Weingut Abril

Bischoffingen (2012)

Am Enselberg 1, 79235 Bischoffingen

  • Innenarchitekt: Wolfgang Münzing, Flein. MEHR
  • Mitarbeiter: Dipl.-Ing. Carolin Windisch, Dipl.-Ing. (FH) Christiane Spindler, Dipl.-Ing. (FH) Sybille Keul, Nadine Obenland BA
  • Architekt: Dipl.-Ing. Alfred Andelfinger, Mannheim.
  • Landschaftsarchitekt: Dipl.-Ing. (FH) Michael Hink, Schwaigern. MEHR
  • Tragwerksplanung Rolf Peter, Peter Baustatik GmbH, Heilbronn
  • Gebäudetechnik: Uwe Häberle, Breisach-Oberrimsingen
  • Bauherr: Weingut Abril Bischoffingen. MEHR


In privilegierter Hanglage wurde der Neubau des Weingutes Abril am Kaiserstuhl errichtet. Geschickt wurde die Topographie des Bauplatzes genutzt, um einen großen Teil der Gebäudemasse unter der Erde zu verstecken und damit der Landschaft ihr Recht zu lassen. Markant ist die Fassade aus Cortenstahl, im Innern lässt die funktionale Ausarbeitung auf eine Optimierung der Betriebsabläufe schließen.
Aus der Jurybewertung

Am Abhang des Enselbergs von Bischoffingen entstand der Neubau des Weingutes Abril. In der einzigartigen Landschaft des Kaiserstuhls sollten die signifikanten Merkmale der Weinterrassen und deren Parallelität Aufnahme in den Entwurf finden. So entstand ein strenger Gebäudeblock, der sich monolithisch gegen den Berg stellt. Zum Hang hin ist er in Stufen ausgeformt.

Auf dem Bauplatz kamen archäologische Funde zu Tage. Sie weisen zur uralten Kultur der Bandkeramik zurück. Die markanten Keramiken der bäuerlichen Kultur inspirierten zu einem gliedernden Band auf der Corten-Stahlfassade, das sich nach Art eines Fassreifens um das Gebäude schlingt. Für das Band wurden grau beschichtete Fassadenbleche in Stanz- und Lasertechnik durchbrochen. Sie verschatten nun angenehm die dahinter liegenden Fensteröffnungen. Formal nehmen die Lochungen den Wuchs der knorrigen Rebenstämme auf. Dem winkligen Block des Gebäudes schreiben sie so organische Formen ein.

Im Innern des Hauses setzt sich die reduzierte Farb- und Materialwahl fort. Auf den Boden verbindet sich ein graues Feinsteinzeug mit dem Sichtbeton der Wandflächen. Hinzu gesellt sich das Eichenholz des Mobiliars, das auf Weinfässer anspielt. Gleichzeitig zitiert die Möbelgestaltung die Parallelität der Weinterrassen am Kaiserstuhl. In den Aufenthaltsräumen entsteht so ein schlichtes, minimalistisch anmutendes, jedoch hochwertiges Ambiente für die Weinverkostung.

Einen weiteren Schritt in Richtung Minimalismus gehen die Produktionsräume, die sich durch Metalloberflächen und offene Installationsstränge ganz in die kühle Atmosphäre moderner Weinbautechnik verlieren.

Ein Raum besonderer Konzentration ist das Barriquelager mit seinen Eichenfässern, das durch die vollständige Reduktion in seiner Raumwirkung Strenge und Stille dem betriebsamen Arbeitsablauf entgegenstellt.

Bei einem Neubau wie diesem selbstverständlich sind Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Ökologie.

„Traubenannahme, Verarbeitung und Kellertechnik funktionieren bestens, ebenso die Gärsteuerung. Viele Besucher kommen, um die Architektur zu bestaunen, Pressemeldungen haben sie neugierig gemacht“
Armin Sütterlin, Weingut Abril

 

Das Weingut Abril in Bischoffingen produziert auf 12 seiner 20 Hektar derzeit rund 100.000 Flaschen Wein pro Jahr. Als Mitglied des Verbandes Ecovin ist man biologisch organischen Prinzipien verpflichtet. 70 Prozent der Produktion gehen direkt an die Endverbraucher, ein Fünftel in die Gastronomie und lediglich 10 Prozent in den Handel. Neben Spät-, Grau- und Weißburgunder werden Blauer Silvaner, Chardonnay, Gewürztraminer und die Scheurebe angebaut.  

Im Weingut Abril blickt man auf gut 270 Jahre Weinbautradition zurück. Am Eröffnungstag des neuen Hauses, dem 13. September 2012 fanden 5.300 Besucher den Weg nach Bischoffingen. Auch danach blieb das Interesse ungebrochen, bis zum Jahresende wurden rund 1.800 weitere Besucher gezählt.

Neben der Optimierung von Arbeitsabläufen, war es ein wichtiges Anliegen des Weingutes, durch die besondere Lage im Weinberg und eine aufmerksamkeitsstarke Architektur viele neugierige Weinkunden anzulocken und für die Weine des Betriebes zu begeistern.

Auf knapp 3.000 Quadratmetern Nutzfläche stehen im Neubau zwei Räume für Weinproben und ein Verkostungsbereich zusammen mit dem Barverkauf für den Empfang der Weinfreunde zur Verfügung