19. November 2018

„Welterbe“ - ein Titel, der verpflichtet

Julia Holzemer-Thabor
Foto: Heike Rost, Mainz

Wie kann sich Welterbe nachhaltig weiterentwickeln? Diese spannende Frage stellt sich allen UNESCO Welterbestätten. Allein in Rheinland–Pfalz gibt es vier: den Limes, den Dom zu Speyer, das Römische Erbe in Trier und das Obere Mittelrheintal. Genau hier entwickelt sich aktuell etwas.

2002 verlieh die UNESCO dem Oberen Mittelrheintal den begehrten Titel. Seitdem darf sich der Bereich zwischen Koblenz und Bingen/Rüdesheim auf 67 km beidseitig des Rheins als Weltkulturerbe bezeichnen. Dies bedeutet allerhöchste Anerkennung, aber auch Verpflichtung. Schließlich wird der Titel „Weltkulturerbe“ erst nach einem langwierigen Entscheidungsverfahren verliehen, zumal strengste Kriterien erfüllt sein müssen. Nur so ist die Bedeutung des Titels „Welterbe“ zu verstehen und auch langfristig zu sichern. Viel ist seitdem im Oberen Mittelrheintal geschehen; zahlreiche Projekte wurden von Bund, Land und Kommunen umgesetzt. Dennoch fehlte über Jahre die Initialzündung. 2015 wurde dann die Idee zur Durchführung einer Bundesgartenschau geboren und brachte Schwung ins Tal. Als Vorbild fungierte die BUGA 2011 in Koblenz, welche die Stadt für alle sichtbar und nachhaltig veränderte. Nachdem eine Machbarkeitsstudie Erfolgsaussichten bestätigte, folgte das Bewerbungsverfahren. Im Frühjahr 2018 stimmte dann die Deutsche Bundesgartenbaugesellschaft der Durchführung der BUGA im Oberen Mittelrheintal für das Jahr 2029 zu. Was für eine Chance!

Die Aufnahme in die Welterbeliste ist nicht das Ende, sondern der Beginn eines Prozesses
Tamás Féjerdy

Es ist eine enorme Aufgabe, die auf die Region und alle Akteure zukommt. Bereits Anfang 2019 wird die BUGA GmbH gegründet, die mit der Vorbereitung und Durchführung der BUGA betraut wird. Sehr viele öffentliche Fördermittel werden ins Mittelrheintal fließen, private Investitionen folgen. Die BUGA als Konjunkturprogramm für das Obere Mittelrheintal!

Die geplanten Baumaßnahmen müssen schnell auf den Weg gebracht werden. Doch bei aller Euphorie muss allen Beteiligten bewusst sein, dass es sich beim Oberen Mittelrheintal um einen äußerst sensiblen Bereich handelt. Hier kann und darf nur Qualität zählen. Es bedarf sowohl qualitätssichernder Verfahren, als auch vielfältiger und sorgfältiger Abstimmungsprozesse unter den Beteiligten.

Eins steht aber schon jetzt fest: Die vorgesehenen Maßnahmen müssen durch breite Mehrheiten getragen werden. Vor allem die Bürger sind frühzeitig einzubinden. Partizipation ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg. Vielfältige Instrumente gibt es schon lange im Oberen Mittelrheintal. Es gilt, sie weiterhin zu nutzen.

Die Entscheidung zur Durchführung der Bundesgartenschau im Oberen Mittelrheintal ist übrigens der Beginn eines, wie ich finde, sehr spannenden Prozesses.

 

Archivbeitrag vom 19. November 2018