13. September 2012

Weniger "Mehr"

Vizepräsident Manfred Müller äußert sich in der April-Ausgabe des Deutschen Architektenblattes zu einer Neuausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit der Kammer.

In einer guten Öffentlichkeitsarbeit liegt der Schlüssel zum erfolgreichen Wirken der Kammer. Viele Ideen sind in den letzten Jahren entwickelt und umgesetzt worden, um sowohl nach innen als auch nach außen zu kommunizieren, was unsere Anliegen sind. Jedoch gehören auch gute Konzepte von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand, wenn man den Status Quo nicht von vornherein als das erreichbare Optimum ansieht. In Anlehnung an die von Jürgen Hill im DAB 02/12 unter der Überschrift „Weiter Mitmachen“ dargelegten Ansätze möchte ich konkrete Vorschläge für die Weiterentwicklung unserer Öffentlichkeitsarbeit aufzeigen.

Mir scheint, dass unsere Werbelinie in vielen Bereichen zuerst formal ausgerichtet und Design orientiert daherkommt und damit im Selbstverständnis eines an Gestaltung orientierten Berufsstandes vielleicht authentisch ist. Jedoch wird im Schwunge der Begeisterung über die Außendarstellung zu wenig danach gefragt, was bei unseren Adressaten ankommt. Selbst wenn die Kommunikationsebene stimmen sollte und die Syntax der Botschaften verstanden wird, muss darüber nachgedacht werden, ob die Häufigkeit unserer Wortmeldungen und besonders deren Deutlichkeit ausreicht, um komplexe Anliegen angemessen und nachdrücklich zu transportieren.

Ich will im Folgenden einige Punkte aufführen, die meiner Meinung nach bei einer Neuausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit der Architektenkammer in Zukunft von Bedeutung sein müssen.

• Überdenken der „Mehr“ Linie

• weniger Drucksachen, dafür inhaltliches arbeiten.

• konkrete und schnelle Reaktionen auf tagesaktuelle Themen, die den Berufsstand betreffen

• deutliche programmatische Erklärungen zu Positionen der Architektenschaft

• intensive Pressearbeit in der Breite unter Verzicht auf die übliche Architektensprache

• Motivation der Kollegenschaft, regional wichtige Themen beizusteuern

• Vorbereitung von Stellungnahmen durch die Ausschüsse und die Geschäftsstelle zur direkten Ansprache von Entscheidern und politisch Verantwortlichen

• Redundanz: Gleiche Informationen durch mehrere Akteure auf verschiedenen Kanälen senden, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass diese wahrgenommen und verstanden werden

• dazu Umschichtung in der Geschäftsstelle: Stabsstelle Pressearbeit auch als „Dienstleister“ für Kollegen

• Einführung regionaler Presse- und Medienbeauftragter in den Kammergruppen

• Vorbereitung von Diskussionsbeiträgen in diversen Foren

• Besetzung von Themen mit allgemeiner gesellschaftlicher Relevanz gegenüber Medien, Politik und Verwaltungen

• Nutzung des Internets: Soziale Netzwerke als Plattform für unsere Themen??

• Motivierung von Kollegen, sich kommunal- und landespolitisch sowie in den Ausschüssen und Gremien der Kammer zu engagieren

• Ziel: Erhöhte Frequenz der qualifizierten öffentlichen Wortmeldungen, dadurch deutlich höhere Medienpräsenz

Dabei sollten wir nicht als in erster Linie fordernde Berufsgruppe mit den immer gleichen Themen wahrgenommen werden. Es reicht nicht, ständig nach Wettbewerben oder Dingen zu rufen, die die Öffentlichkeit als verbissene Verteidigung von Pfründen versteht. Wer hört schon gerne einem schlecht gelaunten Menschen zu! Wenn unsere Arbeit und deren Darstellung als kompetent, nützlich, konstruktiv, sympathisch, ergebnisorientiert und dabei durchaus auch als offensiv wahrgenommen wird und wir auf diese Art zum Beispiel auf den Nutzen guter und bewährter (Gestaltungs-) Prinzipien verweisen, werden wir auf der Ebene der Werteorientierung eine kraftvolle Quelle der Unterstützung bei unseren Gesprächspartnern erschließen.