14. Juli 2025

Tag der Architektur

WIA
Frauenpower: Alexandra Faßbender, Vanessa Neukirch, Katharina Mentler, Doris Ahnen
Foto: Vanessa Evard, Mainz

Preview

Der Tag der Architektur begeistert jedes Jahr ein großes Publikum. 2025 stand das bundesweit größte Baukulturevent unter dem Motto „Vielfalt bauen“. Eine Vielfalt, die den Berufsalltag von Architekt*innen bestimmt, so Vorstandsmitglied Alexandra Faßbender, die die Preview-Ausstellung am 5. Juni im Zentrum Baukultur in Mainz eröffnete. „So vielfältig die Aufgaben, so vielfältig sind auch die Lösungen. Die Ausstellung repräsentiert diese Vielfalt.“ 41 Projekte wurden von der Jury ausgewählt, drei Projekte unter Federführung von (Innen)Architektinnen am Abend vorgestellt. Damit fiel auch der Startschuss für das WIA Women in Architecture Festival in Rheinland-Pfalz unter der Überschrift „Auf Vielfalt bauen!“.

„Nur Frauen sprechen heute“, betonte Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen in ihrer Begrüßung. Architektur forme unsere gebaute Umwelt; in der öffentlichen Wahrnehmung dominierten dabei Männer und große Büros. WIA, 2021 erstmals durchgeführt, habe ein starkes Zeichen für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Architektur gesetzt. Sie lobte die Kraft weiblicher Perspektiven und nannte Diversität als Qualitätsmerkmal. Zugleich verwies sie auf strukturelle Ungleichheiten: Während der Frauen- und Männeranteil an der Uni fast ausgeglichen sei, seien nur zehn Prozent der Führungskräfte in großen Büros Frauen. Dies werfe die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf. Dass es geht, zeigten Projekte wie das Polizeipräsidium Ludwigshafen und das US-Klinikum in Weilerbach, der größte amerikanische Militär-Klinikneubau außerhalb der USA – beide unter weiblicher Projektleitung. Doch es müsse sich noch mehr tun.

Von der Postkarte zur Idee

Calina Hohberg, Zweiheit Innenarchitekten (Koblenz), stellte die Neugestaltung der „Buchhandlung am Ahrtor“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler nach Flutschaden vor. Auf nur 74 Quadratmetern, verteilt auf zwei Einheiten, entstand eine kompakte Bücherwelt mit floralen Mustern und natürliche Farben – in Anlehnung an eine Postkarte der Bauherrin. Zentrales Gestaltungselement ist das Motiv Tor, das den Raum in verschiedene Aufenthaltsbereiche gliedert: Ein Torbogen fasst den zentralen Kassenbereich und markiert den Übergang zum Kinderbereich, der bei Veranstaltungen hinter einem Vorhang verschwinden kann.

Bautradition neu interpretiert

Katharina Mentler, Partnerin bei PUR+ Architekten Stein Hemmes Partner GmbB (Kasel), präsentierte den Neubau eines Mehrgenerationenhauses mit Gewerbeeinheit in Birkenfeld. Der Neubau folgt mit seiner straßenparallelen
Ausrichtung, der Geschosshöhe und Dachform dem Vorbild des Hunsrücker Langhauses. Der massive Sockel mit aufgesetztem, schieferverkleidetem Fachwerk greift die traditionelle Bautradition auf. Zwei Baukörper nehmen
sechs unterschiedliche Wohntypologien für verschiedene Lebensphasen auf. Der überdachte Stellplatzbereich dazwischen dient als gemeinschaftlich nutzbare Dachlandschaft.

Mit Liebe zum Detail

Bauherrin und Architektin Vanessa Neukirch, NEUKIRCH:ARCHITEKTUR (Trier), zeigte am Beispiel ihres Wohn- und Geschäftshauses in Trier die Herausforderungen beim Planen und Bauen auf. Neben Preissteigerungen,
Materialknappheit und Mangel an Handwerkern war vor allem die Logistik schwierig. Denn das schmale Jugendstilhaus von 1903 gegenüber der Porta Nigra konnte nur straßenseitig bedient werden. Nach umfangreicher, teils Kernsanierung wird das Hauptgebäude weiterhin als Wohn- und Ladenfläche genutzt. Im rückseitigen Nebengebäude hat das Architekturbüro zwei Etagen bezogen. „Wir haben uns der Aufgabe gestellt. Und das erhalten, was ging“, zeigte sich Neukirch sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis.

Der Abend klang mit einem Streifzug durch die Ausstellung, Wein, Brezeln und guten Gesprächen aus.