31. August 2007

Stadt im Umbruch

Foto: Besucher betrachten die im Außenraum gezeigte Ausstellung
Ausstellung "Erinnerungsbilder einer verlorenen Zeit" | Foto: Kristina Schäfer, Mainz

Rückblick woche der baukultur 2007: Stadt im Umbruch, so lautete das Thema der fünften "woche der baukultur", das - nicht zum ersten Mal - der Ort diktiert hatte. Eine leer stehende Tankstelle, zusammen mit einem Fragment der mittelalterlichen Stadtmauer, bildete den Hintergrund für ein vielseitiges Programm. Während die sechs Meter hohe Stadtmauer an die bewegte Geschichte der letzten Jahrhunderte erinnert, steht die Tankstelle für die Entwicklungen der Nachkriegsarchitektur.

Dr. Gerd Rupprecht sprach am Eröffnungsabend nicht nur über die 6m über der Erde sondern vor allem über die 6m Stadtmauer darunter. Mit der Eröffnung der Woche der Baukultur wurden auch Auszüge der Ausstellung „Erinnerungsbilder einer verlorenen Zeit“ des Forums Fotografie von Horst Möbes eröffnet.

Im Schatten des eindrucksvollen Fragmentes der mittelalterlichen Stadtmauer wartet der Ort unter dem weit ausladenden Tankstellendach auf seine nächste Aufgabe und bildete ein spannungsreiches Bühnenbild für das „Nicht mehr - noch nicht“. Dieser Schwebezustand, der den Donnerstag der Woche thematisiert werden sollte, hat auch in diesem Jahr mit seiner ganz eigenen Atmosphäre der Woche der Baukultur in Mainz ihren Charme gegeben. Eine rote Holzkiste war die einzige bauliche Zutat, die eine Nutzung der ehemaligen Waschhalle möglich machte. Hier gab es Vorträge zum Stadtumbau und Wohnungsbau im Rahmen der Stadtsanierung von Stefan Forster (Stefan Forster Architekten /Frankfurt), zum Potential des Denkmals und den damit verbundenen Entwicklungschancen von Prof. Emil Hädler, sowie zu Material, Patina und der Qualität des Alterns von Prof. Michael Spies, ein Vortrag, der, zusammen mit einer Ausstellung von Zeichnungen und Frottagen des Tankstellenensembles, den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildete. Studenten der Fachhochschule Mainz hatten sich im Laufe der Woche mit verschiedenen Zeichentechniken diesem speziellen Ort genähert. Zwei Tage konnten Tankstellendach und Stadtmauer noch Bühne sein, der architektouren-Bus nahm hier seine Fahrgäste auf, um sie am Abend wieder an die Bar, die traditionell in dem ehemaligen Kassenhaus eingerichtet war, zu entlassen.

Ein Highlight der Woche stellte „Nicht mehr - noch nicht“, ein Dokumentarfilm von Holger Lauinger und Daniel Kunle dar. Der Film thematisiert Orte, meist Brachen innerhalb der Städte, die - wie die Tankstelle - zwischen Gestern und Morgen liegen und Fragen zu Stadtumbau und Konzepten einer Stadtentwicklung provozieren. Im Anschluss an den Film spannte Prof. Emil Hädler den Bogen nach Mainz. Diese umfangreiche Grundlage war Ausgangspunkt für die anschließende Podiumsdiskussion mit den baupolitischen Sprechern bzw. Vertretern der Fraktionen im Stadtrat, moderiert von Heinrich Lessing. Welche Chancen können Brachen für das Ausloten der Stadtentwicklung sein, welche Rolle spielen Steuerungselemente wie ein Gestaltungsbeirat oder das Wettbewerbswesen für die Zukunft der Stadt, dies und mehr wurde in der Runde mit dem Publikum diskutiert. Es war mittlerweile spät geworden, viele Fragen konnten deshalb nur angeschnitten werden - ungeachtet dessen war dieser volle Abend ein Stück des Dialoges, der für die Entwicklung einer Stadt unabdingbar ist.

Organisation und Umsetzung der Woche war, wie in den Jahren zuvor ein beachtlicher Kraftakt der nur gemeinsam geleistet werden konnte. Im Folgenden die Namen des gesamten Teams mit einem großen Dank an alle: Thomas Dang, Heinrich Lessing, Edda Kurz, Dietmar von der Weiden (IIII Senkrecht Architekten), Friedhelm Beier, Hartmut Raible, Ina Seddig, Julian A. Schoyerer, Monika Dötsch, Stefan Bitter, Barbara Rieke-Güntsche, Peter Güntsche, Florian Thein (Schoyerer Architekten), Jörg Artmann (Schoyerer Architekten), Raphael Wildemann (Schoyerer Architekten), Tobias Schneberger und Marcus Hille. Nicht zu vergessen die Sponsoren der Woche, ohne deren Unterstützung „Stadt im Umbruch“ nicht möglich gewesen wäre.