16. Oktober 2014

Diözesanbaumeister in Mainz

Johannes Krämer berichtet im Interview über seine Tätigkeit als Diözesanbaumeister

Sehr geehrter Herr Krämer, was sind Ihre Aufgaben als Diözesanbaumeister?
Wir betreuen die Baumaßnahmen der Kirchengemeinden, Schulen und Bistumseinrichtungen. Neben typischen Architektenaufgaben wie Bautechnik, Gestaltung und Wirtschaftlichkeit sind auch Fragen der Denkmalpflege und der Liturgie wesentlich. Zudem gehören die Abteilung für Orgel- und Glockenbaumaßnahmen und das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum mit seinen vielfältigen Aufgaben zum Dezernat. In fast allen Arbeitsbereichen können wir dabei auf Unterstützung durch qualifizierte freie Architektur- und Ingenieurbüros bauen.

Gibt es neben einem abgeschlossenen Architekturstudium weitere Voraussetzungen für Ihre Tätigkeit?
Alle, die in unserem Dezernat arbeiten, bringen ein großes Interesse am kirchlichen Bauen mit. Für mich bedeutet dies: Freude an besonderen Bauten und Räumen, ob historisch oder modern, Identifikation mit unserer Kirche und die Überzeugung, dass wir mithelfen, dem Glauben Raum zu geben.

Muss man bereits über Berufserfahrung verfügen, wenn man für das Bistum arbeiten möchte?Man sollte. Zumindest bringen alle Berufserfahrung mit. So haben alle Architekten zuvor in einem Architekturbüro oder in einer Verwaltung gearbeitet. Die meisten waren zudem auch in anderen Berufen z.B. im Handwerk, in einer Verwaltung oder im kaufmännischen Bereich tätig. Diese vielfältigen Erfahrungen sind immer wieder eine Hilfe und Bereicherung. Darüber hinaus ist es sehr hilfreich, dass alle in unserer Kirche beheimatet sind. Nur so können Sie für unsere Kirchengemeinden überzeugende und kompetente Ansprechpartner sein.

Ein Bistum ist ein eher ungewöhnlicher Arbeitgeber für Architekten. War Ihre Tätigkeit Zufall oder angestrebtes Ziel?
Architektur und Bauen, historische Gebäude und Kirchenräume haben mich schon sehr früh interessiert. Dass die Beschäftigung damit auch einmal mein Beruf werden könnte, hatte ich aber zunächst nicht im Blick. Vielleicht waren bestimmte Seminare während des Studiums und auch ein eher ungewöhnliches Baupraktikum bei einem Steinmetz schon Weichenstellungen. Ich habe aber nicht zielstrebig auf meine Stelle hingearbeitet, sondern nach dem Studium zunächst in einem Ingenieurbüro angefangen. Dann bot sich die Gelegenheit, in die Bauabteilung des Bistums Trier zu arbeiten und fünf Jahre später als Diözesanbaumeister nach Mainz zu wechseln. Vorhersehbar war das nicht.

Was war der Grund dafür, dass Sie sich damals für das Bistum Trier entschieden haben?
Die Bandbreite und die Besonderheit des kirchlichen Bauens. Wir dürfen dabei mitwirken, Begegnungsarchitektur zu schaffen: Gebäude und Räume zu erhalten, zu gestalten und zu errichten, in denen sich Menschen begegnen, ihren Glauben teilen und Begegnung mit Gott suchen.

Beim Bistum sind Sie Ihr eigener Bauherr. Hat das Auswirkungen auf Ihre Arbeit, auf die Architektur?
Die Entscheidung, ob und was gebaut oder renoviert wird, liegt bei den zuständigen pfarrlichen oder diözesanen Gremien. Unsere Aufgabe besteht darin, anstehende Baumaßnahmen für den jeweiligen Bauherrn zu begleiten. Dabei sind die Qualitätskriterien: Wirtschaftlichkeit, Funktionalität und Gestaltung.

Vielen Dank für das Gespräch! 

  

Archivbeitrag vom 16. Oktober 2014