Am 11. Juni 2025 führte die Architektenkammer Rheinland-Pfalz eine Lehrerfortbildung zu Andrea Palladio durch. Referent Dr. Dr. Arne Winkelmann vermittelte den Teilnehmenden die Grundlagen der Renaissance-Architektur am Beispiel des venezianischen Meisters.
Winkelmann erläuterte zunächst den historischen Kontext. Venedigs Niedergang als Handelsmacht zwang die Nobili zur Landwirtschaft auf der Terraferma. "Die Villa ist ein landwirtschaftliches Gut mit allen Funktionen unter einem Dach", betonte er. Palladios Genius lag darin, diese Zweckbauten durch das Würdemotiv, die Tempelfront, aufzuwerten. Der Referent demonstrierte Palladios Proportionssystem anhand der Villa Cornaro. Jeder Raum folgt harmonischen Verhältnissen, die den Musikintervallen entsprechen. "Was für das Ohr angenehm ist, muss auch für das Auge schön sein", zitierte Winkelmann die Renaissance-Theorie. Besonders eindrucksvoll war die Analyse des Grundrisschemas: Die zentrale Sala als Familientreffpunkt, flankiert von öffentlichen und privaten Bereichen. Dieses System wandte Palladio bei fast allen Villen an, jedoch stets variiert, nie identisch. Die Villa Rotonda verdeutlicht Palladios Meisterschaft: Vier gleiche Fassaden, perfekte Proportionen und Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen machen sie zum "Proportionswunder".
Ein Film zur Villa Barbaro vertiefte das Verständnis für Palladios pragmatischen Ansatz. Unter prächtigen Fassaden verbergen sich ökonomische Ziegelbauten. "Gute Architektur für einfache Landhäuser", wie Winkelmann unterstrich.
Der praktische Workshop "Il quinto libro dell'architettura" ließ die Teilnehmenden selbst Grundrisse nach Palladios System entwerfen. Dabei wurde deutlich, dass Ausbrüche aus dem Schema den architektonischen Reiz erzeugen. Die Fortbildung vermittelte nicht nur kunsthistorisches Wissen, sondern zeigte konkrete Wege auf, Palladios zeitlose Prinzipien im Unterricht zu nutzen.
