Am 11. Juli 2010 verstarb Professor Dr. h.c. Günter Behnisch im Alter 88 Jahren. Er war im Mai 2001 mit der "Wolfgang-Hirsch-Auszeichnung" der Architektenkammerkammer Rheinland-Pfalz für besondere Verdienste um Baukultur und Umweltgestaltung geehrt worden.
"Die Kammer würdigt damit Werk und Wirken des Architekten und Hochschullehrers Günter Behnisch, der - zusammen mit seinen Partnern - wie kaum ein Zweiter seines Berufsstandes nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Entscheidend zur Entwicklung einer menschengerechten, höchsten substantiellen und formalen Ansprüchen genügenden, im besten Sinne demokratischen Architektur beigetragen hat," so der damalige Präsident der Architektenkammer, Günther Franz, in seiner Laudatio.
Präsident Stefan Musil, selbst Schüler Behnischs, merkte dazu heute an: "Auch wenn sich, die Wolfgang-Hirsch-Auszeichnung im Reigen prominenter Architektur- und Baukulturpreise wohl eher bescheiden ausnimmt und im Übrigen nicht dotiert ist, steht sie doch für Qualitäten, die in Vergessenheit zu geraten drohen und für die auch ihr Namensgeber Wolfgang Hirsch in besonderer Weise stand: Persönliche und fachliche Kompetenz, Glaubwürdigkeit und Prinzipienfestigkeit bei der Vertretung berechtigter Ansprüche an die Qualität der gebauten Umwelt - im großen wie im kleinen Maßstab."
Anlässlich der fünften Verleihung am 10. Mai im rheinland-pfälzischen Landtag beleuchtet Professor Dr. Werner Durth, TU Darmstadt, in einer sehr persönlichen Laudatio für den Lehrer und Freund Günter Behnisch den "Eigensinn der Dinge": "Schon das erste Projekt, mit dem das Büro Behnisch und Partner, damals mit Fritz Auer, Winfried Büxel, Manfred Sabatke, Erhard Tränkner und Carlo Weber gleichsam über Nacht weltweit Aufmerksamkeit erregte, wurde mit einem vielleicht unberechtigten Optimismus als eine Form kollektiver Selbstdarstellung dieser noch jungen Bundesrepublik Deutschland empfunden, die 1967 - von der Staatsgründung 1949 aus gerechnet - mit 18 Jahren gerade volljährig geworden war und mit Behnischs preisgekrönten Wettbewerbsentwurf für die Olympischen Spiele in München ihren ersten Auftritt zur Einladung der Welt nach Deutschland probte.
Eine heikle Aufgabe mit schwerer Hypothek, denn 30 Jahre zuvor, bei der letzten Olympiade in Deutschland, hatten sich Hitler als höflicher Gastgeber und seine Partei als neue Ordnungsmacht präsentiert, bevor von Deutschland aus Europa mit mörderischem Terror und schließlich die Welt mit Krieg überzogen wurde. Nur mühsam und anfangs nicht immer ganz glaubwürdig hatte sich die aus Nazideutschland heraus geläuterte Bundesrepublik in die Reihe demokratischer Staaten der westlichen Welt eingegliedert, und genau zehn Jahre nach der Währungsreform, die dem Marshallplan folgte, präsentierte sie sich auf der Brüsseler Weltausstellung 1958 erstmals dem internationalen Publikum als ein freundlicher Nachbar mit einem Bauwerk, das wie ein ästhetisches Gegenprogramm zu all jenen Gestaltungsprinzipien zu lesen war, die vor den Augen der Welt 1936 bei der Olympiade in Berlin und 1937 mit Speers Bauten zur Weltausstellung in Paris die sogenannte "Baukunst im Dritten Reich" geprägt hatten (....) Und so war es ein Glücksfall, dass kaum zehn Jahre später, nach weiterer Entfaltung der Demokratie und auch politischer Wandlung durch neue Kräfte eben jener Egon Eiermann zum Vorsitzenden der Jury bestimmt wurde, die über das Erscheinungsbild Deutschlands am Ort der Olympischen Spiele in München 1972 zu entscheiden hatte."