15. November 2023

Vertreterversammlung in der Kammer

Vertreterversammlung
Herbstsitzung am 10. November 2023 in der Landesgeschäftsstelle in Mainz
Foto: Kristina Schäfer, Mainz

Am 10. November fand die Herbstsitzung nach drei Jahren zum ersten Mal wieder in der Landesgeschäftsstelle in Mainz statt.

Architektur, KI und die digitale Zukunft

Für den traditionellen Gastvortrag „Architektur, KI und die digitale Zukunft“ war Dr. Dietmar Köring aus Köln per Video zugeschaltet. Er forscht und lehrt an der Kunstakademie Lettlands und ist Mitglied der Ad-hoc-Arbeitsgruppe der BAK für KI. Der Angst vor KI müsse man entgegenwirken. „KI ist Software, ein Algorithmus, kein Roboter“, so Dr. Köring. Sie sei eine Chance für den Berufsstand, jedoch würde das Berufsbild, so wie man es kenne, sich wandeln. In der Anwendung könne KI das Planen beschleunigen und effizienter machen, genauso wie die Gebäude oder die Stadtplanung selbst. Kritisch merkte er an, dass KI immer auf Daten basiere, die nicht frei zugänglich seien und den Global Playern gehörten. Dabei stelle sich die Frage, was mit den Daten passiere. BIM werde hier eine zentrale Rolle spielen. Mit Blick auf den Berufsstand war sein Appell hinsichtlich der EU einheitlichen Datenschutzrechte: „Der Trend der Alleinhaftung von Planenden muss unterbrochen werden.“

Bericht des Vorstands

Für die 2021 gewählten Mitglieder war es die erste Vertreterversammlung in der Mainzer Geschäftsstelle. Präsident Joachim Rind begrüßte alle herzlich und nannte eingangs die aktuellen Schwerpunkte der Vorstandsarbeit. Den Wiederaufbau des Ahrtals, die Digitalisierung der Ämter und die Planungen zur BUGA 2029 im Welterbe Oberes Mittelrheintal hob er dabei hervor. Rind betonte, wie wichtig die Kontakte zur Landes- und Kommunalpolitik seien; seit April hatten die Vorstandsmitglieder rund 15 Gesprächstermine wahrgenommen. Im Bereich des Baurechts vertritt der Vorstand auf vielen „Baustellen“ die Interessen des Berufsstandes. Die Abschaffung von § 3 Abs 7 Satz 2 VgV führe dazu, so Vizepräsidentin Edda Kurz, dass durch die Addition aller Planungsleistungen, also auch der Ingenieursleistungen, schon kleine öffentliche Bauvorhaben mit einem Gesamtvolumen von unter einer Mio. Euro in der Planung europaweit auszuschreiben seien, während die entsprechenden Bauleistungen, deren Schwelle bei über fünf Mio. Euro liege, noch im Unterschwellenverfahren vergeben werden könnten. Eine Überlastung der öffentlichen Hand sei absehbar, praktikable Lösungen noch nicht wirklich in Sicht. Gegen die sogenannte „kleine Bauvorlage“ in Rheinland-Pfalz haben die Architekten- und die Ingenieurkammer zusammen mit der Verbraucherzentrale seit dem Sommer gekämpft. Das Thema „LBauO“-Novelle gehe auf ein seitens der EU angedrohtes Vertragsverletzungsverfahren zurück. Allerdings habe die Bauministerkonferenz mit der Änderung der Musterbauordnung, der die geplante Novelle der LBauO in Rheinland-Pfalz folgt, weit über das der EU angemahnte Feld hinausgegriffen. Noch lau-
fe die Diskussion, ob sie sich gänzlich verhindern lasse sei offen, auch wenn sich hinsichtlich der möglichen Ausgestaltung aus Sicht der Kammer Fortschritte abzeichneten. Auch bei der Neufassung der Schulbaurichtlinie, die bereits ab Januar 2024 gelten soll, habe man Interessen des Berufsstandes miteinbringen können. Die Transformation „vom Raumprogramm zum Flächenkonzept“ ermögliche die bauliche Umsetzung neuer pädagogischer Konzepte und deren Fördermöglichkeit. Zudem sei die Phase 0 als interdisziplinärer Prozess neu implementiert worden. Von dieser
Option Gebrauch zu machen, davon müssten nun auch die Schulträger überzeugt werden.

 

Haushalt

Vor allem steht die Herbstsitzung aber unter dem Zeichen von Haushalt und Finanzen. Der Kammerhaushalt 2022 schloss mit einem Volumen von 2,97 Millionen Euro unter Verzicht auf die geplante Rücklagenentnahme ab. Vorstandsmitglied Uwe Knauth war aus der „häuslichen Isolation“ zugeschaltet, um den Haushaltsplan 2024 mit einem Volumen von 3,99 Millionen Euro (inklusive Investitionsetat) vorzustellen. Der Jahresbeitrag wurde auf 1.047 Euro festgesetzt, für angestellte Mitglieder und Beamte auf 261,75 Euro. Die Vertreterversammlung, das höchste Gremium der berufsständischen Selbstverwaltung der rheinland-pfälzischen Architektenschaft, entlastete den Vorstand der Kammer, die Hauptgeschäftsführerin und die Rechnungsprüfenden für 2022 und beschloss einstimmig den Haushalt für das kommende Jahr.

Abschied und Neuanfang

Stadtplanerin Kristina Oldenburg aus Mainz wurde einstimmig zur Nachfolgerin von Frank Böhme in den Vorstand gewählt. Ab 2024 wird sie die Interessen der 94 Stadtplanerinnen und 165 Stadtplaner im Vorstand vertreten. Frank Böhme wurde nach 16 Jahren des ehrenamtlichen Engagements in den Ruhestand verabschiedet. Ein weiterer Abschied mit herzlichem Dank galt der „Seele des Unternehmens“, wie Präsident Rind Ursula Wege umschrieb. Nach 56 Jahren unermüdlicher Tätigkeit im Bereich Haushalt, Finanzen und Personal verlässt sie die Geschäftsstelle zum Jahreswechsel.