Der Gebäudekomplex im Quartier Böbig wurde Ende der 1960er Jahre als Zeilenbebauung in Massivbauweise errichtet und besteht aus drei fast identischen Bauteilen mit je fünf Obergeschossen und einem
Kellergeschoss. Gestaltungsvorschläge lieferte ein nichtoffener Realisierungswettbewerb mit Schwerpunkt klimagerechtes, barrierefreies und bezahlbares Wohnen. Umgesetzt wurde das Verfahren im Zuge des Wettbewerbs „WEGBEREITER 2040!“, der vom Finanzministerium im Rahmen des Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen ausgelobt worden war. Gesucht war ein innovativer, nachhaltiger Entwurf mit Modellcharakter für künftige Sanierungsobjekte
09. Juli 2025
Sanierung & Modernisierung

Visualisierung: JMN Architekten Jander Madina Nungeßer, Karlsruhe
1. Preis

Der Siegerentwurf von JMN Architekten Jander Madina Nungeßer (Karlsruhe) sieht eine serielle Sanierungslösung vor. Mit wenigen durchdachten Eingriffen würden große Verbesserungen erreicht. Besonders angetan war die Jury von der Gestaltung des Eingangsbereichs, der durch die dezente Farbgebung der Eingangstürme eine eindeutige Adressbildung biete. Die Erweiterung des Treppenhauses mit einladender Kommunikationszone sowie einer überdachten Sitzgelegenheit davor wurde gelobt. Bis auf die Laubengänge mit visuell ansprechender Holzfassade sei die Sanierung minimal invasiv und lasse sich problemlos im laufenden Betrieb umsetzen. Die Fassadendämmung mit nachwachsender und natürlicher Holzfaserdämmung wurde positiv bewertet, ebenso die vorgeschlagene PV-Anlage auf dem Flachdach und die Balkonkraftwerke. Die Standards EH 85 und EH 55 wurden nachgewiesen. Durch die nun ganzjährige Nutzungsmöglichkeit bieten die Balkone besonderen Komfort. Insgesamt ein „klarer, zurückgenommener Entwurf mit angemessenem Eingriff in den Bestand“ und Modellcharakter, lautete das Preisgerichtsurteil.
2. Preis

Der zweite Preis ging an ROSA Wirtz Architektur (Frankfurt). Durch den zurückgelegten, barrierefreien, überdachten Eingang gewinne vor allem die Zugangssituation an Qualität, so die Jury. Gelungen sei auch die Gestaltung der Balkontürme auf der Südseite mit integriertem Sichtschutz und Rankhilfe. Die vorgesehenen Kommunikationsflächen im Laubengang und auf dem Dach konnten ebenfalls überzeugen. Letztere erscheine jedoch wegen des anstehenden Gebäudeklassenwechsels nur schwierig zu realisieren. Die lebendige, eingehauste Laubengangfassade, die Materialwahl – sehr gut recyclierbare Aluwelle und Polycarbonat – sowie das schlüssige Energiekonzept wurden positiv beurteilt. Die serielle Sanierung mit vorgefertigten, modularen Bauelementen und optimiertem A/V-Verhältnis erachtete die Jury als wirtschaftlich. Der Gebäudekomplex könne nach EH 85 modernisiert werden.
3. Preis

Die drittplatzierte Arbeit von ENSEMBLE+ Aslan und Ewert (Mannheim) setze sich gut mit der Umgebung, dem Ort und der Nutzerschaft auseinander, so die Jury. Die neue Fassadengliederung erzeuge ein identitätsstiftendes Bild, vor allem im Bereich des Laubengangs sowie auf der Gartenseite durch die ergänzten Holztragewerke mit Balkonen und Weinbewuchs. Durch das Schließen der Fassade und den versetzten Anbau der neuen Balkone entstünden neue, spannende Raumqualitäten. Zudem wirke sich das verbesserte A/V-Verhältnis energetisch positiv aus. Bestandsfenster werden nur an technisch notwendigen Stellen ausgetauscht. Auch die Wahl primär nachwachsender Materialien überzeugte. Überarbeitungsbedarf sah die Jury allerdings beim Lüftungskonzept sowie dem Eingangsbereich.
Anerkennungen
Anerkennungen gingen an motorplan Architekten (Mannheim) und PUR+ Architekten (Kasel).