22. Oktober 2019

Ergebnisse der berufspolitischen Befragung der selbstständig tätigen Mitglieder der Architektenkammern der Länder im Jahr 2019

Die Befragung fand im Zeitraum vom 7. Mai bis 14. Juni 2019 als Online-Befragung statt. Eingeladen wurden die selbstständig tätigen Mitglieder aller Architektenkammern der Länder (N = 35.632).

Die Angaben von 5.509 selbstständigen Kammermitgliedern flossen nach der Datenbereinigung (z.B. um Mitglieder im Ruhestand) in die länderübergreifende Datenanalyse ein (bereinigte Rücklaufquote: 15,5%).

Da die Rücklaufquoten der einzelnen Länderkammern teils deutlich voneinander abweichen (Rücklaufquoten zwischen 26% und 10%), wurde der Datensatz nach Länderkammern gewichtet, d.h. die Fälle wurden so gewichtet, dass die einzelnen Länderkammern entsprechend ihres Anteils an allen selbstständig tätigen Kammermitgliedern im Datensatz repräsentiert sind.

 

Personalsuche: Suchende Büros und offene Stellen

 

Suche nach Mitarbeitern mit Projektbezug

35% der befragten Büroinhaber hatten 2018 offene Stellen mit Projektbezug zu besetzen (Ø Zahl der Stellen:  2,1). Inhaber mittelgroßer (64%) und großer Büros (88%) berichten überdurchschnittlich häufig von offenen Stellen und besonders die Inhaber großer Büros von überdurchschnittlich vielen offenen Stellen (3,3).

Art der gesuchten Mitarbeiter

Mit Abstand die meisten Inhaber suchten Absolventen der Fachrichtung Architektur (78%). Deutlich seltener wurden Bauzeichner (15%), Landschaftsarchitekten (10%) und Bautechniker (6%) gesucht.

Büroinhaber suchten vor allem Personal der Fachrichtung des eigenen Büros. Architekten wurden zudem auch von Büros für Innenarchitektur sowie von Stadtplanungsbüros gesucht. Nach Bauzeichnern suchten besonders häufig Inhaber von Architektur- und Innenarchitekturbüros.

Gewünschte Berufserfahrung

Sind offene Stellen für Hochbauarchitekten zu besetzen, wird mehrheitlich (60%) nach Mitarbeitern mit mehr als 2 Jahren Berufserfahrung gesucht. Gleiches gilt bezogen auf offene Stellen für Bautechniker (63%) und Bau-zeichner (57%). Werden Landschaftsarchitekten oder Stadtplaner gesucht, spielt eine mehr als zweijährige Berufserfahrung eine weniger bedeutende Rolle (Landschaftsarchitekten: 45% / Stadtplaner: 35%).

 

Personalsuche: Ergebnis der Personalsuche

 

Erfolgreiche Besetzung offener Stellen

Nur ein Fünftel der offenen Stellen konnte ohne Schwierigkeiten besetzt werden. Je größer die Einwohnerzahl des Bürostandorts, desto höher fiel diese „Erfolgsquote“ aus.

Im Schnitt vergingen von der Ausschreibung einer Stelle bis zum Arbeitsbeginn des neuen Mitarbeiters 4,5 Monate (im klein- und landstädtischen Raum Ø 5,8 Monate; in Millionenstädten Ø 3,5 Monate). Im Vorfeld für die Besetzung der Stelle kalkuliert wurden unabhängig von der Standortgröße des Büros durchschnittlich 0,8 Monate.

Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen

Bei rund einem Drittel der Stellen bereitete die Suche Schwierigkeiten, konnte aber letztlich erfolgreich abgeschlossen werden. Probleme waren in erster Linie eine unzureichende fachliche Qualifikation der Bewerber (56%), ein Mangel an Bewerbern (43%; vorrangig im klein- und mittelstädtischen Raum) oder fehlende berufs-praktische Erfahrung der Bewerber (34%).

Unbesetzte Stellen

Nahezu die Hälfte der offenen Stellen (46%) blieb unbesetzt. Dabei handelt es sich überdurchschnittlich häufig um Stellen an klein- bzw. mittelstädtischen Bürostandorten, um Stellen mit einer gewünschten Berufserfahrung von mehr als zwei Jahren sowie um offene Stellen für Bauzeichner, Bautechniker oder Ingenieure anderer Fachrichtungen.

