Vor hundert Jahren wurde der Karlsruher Architekt Wolfgang Hirsch geboren. Er ist sicher weniger bekannt als Egon Eiermann oder Hermann Billing. Schon deshalb, weil sein Name im Kanon einer Partnerschaft verborgen blieb.
Hirsch studierte Architektur in Karlsruhe, war Assistent an der TH, traf dort auf Alfred Bohne, mit dem er 1951 ein eigenes Büro gründete. Ihre Arbeitsschwerpunkte lagen bei Schul- und Krankenhausbauten, Aufträge, die sie über zahllose Wettbewerbsgewinne generierten. Hirsch war vor allem für die Bildungsbauten zuständig. Für die Grundschule in Neidenfels, eine aus fünf zweigeschossigen Pavillons entwickelte, in den Berghang gebaute Anlage, die inzwischen unter Denkmalschutz steht, wurde Hirsch mit dem Kulturpreis des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.
1961 schloss sich Hirsch einem anderen Büro an, der Werkgemeinschaft Karlsruhe. Die Aufträge kamen zunächst aus dem Umland; 1963 war die Gemeinschaft in Karlsruhe erfolgreich mit den gewonnenen Wettbewerben für das Staatstheater und die Ernst-Reuter-Schule. Mit dem Erfolg wurde das Werkverzeichnis zunehmend vielfältiger, neben den Bildungsbauten tauchten nun Verwaltungsgebäude auf.
Auch die Zusammenarbeit mit Künstlern blieb Hirsch nicht fremd, etwa mit Erwin Wachter beim Kirchenzentrum St. Elisabeth in Landau, wofür beide mit dem Staatsehrenpreis „Kunst am Bau“ ausgezeichnet wurden.
Die Werkgemeinschaft Karlsruhe lebt mit neuen Verantwortlichen weiter; der Ableger Werkgemeinschaft Landau besteht in zweiter Generation und Wolfgang Hirschs Sohn Nikolaus arbeitet als Architekt, Kunstwissenschaftler und Kurator. Schön, wenn Architektur kein Ende nimmt. In diesem Fall begann sie mit Wolfgang Hirsch am 13. April 1924.
Auszüge aus dem Essay „Lebenslinien: Wolfgang Hirsch zum 100. Geburtstag“ von Wolfgang Bachmann