09. Januar 2023

Schule der Zukunft

Townhall @ Schule der Zukunft
Mit einer Grußbotschaft eröffnete Elke Schott, Abteilungsleiterin im Ministerium für Bildung, die Towenhall "Schule der Zukunft".
Foto: Kristina Schäfer, Mainz

Was einen zukunftsfähigen Schulbau ausmacht, darüber diskutierten Gäste aus Politik, Verwaltung, Schulen und Architektenschaft bei den Town Halls des Bildungsministeriums in Worms und Westerburg. Die Kammer war Mitveranstalterin.

Frontalunterricht in separaten Klassenräumen war gestern. Künftig sollen offene Lernlandschaften zu selbstorganisiertem Lernen und Arbeiten in unterschiedlichen Gruppengrößen einladen. Wie sieht aber moderner Schulbau im 21. Jahrhundert aus? Wie wird eine Schule zum Lern- und Lebensraum, in dem sich alle wohlfühlen? Diese und weitere Fragen waren Anlass zweier Town Hall Veranstaltungen, deren Ergebnisse in die Neufassung der Schulbaurichtlinie für Rheinland-Pfalz einfließen sollen. Während mit der Pfrimtalschule in Worms ein nahezu fertig gestellter Neubau im Mittelpunkt stand, für den das Ludwigshafener Architekturbüro a | sh verantwortlich zeichnet, ist die Berufsbildende Schule Westerburg ein gelungenes Beispiel für Umbau im Bestand. Durch Öffnung und Erweiterung der Flure wurden hier offene Klassenräume geschaffen, die sich um einen gemeinsamen Marktplatz gruppieren.

„Denken Sie Schule neu!“ forderte Elke Schott, Abteilungsleiterin im Bildungsministerium, deshalb zur Begrüßung in Worms. „In Rheinland-Pfalz haben wir rund 1.600 Schulen. 45 davon, mit unterschiedlichsten Profilen haben sich als `Schulen der Zukunft´ auf den Weg gemacht“, so Schott weiter. Die Schulen waren im Zuge eines Bewerbungsprozesses 2021 ausgewählt worden und sollen als Leuchtturmprojekte für mehr Innovation im Schulalltag in Rheinland-Pfalz sorgen.

In ihrer Videobotschaft sprach Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig über die Herausforderung, den Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft zu meistern: Gutes und Erprobtes müsse fortgeführt, Innovationen den nötigen Raum gegeben werden. Dabei müsse jede Schule den Wandel zur `Schule der Zukunft´ mit ihren individuellen Schwerpunkten und in ihrem eigenen Tempo vollziehen. Nicht zuletzt mit dem Ausbau zur Ganztagsschule rücke die Schule als Wohlfühlort immer stärker in den Fokus, gewinnen Aspekte der Ästhetik zunehmend an Bedeutung, so die Ministerin. 

Schule gestern, heute und morgen. Darum ging es im anschließenden Impulsvortrag von Barbara Pampe, Architektin und Vorständin der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft. Früher galt „One size fits for all“, sprich ein Raum mit 60 Quadratmetern für bis zu 30 Schülerinnen und Schüler, eine Lehrkraft, ein Unterrichtsfach. Diese additive Struktur sei längst nicht mehr zeitgemäß, die Flurschule überholt. Schließlich haben neue Anforderungen wie Digitalisierung, Inklusion und Ganztag zu einem Paradigmenwechsel geführt, so Pampe. Es bestehe dringend Handlungsbedarf. Der bundesweite Investitionsrückstand bei Schulen liege derzeit bei 46,5 Milliarden Euro.

Um alte Denkmuster aufzubrechen, lohne ein Blick nach Dänemark und die Niederlande, die Vorreiter im Schulbau sind: Hier eine Grundschule, deren Außengelände fester Bestandteil des Quartiers ist (Skolen i Sydhavnen, Kopenhagen/DK), dort  eine Schule mit Stadtteilbibliothek im Foyer (Vleugelschool Zuid & Park, Appeldoorn/NL). Aber auch hierzulande gibt es innovative, zukunftsweisende Beispiele: Etwa die mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnete Alemannenschule in Wutöschlingen (Baden-Württemberg), die individualisiertes Lernen in Lernateliers bietet oder die Berufliche Schule Eidelstedt BS24 in Hamburg mit offener Lernlandschaft und 50 Quadratmeter großen Inputräumen ohne Türen oder Bestuhlung. Dass es nicht immer der klassische Schulbau sein muss, zeigen ein Berufsschulzentrum in einer ehemaligen Bleihalle in den Niederladen (Roc van Twente, Hengelo/NL) und ein Schulbau in Dänemark, der als öffentlicher Mehrzweckraum mit Aktivitätsräumen, Sport- und Freizeiteinrichtungen fungiert (The Heart, Ikast/DK). 

Im Anschluss an den Impuls und die Schulführungen wurden Vorschläge und Anregungen für den Schulbau der Zukunft an Arbeitstischen diskutiert. Die Tagung war bewusst interdisziplinär konzipiert, um die unterschiedlichen Perspektiven von Schulen, Politik, Kommunen, Verwaltung und Architektenschaft zu bündeln und gemeinsame Schnittstellen zu finden.