17. September 2015

Vater in Elternzeit

Interview mit Landschaftsarchitekt Moritz Morsblech über seine Elternzeit von zehn Monaten.

Herr Morsblech, Sie haben für einen Vater ungewöhnlich lange Elternzeit genommen. Wie hat ihr Arbeitgeber auf diesen Wunsch reagiert?

In der Krabbelgruppe war ich tatsächlich der einzige Papa, aber ich hatte das große Glück, dass meine Arbeitgeber sehr verständnisvoll auf den Wunsch reagiert haben und uns mit größtmöglicher Flexibilität entgegengekommen sind. Genauso wichtig war aber auch das Angebot, mit geringerem Stundenumfang in den Job zurückzukehren. Ich habe nach beiden Kindern zunächst mit einer reduzierten Stundenzahl begonnen und konnte auch in Abstimmung mit der Geschäftsführung die Arbeitsstunden und -tage nach meinen Möglichkeiten ausrichten. Insofern waren die Voraussetzungen für unseren Familienstart wirklich gut.

Hat Ihre Frau auch Elternzeit genommen?
Meine Frau konnte bei unserem ersten Kind berufsbedingt keine Elternzeit über den Mutterschutz hinaus nehmen. Beim zweiten Kind haben wir uns die Zeit geteilt, waren aber nicht parallel zu Hause.

Haben Sie aufgrund der Erfahrungen aus der ersten Elternzeit in der zweiten etwas anders gemacht?
Beim ersten Kind habe ich mich voll auf die Elternzeit konzentriert, beim zweiten dann parallel in Teilzeit gearbeitet, von zu Hause - je nach Tagesform des Säuglings - und an zwei Tagen fest im Büro. Gerade auch mit der Erfahrung eines ganzen Jahres „reiner“ Elternzeit, wollte ich in der zweiten Runde gerne regelmäßig, wenn auch in geringem Umfang, weiterarbeiten, um den fachlichen und persönlichen Austausch mit den Kollegen fortzuführen. Obwohl ich die Elternzeit sehr genossen habe, war dieser professionelle Ausgleich wichtig für mich.

Sie waren in der Zeit als Projektleiter im Büro „Die LandschaftsArchitekten. Bittkau-Bartfelder + Ingenieure“ mit insgesamt zwölf Mitarbeitern angestellt. Bei kleinen und mittelgroßen Büros ist es nicht immer einfach, eine mehrmonatige Abwesenheit zu kompensieren. Wie ist das in Ihrem Fall gelungen?
Wir waren insgesamt zehn Ingenieure/Landschaftsarchitekten und hatten damit ausreichend Ressourcen, um meinen temporären Weggang zu kompensieren. Meine erfahrenen Kolleginnen und Kollegen haben meine Projekte übernommen und in der Zwischenzeit fortgeführt. Den Wechsel haben wir intensiv vorbereitet und auch früh nach außen kommuniziert, so dass ein nahtloser Übergang gewährleistet war. Nach meiner Rückkehr konnte ich einige Projekte wieder übernehmen, was den Wiedereinstieg unkompliziert gemacht hat.

Was ist Ihr Tipp für werdende Eltern?
Suchen Sie früh das Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber und kommunizieren Sie Ihren Wunsch nach Elternzeit, dem anschließenden Wiedereinstieg und einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung. Grundsätzlich ist eine praktizierte wohlwollende Haltung der Büroleitung bis über die Kleinkindjahre hinweg eine wichtige Voraussetzung für die gelungene Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Über diese sollte man sich daher frühzeitig Klarheit verschaffen. Andererseits müssen wir gerade in einer zeitintensiven und stark ergebnis- und terminorientierten Tätigkeit als Architekten im Gegenzug auch ein flexibles Betreuungsmodell finden, das Ausfälle, Abendtermine oder längere Arbeitszeiten in intensiven Phasen auffangen kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

  

Archivbeitrag vom 17. September 2015