Cantzheim (Weingut und Gästehaus), Kanzem (2017)

Architekturpreis Wein 2022
Weinstraße 4, 54441 Kanzem an der Saar

  • Architekt: Max Dudler, MAX DUDLER GmbH, Berlin. MEHR
  • Mitarbeit: Simone Boldrin (Projektleitung), Kilian Teckemeier, Katharina Laekamp, Patrick Gründel, Julia Lapsin
  • Bauleitung | Ausführungsplanung Altbau: Peter Hardt, Weltzel, Hardt + Partner, Trier. MEHR
  • Landschaftsarchitektur: Dr. Bernhard Korte, Grevenbroich. MEHR
  • Tragwerk | Brandschutz: Lothar Schenck, Schenck GmbH, Neustadt/Weinstraße
  • TGA: Thomas Kasel, Ingenieurbüro Rittgen, Trier
  • Bauphysik | Akustik: Elmar Sälzer, ita Ingenieurgesellschaft mbH, Wiesbaden
  • Bauherr: Georg F. Thoma, Kanzem an der Saar. MEHR
  • Fotos: Stefan Müller, Berlin. MEHR

Das Anwesen des Weingutes Cantzheim baut auf historischen baulichen Wurzeln auf und ist zu einem neuen überzeugenden Ensemble weiterentwickelt worden, in dem sich Weinkultur und Baukultur treffen ... Die Eigenständigkeit beider Neubauten ist Ausdruck für ihr Selbstverständnis und gleichzeitig Sinnbild für ihre Verortung in dem besonderen Kontext.
Aus der Jurybewertung

 

Im spätbarocken Gutshaus aus dem Jahr 1740 war viel unterzubringen: Gästehaus, Veranstaltungsort, Vinothek und Privatwohnung sollten Platz finden.

Beim denkmalgerechten Umbau und der Modernisierung wurde die historische Bausubstanz vollständig erhalten und zunächst von fremden Anbauten befreit. Neu hinzu kamen zwei ergänzende Neubauten, die Remise und die Orangerie. Beide sind achssymmetrisch zum Gutshaus positioniert, rahmen und unterstreichen seine solitäre Wirkung. Zusammen schaffen sie eine außergewöhnliche Verbindung von Architektur und Landschaft.

„Außerordentlich positive Resonanz durch die Qualität der Architektur und des Architekten… ganz neue Gäste, die wahrscheinlich ohne den zusätzlichen Anreiz Architektur nie an der Weinsaar haltgemacht hätten.
Georg Thoma, Weingut Cantzheim

In der Remise sind zwei Gästezimmer und die zum Betrieb des Ensembles notwendige Technik ohne Einschränkung der historischen Bausubstanz untergebracht. Wände, Dach, Schornstein und Treppe der skulpturalen Remise sind komplett in Stampfbeton gefertigt und spiegeln die erdfarbenen Töne der umgebenden Hügel wider. Die filigrane Struktur der Orangerie aus Stahl und Glas nimmt die Vertikalität der allgegenwärtigen Rebstöcke auf.

Im Hochparterre des Gutshauses findet eine gewerbliche Küche mit zwei Speisezimmern Raum. Der historische Tonnengewölbekeller ist heute Veranstaltungsort. Das Ober- und das Dachgeschoss dienen Gästen und Bauherrschaft zum Wohnen. Im Herzen des Barockgebäudes blieb ein ganz besonderer Raum in seinem ursprünglichen Charakter völlig unangetastet: Die einstige Kapelle. Über historische Lichtschächte senkrecht beleuchtet, strömt sie wieder eine sakral anmutende Atmosphäre aus, die an die frühere Nutzung erinnert.

Dreifachverglasungen, durchgehender Kalkputz in Alt- und Neubau oder der Einsatz von Dämmplatten in den historischen Holzgefachen sorgen für optimierten Energiebedarf. Auch der Altbau mit seiner historischen, denkmalgeschützten Gebäudehülle wird heute mit Geothermie beheizt. Die Remise ist aus Wärmedämmstein gemauert, mit ihrer Stampfbetonfassade bekam sie zudem eine Hülle ohne Pflegeaufwand und Chemiebedarf.