vor-Kriegs-Mainz nicht der Nachkriegsmodernen zum Opfer fielen
Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Erste Entwurfsplanung
Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Bastelbeginn
Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Es sind schon Formen zu erkennen
Architektenkammer Rheinland-Pfalz
Entwurfsdiskussion mit Fachmann
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Fertig!!
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Vorstellung der fertigen Modelle
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Nach einem Mittagsimbiss ging es für die Teilnehmenden in die kreative Phase mit einem praktischen Workshop. Die Aufgabe war es, ein Modell eines 1950er-Jahre Pavillons zu bauen mit den Vorgaben: bevorzugte Form ist die Rotunde, keine Neuinterpretation, mit den Materialien Pappe, in den Farben Rot, Blau, Gelb, Grün und Grau, und Fensterfolie. Das Motto sollte sein "weniger ist mehr".
Anhand der Ergebnisse wurde am abschließend herausgearbeitet, wie das Thema in ein Projekt in den Unterricht eingebaut werden kann, für welche Altersgruppe es geeignet ist, welche Einführungen und welcher zeitliche Rahmen vorzusehen ist.
im Workshop entstanden: Modell eines Pavillons
Foto: Andrea Seitz-Wollowski, Mainz
im Workshop entstanden: Modell eines Pavillons
Foto: Andrea Seitz-Wollowski, Mainz
im Workshop entstanden: Modell eines Pavillons
Foto: Andrea Seitz-Wollowski, Mainz
Ergebnis aus dem Workshop: Modell Pavillon
Foto: Andrea Seitz-Wollowski, Mainz
Ergebnis aus dem Workshop: Modell Pavillon
Foto: Andrea Seitz-Wollowski, Mainz
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Hintergrund
Die Moderne kam nach dem Zweiten Weltkrieg - quasi als Re-Import – ab den 1950er Jahren wieder zurück nach Deutschland. Die Lehrenden des Bauhauses hatten sie im Exil in den USA weiterentwickelt und dominierten mit ihrer Formensprache das Bauwesen der westlichen Welt. Der Wiederaufbau des zerstörten Deutschlands und die Bekämpfung der Wohnungsnot brachten eine Vielzahl an Gebäuden hervor, die durch Schlichtheit und Einfachheit geprägt waren.
Doch diese Reduktion zeigte bis in die frühen 1970er Jahre auch eine gewisse Monotonie und Uniformität der Architektur, die es bis heute schwermacht, die Qualitäten der Nachkriegsmoderne ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die geringe Würdigung der Architektur zeigt sich zum Beispiel auch in der Bezeichnung „Bauwirtschaftsfunktionalismus“. Unterschiedliche Meinungen zum Wert der Gebäude offenbaren sich besonders, wenn über deren Erhalt und Sanierung contra Abbruch in der Gesellschaft diskutiert wird.
Worin bestehen nun die Qualitäten dieser Bauten? Warum sind sie schützenswert? Und gab es verschiedene Richtungen und Tendenzen in der Nachkriegsarchitektur?