Was passiert, wenn Architekten alle Regeln über Bord werfen? Wenn Wände kippen, Decken sich neigen und der Betrachter die Orientierung verliert? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Lehrerfortbildung zum Dekonstruktivismus, zu der die Architektenkammer Rheinland-Pfalz am 13. November 2026 ins Zentrum Baukultur nach Mainz geladen hatte.
Dr. Dr. Arne Winkelmann führte die zwanzig Lehrkräfte zunächst zu den philosophischen Wurzeln dieser Architekturströmung. Der Begriff stamme aus der französischen Denkschule um Jacques Derrida, erklärte der Referent. Dekonstruieren bedeute, gedankliche Gebäude einzureißen und Konventionen zum Einsturz zu bringen, nicht physisch, sondern konzeptuell.
Im Workshop sammelten die Pädagogen Begriffe, die dekonstruktivistische Bauten charakterisieren: zersplittert, schwebend, dynamisch, kanalisiert. Mit diesen Adjektiven im Gepäck entwickelten sie Übungen für ihren Unterricht. Ein Geschichtslehrer entwarf eine Einheit, die Zaha Hadids fließende Formen mit Strömungen der Moderne verknüpft. Eine Deutschlehrerin plante, Kafkas labyrinthische Textwelten mit Frank Gehrys verschachtelten Metallskulpturen zu vergleichen.
„Architektur, die irritiert, regt zum Nachdenken an", fasste eine Teilnehmerin zusammen. Gerade für Jugendliche, die gewohnte Strukturen hinterfragen, böten dekonstruktivistische Bauten ideale Anknüpfungspunkte.
Die Fortbildung zeigte: Wenn Gebäude aus der gewohnten Ordnung fallen, entstehen neue Räume; nicht nur architektonisch, sondern auch pädagogisch.
Die nächste Fortbildung widmet sich am 28. Mai 2026 dem Thema "Brücken - Weiten überspannen".
13. November 2025
Dekonstruktivismus

Foto: Dr. Dr. Arne Winkelmann



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