Weinterrasse an der Unstrut (2017)

Architekturpreis Wein 2022
Schweigenhöhe, 06632 Freyburg / Unstrut

  • Architektur und Bauherrschaft: Anne Kirsch und Peter Pütz Architekten, Berlin. MEHR
  • Fotos: Anne Kirsch, Berlin


Wenn ein neues Gebäude den funktionalen Anforderungen gerecht wird, den „Geist des Ortes“ erkennt und gleichzeitig die Einfügung in das Orts- und Landschaftsbild gelingt, so wie hier, dann ist ein wichtiger Beitrag zur Baukultur getan…. Das Vorgefundene zu respektieren, den Wert zu erkennen und behutsam zu ergänzen, indem die vorhandenen Qualitäten intensiviert werden, ist die große Qualität dieser Arbeit. So kommt das fehlende Neue, das ins große Ganze passt, in einer Selbstverständlichkeit daher, als ob der Ort schon immer darauf gewartet hätte!
Aus der Jurybewertung

 

Die Weinlage Freyburger Schweigenberg stammt vermutlich bereits aus dem 13. Jahrhundert und steht im Zusammenhang mit dem nahen Kloster Zscheiplitz.

Der denkmalgeschützte Schweigenberg, ein etwa 100 Meter hoher, terrassierter Südhang mit mehreren kilometerlangen Kalkstein-Stützmauern und Treppenanlagen, ist dicht besetzt mit Weinberghäusern. Hangsicherung, Wasserableitung und einzelne Unterstände sowie Weinberghäuser in großer stilistischer Vielfalt bilden ein konstruktives Gesamtsystem.

Anne Kirsch und Peter Pütz fanden das Grundstück 2015 verwahrlost, die kleine Weinlage brach gefallen, vor. Die historischen Trockenmauern wurden gesichert, von unsachgemäßen Zubauten befreit, Treppen und Mauerköpfe repariert, das Dach der historischen Schutzhütte mit Recycling-Biberschwänzen neu gedeckt.

Aus Respekt gegenüber dem Landschaftsbild fügt sich das Haus ganz selbstverständlich in das Schweigenberg-Ensemble ein und verweigert sich jeglicher modischer Attitüde. Die verwendeten Recycling-Materialien haben also nicht nur einen Nachhaltigkeitsaspekts: Sie binden den Neubau beinahe beiläufig in die vertraute Kulisse ein.
Anne Kirsch und Peter Pütz

Anne Kirsch und Peter Pütz fanden das Grundstück 2015 verwahrlost, die kleine Weinlage brach gefallen, vor. Die historischen Trockenmauern wurden gesichert, von unsachgemäßen Zubauten befreit, Treppen und Mauerköpfe repariert, das Dach der historischen Schutzhütte mit Recycling-Biberschwänzen neu gedeckt.

Eine etwa zwölf Meter lange Bresche in der zweihäuptigen Grund- stücksmauer wurde auf noch vorhandenen Basissteinen in originalgetreuer, rein trocken gefügter Bauweise neu aufgeschichtet und an den Bestand angearbeitet.

Ihre neue Schutzhütte stellt sich in die Tradition historischer Weinberghäuser: Wetterschutz und Unterstellmöglichkeiten für die Bewirtschaftung des Weinbergs im massiven Sockel, Aufenthaltsraum mit Rundumblick über das Unstruttal im Obergeschoss. Zur Bergseite verbirgt sich der Bau eingeschossig hinter der historischen Weinbergmauer, zur Talseite zeigt er den schlanken Giebel.

Die gelblichen Ziegel im Reichsformat, die zum Sockel aufgemauert wurden, stammen von einem Wohnhaus des 19. Jahrhunderts, das man kurz zuvor in der Region abgebrochen hatte. In ihrer Material- und Oberflächenwirkung sind sie dem örtlich anstehenden Kalkgestein verwandt.

„Wir planen“, so die Bauherren, „das Mauerwerk mit einer nicht komplett deckenden Putzschlämme zu berappen, sodass die Steinstruktur sichtbar bleibt.“ Die Fenster- und Türsturze sind in Ortbeton hergestellt. Die Fenster sind aus unbehandeltem Lärchenholz gefertigt, Schiebe- und Klappläden aus Holztafeln. Auch für die Biberschwanz-Dachdeckung wurde Recycling-Material verwendet, das vorsichtig antransportiert, Stück für Stück gereinigt und dann mit knappem Giebelüberstand verlegt und auf die Ortgänge gemörtelt wurde.