18. August 2025

Stabilitätsfaktor – geförderter Wohnungsbau

Fachreise Wohnungsbau Rheinland-Pfalz 2025
Abschlussfoto vor dem Neubau an der Matthiasstraße in Trier
Foto: Kristina Schäfer, Mainz

Fach- und Pressereise mit Bauministerin Doris Ahnen

Trotz rückläufiger Zahlen hat sich der geförderte Wohnungsbau in Rheinland-Pfalz im Jahr 2024 als wichtiger Stabilitätsfaktor erwiesen. Mit der sozialen Wohnraumförderung konnten landesweit insgesamt 2.432 Wohnungen realisiert werden, davon 1.800 Mietwohnungen. Finanz- und Bauministerin Doris Ahnen würdigte das „Bündnis für bezahlbares Bauen und Wohnen Rheinland-Pfalz“ – ein gemeinsames Engagement von Wohnungswirtschaft, Architektenkammer und Finanzministerium – das alle zwei Jahre eine Fachreise zu vorbildlichen, geförderten Wohnungsbauprojekten organisiert.

Die erste von vier Stationen führte nach Trier. Die Stadt mit Nähe zu Luxemburg gelte als Investitionsschwerpunkt, so Ministerin Ahnen. 2024 wurden allein in Trier und Umgebung 436 Wohnungen gefördert. In der Matthiasstraße, in Nachbarschaft zur Benediktinerabtei St. Matthias, realisiert die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft 13 Wohnungen im KfW-40-Standard. „Wir brauchen keinen Bau-Turbo“, erklärte Werner Boesen, technischer Leiter bei der
Aachener, bei der Baustellenführung. Von den städtebaulichen Verträgen mit der Stadt bis zur Baugenehmigung habe es lediglich zehn Monate gedauert – und das trotz des historischen Grundstücks im Areal der Porta Media, dem südlichen Pendant zur Porta Nigra. Dr. Thilo Becker, Beigeordneter der Stadt Trier, erläuterte zudem den Verzicht auf eine Unterkellerung: Im Erdreich befinden sich acht bis zehn Sarkophage aus römischer Zeit. Im Erdgeschoss wird
die neue Geschäftsstelle der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft einziehen, sodass ein Mix aus gefördertem Wohnraum und Gewerbe entsteht.

Weiter ging es nach Ingelheim, wo Projekte der Wohnungsbaugesellschaft wbi besichtigt wurden. Den Auftakt bildete das „Thornsche Gelände“ im Herzen des Stadtteils Frei-Weinheim. Auf 7.200 Quadratmetern entstanden zehn Wohnhäuser mit wechselnden Klinker- und Holzfassaden sowie unterschiedlichen Dachformen – ein Hauch niederländischer Baukultur lag beim Rundgang durch das „Quartier im Grünen“ in der Luft. Architekt Marcel Paffrath von
Kramm und Strigl aus Darmstadt erläuterte den kleinteiligen Dorfcharakter, der gewollt sei. Die Blickbeziehungen zu den angrenzenden Kirchen, die Materialvielfalt, die hochwertigen Details – all das zeigte, was passgenaue Architektur und Stadtplanung leisten kann. „Es übertrifft meine Erwartungen, es gefällt mir, es strahlt etwas aus“, zeigte sich die Bauministerin begeistert.

Im Anschluss wurde die Baustelle der „Heidesheimer Höfe“ besucht. Das ortsansässige Büro Schuster Architekten saniert hier zwei denkmalgeschützte ehemalige Wohnheime der Diakonie Zoar von etwa 1880. Die Gebäude werden umgenutzt, um künftig 36 hochwertige Wohnungen in den Objekten „Haus am Park“ und „Haus Rheinblick“ zu beherbergen. In folgenden Bauabschnitten entstehen auf den großzügigen Freiflächen 170 neue Wohnungen, geplant von Schneider+Schumacher Architekten aus Frankfurt, mit einer Förderquote von 40 Prozent. Die denkmalgeschützte Parkanlage bleibt erhalten und soll als Begegnungsraum im Quartier dienen.

Auf dem Rückweg nach Mainz wurde ein letzter Stopp in der Jägerhofstraße im Vorort Mombach eingelegt, dem kleinsten Projekt der Reihe. Vizepräsidentin Edda Kurz führte vor Ort in den Wohnungsbau ein. „Was kann man wagen, wie weit kann man gehen?“, umschrieb sie den Balanceakt zwischen optimaler baulicher Nutzung und gelungenem Einfügen in den städtebaulichen Kontext. Die Qualität des Gebäudes zeige sich in der strukturierten Fassadengestaltung, den tiefgezogenen Fenstern und den gestalteten Freiflächen. Ministerin Ahnen berichtete vom Projektbeginn Anfang 2024: „Ich war damals sehr froh, dass ein privater Investor gesagt hat, er möchte den Bereich aufwerten, aber vor allem auch bezahlbaren Wohnraum schaffen.“ Im Raum Mainz, mit der höchsten Fördermietenstufe, sei es besonders wichtig, bezahlbaren Wohnraum zu realisieren. Zum Energiekonzept gehören eine Luftwärmepumpe sowie eine großflächige Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. „Die Programme und die Beratung der ISB waren klasse, und die Förderzusage kam unfassbar schnell“, lobte Architekt Evaggelos Melachrinos von MundS Architekten die Leistungen der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz. Ohne die über die ISB ausgereichte Wohnungsbauförderung des Landes hätte man kein tragfähiges Finanzierungskonzept aufstellen können.

Wohnraumförderung und architektonische und städtebauliche Qualität schließen sich nicht gegenseitig aus – im Gegenteil.
Joachim Rind

Ein inspirierender Tag, dessen Stationen „Hoffnung machen“, so Kammerpräsident Joachim Rind. Besonders erfreulich: Zahlreiche Abgeordnete des Landtags, Vertreter der Regionalpolitik und aus dem parlamentarischen Raum waren mit von der Partie. Sie konnten sich vor Ort ein Bild von der Kompetenz des Berufsstandes machen, der auch unter den Vorgaben des geförderten Wohnungsbaus kreative und individuelle Lösungen für bezahlbares Wohnen und lebenswerte Quartiere schafft.