 

Personalsuche: fachliche Defizite / Anreize für neues und bestehendes Personal

 

Abstriche bei den fachlichen Anforderungen an neue Mitarbeiter

Jeder zweite Büroinhaber, der im letzten Jahr offene Stellen besetzen konnte, musste Abstriche bei den fachlichen Anforderungen an die Bewerber machen, insbesondere bezogen auf die Berufserfahrung der Bewerber (18%), ihre Deutschkenntnisse (6%) oder die erworbenen fachlichen Grundlagen (5%).

Sind Inhaber Kompromisse im Hinblick auf die fachliche Qualifikation eingegangen, wurden in aller Regel Maßnahmen eingeleitet, um diese Defizite abzustellen (79%). Dies waren vorrangig bürointerne (65%) oder bezahlte externe Fortbildungen (40%). Die genannten Maßnahmen wurden in kleinen Büros signifikant seltener eingeleitet als in großen Büros.

Anreize für neues und bestehendes Personal

78% der Büroinhaber, die im vergangenen Jahr offene Stellen zu besetzen hatten, haben besondere Anreize geschaffen, um neue Mitarbeiter zu werben. Dabei handelte es sich vor allem um flexible Arbeitszeitmodelle (58%), monetäre Anreize (46%) oder eine garantierte berufliche Weiterbildung bzw. Spezialisierung (33%).

Von Maßnahmen zur Bindung des bestehenden Personals an das Büro berichten 72% der Büroinhaber. Dies geschieht vorrangig über monetäre Anreize (55%), flexible Arbeitszeitmodelle (36%), Kostenübernahme von (34%) oder Freistellung für berufliche Fortbildungen (30%).

Je größer ein Architekturbüro ist, desto häufiger schafft es Anreize für neue oder bestehende Mitarbeiter. Es ist zu vermuten, dass es für kleine Büros deutlich schwieriger ist, solche Anreize zu schaffen als für größere.

 

Leistungsprofile der Büros im Bereich Architektur (Hochbau)

 

Häufigkeit der Bearbeitung der einzelnen Leistungsphasen

In mehr als 90% der Büros wurden 2018 Leistungen in den LPH 1 bis 8. Die LPH 9 gehört deutlich seltener zum Leistungsumfang von Architektur- und Planungsbüros: 72% der Büroinhaber geben an, ihr Büro habe im vergangenen Jahr Leistungen im Bereich der Objektbetreuung erbracht.

Üblicher Leistungsumfang von Büros im Bereich Architektur (Hochbau)

Typische Projekte des eigenen Büros i.S.v. wiederkehrenden Kombinationen von Leistungsphasen können 83% der Inhaber von Architekturbüros benennen. Die verbleibenden 17% geben an, das Büro bearbeite so unterschiedliche Projekte, dass es keinen „üblichen“ Leistungsumfang gebe.

Die meistgenannten „typischen Projekte“ umfassen

•       LPH 1-8 (23%)

•       LPH 1-9 (16%)

•       LPH 1-4 (8%)

•       LPH 1-5 (ebenfalls 8%).

(Basis: Befragte, deren Büros in nennenswertem Umfang im Bereich Architektur (Hochbau) tätig sind (N = 4.213))

 

Bearbeitung von Projekten mit GU-Vergabe I

 

34% der Büroinhaber haben im vergangenen Jahr Projekte bearbeitet, die von einem Generalunternehmer umgesetzt wurden. Sie erwirtschafteten mit diesen Projekten durchschnittlich 31% ihres Büroumsatzes.

Typische Leistungsumfänge i.S.v. Kombinationen von Leistungsphasen bei Projekten mit GU-Vergabe

•       vollständige Bearbeitung von LPH 1 und von Teilen der LPH 5 und 8 (11%),

•       vollständige Bearbeitung der LPH 1-4 (10%),

•       vollständige Bearbeitung der LPH 1-5 + 8 (8%),

•       vollständige Bearbeitung der LPH 2-5 + 8 (8%),

•       die Bearbeitung von Teilen der LPH 5 und 8 (8%).

Art der Vergabe an den Generalunternehmer

73% der Büroinhaber geben an, alle oder einige der von ihrem Büro in 2018 bearbeiteten Projekte mit GU-Vergabe seien über eine funktionale Leistungsbeschreibung an den GU vergeben worden. Bei 26% erfolgte die Leistungsbeschreibung in allen oder einigen Fällen über Leistungsverzeichnisse.

