Kann ein Gebäude demokratisch sein? Beim 8. Mainzer Architekturquartett diskutierten Andrea Jürges, stellvertretende Direktorin des Deutschen Architekturmuseums, Autor und Kolumnist Harald Martenstein und Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Susanne Weißman über vier Mainzer Bauten und was sie mit uns machen.
Das DGB-Haus von 1954 wirkt von außen banal, innen aber durchaus überraschend. Ein geschwungenes Treppenhaus rettet den Bürokasten. Das Bürgerhaus Lerchenberg dagegen ist robust, flexibel, für alles zu haben. Von der Ortsbeiratssitzung bis zur Disco. Laut Martenstein verkörpert es die Teilhabeträume der Siebzigerjahre. „Wo solche Treffpunkte fehlen, wachsen Echokammern“, bemerkt er. „In der Uckermark verschwanden die Kneipen, jetzt wählt man dort zu 40 Prozent AfD.“
Der Frankfurter Hof erzählt die schönste Geschichte. Bürger retteten den alten Saal, der Architekt bewahrte Dachstuhl und Mauern und traute sich trotzdem etwas Neues. Keine Rekonstruktion, sondern ein Haus, das Altes ehrt und mit der Gegenwart verbindet. Und schließlich der Landtag, hat jetzt ein öffentliches Restaurant. Politiker beim Mittagessen neben ihren Wählern, das schafft Bodenhaftung.
Über eines war man sich am Ende des Abends einig. Architektur alleine macht noch keine Demokratie. Sie bietet Bühnen, mehr nicht. Entscheidend bleibt, wer hingeht und was dort passiert.
11. September 2024
Räume der Demokratie

8. Mainzer Architekturquartett - Jenseits der Echokammern | Orte der Demokratie in Mainz
Foto: Thomas Dang
Foto: Thomas Dang