Kammerpräsident Gerold Reker ging zunächst auf die aktuelle Baukonjunktur und die Beschäftigungslage der Architekten ein. Er wies dabei auch auf die Klein-teiligkeit der rheinland-pfälzischen Büros hin. Diese Besonderheit führe dazu, dass die hiesigen Büros die stetig erhöhten Zugangskriterien bei Vergabeverfahren hinsichtlich Referenzprojekten und Büroausstattung häufig nicht erfüllen könnten, mit der Folge, dass die Aufträge an Büros außerhalb von Rheinland-Pfalz vergeben würden. Den rheinland-pfälzischen Büros werde so neben dem Entzug der Existenzgrundlage die Möglichkeit verwehrt, ihre Qualifikation unter Beweis zu stellen und Referenzobjekte zu bauen. Daraus resultiere eine Marktkonzentration, die der angestrebten Marktöffnung der Europäischen Union im Bereich des Bauens widerspreche. Zur Unterstützung bei angestrebten Auslobungen biete die Architektenkammer den Kommunen bereits kostenlose Beratungen, unter anderem zur Festsetzung der Zugangskriterien an. Dieses Angebot werde jedoch noch zu selten in Anspruch genommen.
Die Kammervertreter thematisierten zudem den demografischen Wandel und die damit verbundenen quantitativen sowie qualitativen Bedarfslücken im Wohnungsbau. In den Städten müsse dringend bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Das alleine reiche aber nicht, außerdem sei der Wohnungsbestand insgesamt an die Anforderungen von älteren, behinderten und pflegebedürftigen Menschen zur Stärkung eines selbstbestimmten Wohnens und Lebens anzupassen.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer betonte, dass es ihr ein besonderes Anliegen sei, gemeinschaftliche Wohnprojekte voranzutreiben. Bisher habe das Land 40 solcher Modellvorhaben gefördert. Eine zentrale Frage sei, wie man diese Modellvorhaben nun in die Fläche multiplizieren könne. Die Kammervertreter wiesen darauf hin, dass Wettbewerbe eine gute Möglichkeit bieten, die Variantenvielfalt auch bei gemeinschaftlichen Wohnvorhaben und Pflegewohngruppen aufzuzeigen.
Ein zentrales Anliegen des Berufsstandes an die Landesregierung sei zudem die Verbesserung der Verfahrensqualität. Neben der Mittelbereitstellung für investive Maßnahmen müssten verstärkt Mittel für Prozessqualitäten zur Verfügung gestellt werden. Erste Erfahrungen dazu gebe es bereits mit dem Quartiersmanagement im Bereich der „Sozialen Stadt“. Aber auch bei Wohngruppen sei für das Zusammenbinden der vielen Akteure eine hohe Kommunikations- und Koordinationsleistung erforderlich.
Archivbeitrag vom 18. Oktober 2013