(Basis: Befragte, deren Büros in nennenswertem Umfang im Bereich Architektur (Hochbau) tätig sind (N = 4.213))

 

Bearbeitung von Projekten mit GU-Vergabe II

 

Bedeutung von Projekten mit GU-Vergabe

Bei einem Drittel der Büroinhaber, die Projekte mit GU-Vergabe bearbeiten, ist der Umsatzanteil aus dieser Art von Projekt in den letzten 5 Jahren gestiegen. Bei einem weiteren Drittel ist der Beitrag zum Gesamtumsatz unverändert und in 9% der Fälle ist er rückläufig. Die verbleibenden 23% können keine eindeutige Tendenz feststellen.

 

Bearbeitung von Projekten für Generalübernehmer I

 

Im Auftrag von Generalübernehmern waren 13% der Büroinhaber im letzten Jahr tätig. Diese Aufträge sorgten für durchschnittlich 24% des Büroumsatzes.

Typische Leistungsumfänge i.S.v. Kombinationen von Leistungsphasen bei einer Tätigkeit für Generalübernehmer

•       vollständige Bearbeitung der LPH 1 bis 5 (18%)

•       vollständige Bearbeitung der LPH 5 (ebenfalls 18%)

•       vollständige Bearbeitung der LPH 1-4 (15%)

Bedeutung von Projekten für Generalübernehmer

36% der Büroinhaber, die Projekte für Generalübernehmer bearbeiten, geben an, der Umsatzanteil aus dieser Art von Projekt sei in den letzten 5 Jahren gestiegen. Bei 38% hat sich der Umsatzanteil aus Projekten für Generalübernehmer nicht verändert. Bei 6% der Büroinhaber hat er sich rückläufig entwickelt. 20% können keine eindeutige Tendenz feststellen.

(Basis: Befragte, deren Büros in nennenswertem Umfang im Bereich Architektur (Hochbau) tätig sind (N = 4.213))

 

Bearbeitung von Projekten für Generalübernehmer II

 

Bewertung von Projekten für Generalübernehmer

49% der Büroinhaber, die (u.a.) für Generalübernehmer tätig sind, nennen sowohl positive wie auch negative Aspekte dieser Art der Beauftragung. Durchweg positiv fällt das Urteil von 40% der Büroinhaber aus. 11% äußern sich kritisch.

 

Tätigkeit als Generalplaner I

 

Bearbeitung von Projekten als Generalplaner

17% der Büroinhaber waren mit ihrem Büro (auch) als Generalplaner tätig und erzielten 2018 mit dieser Tätigkeit im Schnitt 29% des Büroumsatzes.

Bedeutung der Tätigkeit als Generalplaner

39% der (auch) als Generalplaner tätigen Büroinhaber stellen für die vergangenen 5 Jahre einen Anstieg des Umsatzanteils aus generalplanerischer Tätigkeit fest. Bei 29% hat sich der Umsatzanteil nicht verändert, bei 13% ist er gesunken. Ein knappes Fünftel kann in dieser Frage keine eindeutige Entwicklungstendenz erkennen.

 

Tätigkeit als Generalplaner II

 

Bewertung der Tätigkeit als Generalplaner

41% der (auch) generalplanerisch tätigen Büroinhaber bewerten diese Art der Tätigkeit durchweg positiv. 48% sehen sowohl positive wie auch negative Aspekte. Zu einem negativen Urteil kommen 11%.

 

Erfahrungen mit modularem Bauen I

 

Erfahrungen mit modularem Bauen

29% der Büroinhaber haben bereits Erfahrungen mit modularem Bauen gemacht. Modulares Bauen war dabei definiert als „Bauweise, bei der weitgehend standardisierte Wohnungen / Häuser mit seriell oder industriell vorgefertigten Teilen errichtet werden“. Mit zunehmender Bürogröße steigt der Anteil der Büros, die bereits Erfahrungen im Bereich des modularen Bauens gemacht haben.

Art der Erfahrungen mit modularem Bauen

15% der Büroinhaber geben an, bereits mit modularen Elementen geplant zu haben. 14% haben modulare Elemente geplant, um anschließend mit ihnen zu bauen. 5% haben schon einmal modulare Elemente für z.B. ein ausführendes Unternehmen geplant.

 

Erfahrungen mit modularem Bauen II

 

45% der Büroinhaber mit Erfahrungen im modularen Bauen kommen zu einem überwiegend positiven Urteil. 51% haben positive wie negative Erfahrungen gemacht. Ein überwiegend negatives Fazit ziehen 4%.

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Archivbeitrag vom 22. Oktober 2019