16. November 2009

Thesen der Architekten

Die Kammergruppe Mainz/Mainz-Bingen und die Architektenkammer haben im November 2009 Grundsätze und Ziele für die Stadtentwicklung Mainz formuliert und diese an die politisch Verantwortlichen herangetragen

Stadtentwicklung und Städtebau sind entscheidende Handlungsfelder, um die Attraktivität einer Stadt sowohl in sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht zu sichern und zu steigern. Dabei gilt es langfristige Ziele für die Stadtentwicklung, realisiert sowohl durch öffentliche wie auch private Baumaßnahmen, zu formulieren und umzusetzen. Politik muss hier einerseits die funktionalen und wirtschaftlichen Entwicklungspfade einer Stadt skizzieren, andererseits konkrete Maßstäbe für Baumaßnahmen vom Schulbau über Verkehrsbauten bis hin zu Grünanlagen u.a. setzen. Dabei spielt die qualitätsorientierte Behandlung von Flächen für Wohnen, für Handel, Gewerbe und Industrie wie auch insbesondere für die Innenstadtentwicklung eine gewichtige Rolle. Grundsätze für eine zukunftsorientierte Stadtbaupolitik sind:

  • Die Stadt Mainz muss sich bewußt sein, dass Planungs- und Baukultur eine wesentliche Voraussetzung für ihre Attraktivität als Wirtschafts- und Wohnstandort darstellen.
  • Nicht mehr oder minder punktuelle Entscheidungen und Planungen dürfen die Stadtentwicklung bestimmen, es bedarf eines Gesamtkonzeptes (Masterplan).

Die Architektenkammer Rheinland-Pfalz und die Kammergruppe Stadt Mainz/Landkreis Mainz-Bingen fordern alle im Stadtrat vertretenen politischen Parteien auf, bei den anstehenden Verhandlungen neben den o.g Grundsätzen fol-gende Aspekte zu berücksichtigen:
 

  • Städtebauliche Projekte wie zum Beispiel Winterhafen und Zollhafen müssen funktionell und zeitlich stärker vertaktet werden, um konkrete Entwicklungsschritte zu realisieren.
  • Nachdem vornehmlich aus finanziellen Gründen sowohl eine Bundesgartenschau Mainz-Wiesbaden wie auch eine Internationale Bauausstellung Frankfurt Rhein-Main(z) keine politischen Mehrheiten in Hessen und Rheinland-Pfalz finden konnten, gilt es, Teilprojekte wie eine durchgängigere Rheinufergestaltung in Mainz anzugehen.
  • Als Teil des Rhein-Main-Gebietes ist es notwendig, den Wohnungsbau in Mainz zugunsten der Zielgruppen junge Familien, Senioren und Studenten zu verstärken. Zum Vorteil der gesamten Gesellschaft sind auch in Freiräumen Mobilitätsbarrieren abzubauen.
  • Ein Städtebaubeirat soll Rat und Verwaltungen der Stadt Mainz bei dem Stadtentwicklungsprozess wie auch bei Stadtbild prägenden Baumaßnahmen beraten und die Öffentlichkeit informieren.
  • Bei begrüßenswerten Modernisierungs- und Energiesparmaßnahmen bei öffentlichem Bauen wie zum Beispiel Schulen gilt es, neben der Energieeinsparung gleichzeitig durch Verbesserung der baulichen Voraussetzungen für Unterricht und Betreuung, für Schüler und Lehrer zu sorgen.
  • Strukturelle Unterfinanzierungen des Bauunterhaltes müssen künftig vermieden werden. Vorhandene Baudenkmäler wie Kurfürstliches Schloss bis hin zum Rathaus sind nicht nur zeitgemäß zu unterhalten und in Stand zu setzen, sondern neuen Nutzungen (Schloss) zuzuführen.
  • Bei Bau- und Planungsmaßnahmen muss eine Zusammenarbeit zwischen städtischen Ämtern und stadtnahen Gesellschaften als Auftraggebern und Projektsteuerer mit freiberuflichen Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplanern die Regel sein.
  • Eine aktive Gewerbeansiedlungspolitik darf sich nicht einseitig Investorenvorstellungen, die zu Lasten von Stadtbild und (Innen-) Stadtfunktion gehen, fügen.
  • Bei größeren öffentlichen und möglichst auch bei privaten Baumaßnahmen sind Entscheidungen aufgrund von Lösungsalternativen zu gewinnen. Die Richtlinien für Planungswettbewerbe RPW bieten hierfür aufgabengerechte Wettbewerbsformen an.
  • Der künftige Baudezernent von Mainz muss über stadtkonzeptionelle Weitsicht, politische Durchsetzungskraft und fachliche Kompetenz im Bereich von Städtebau, Verkehr und Architektur verfügen.  

   

Archivbeitrag vom 16. November 2009