16. September 2025

Künstliche Intelligenz und Baukultur

Julia Holzemer-Thabor
Julia Holzemer-Thabor
Foto: Kirsten Bucher, Frankfurt

Kann KI auch Baukultur?

Künstliche Intelligenz ist fester Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden und wird von immer mehr Menschen genutzt. „Frag doch schnell mal ChatGPT“, ist mittlerweile in aller Munde! 

Der Einsatz von KI ist nicht mehr aufzuhalten, doch welchen Einfluss wird KI auf die Baukultur haben?

KI wird die Planungsprozesse durch alle Leistungsphasen verändern, auch in den Leistungsphasen, in denen baukulturelle Qualitäten bestimmt werden. Als Werkzeug eingesetzt wird KI optimierte Lösungen im Entwurf, in der Planung, Ausschreibung, der Bauausführung bis hin zur Dokumentation liefern. Hier liegen enorme Chancen, Entwurfs- und Planungsprozesse zu optimieren und zu beschleunigen.

Gerade mit Blick auf Nachhaltigkeit, Klimaschutz und die Verantwortung für den Umgang mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen, werden sich durch den Einsatz von KI innovative Lösungen eröffnen, was natürlich sehr zu begrüßen ist.

Auch auf behördlicher Ebene kann KI wichtige Leistungen erbringen. Die Dauer von Genehmigungsprozessen, häufig durch Fachkräftemangel in den Bauverwaltungen begründet, kann durch den Einsatz von KI beschleunigt werden. Voraussetzung ist, dass KI-Tools genutzt werden, die einen Datenaustausch zwischen Planenden und Behörden flächendeckend und sicher ermöglichen.

Frag doch schnell mal ChatGPT.

Auch in den Bauabläufen selbst werden sich durch KI neue Möglichkeiten eröffnen: Ein hoher Vorfertigungsgrad von Bauteilen, ressourcensparendes, reversibles oder serielles Bauen sind nur einige Stichworte. Doch wer behält bei all diesen neuen Möglichkeiten den Überblick darüber, wie sich kreative und innovative KI-generierte Einzelplanungen zu einem großen Ganzen zusammenfügen und sich in einen baukulturellen, bauhistorischen oder regionaltypischen Kontext einfügen?

Baukultur umfasst per Definition die gesamte gebaute Umwelt. Hierzu gehören neben der Landschaftsarchitektur, der Stadtplanung und der Architektur auch der Ingenieurbau, Straßenbau, und das Handwerk, eben alle Bereiche, die mit Bauen zu tun haben. Die Verantwortung für die gebaute Qualität liegt, wie bisher auch, bei allen am Planungsprozess beteiligten Akteurinnen und Akteuren. KI kann in diesem Zusammenhang nur das unterstützende Planungsinstrument sein.

Dadurch werden sich auch weiterhin sehr gute Chancen für unseren Berufsstand ergeben. Gute Planungen erfordern neben klar definierten architektonischen und städtebaulichen Vorgaben, auch weiterhin sehr gut ausgebildete Planerinnen und Planer, die in der Lage sind, die mit künstlicher Intelligenz erzeugten Einzelplanungen einzuordnen, sensibel und mit Weitblick zu hinterfragen, zu bewerten und in einen baukulturellen Kontext zu stellen.