Modernisierung Weingut Leiss

Gellmersbach (2010)

Lennacher Straße 7, 74189 Gellmersbach

  • Architekten: DI Michael Egger, Bregenz, und DI Benjamin Miatto, Hard. MEHR
  • Rohbauleitung: Architekt Dipl.-Ing. Jürgen Galetzka, Eberstadt. MEHR
  • Statik: Wieland + Meissner Ingenieurgesellschaft mbH, Öhringen
  • Bauherr: Wolf-Peter Leiss, Weingut Gerhard Leiss, Gellmersbach. MEHR


Die feine Schichtung der Steine und die subtile Verwendung von wein- und landschaftstypischen Materialien wie dem Stein und der Eichenholzlattung haben überzeugt. Die Öffnung des Verkostungsraumes zum Landschaftsbild und die fein kalkulierte Verbindung von Innen und Außen setzen im Weingut Leiss Maßstäbe.
Aus der Jurybewertung

Zur Modernisierung des Weingutes Leiss in Gellmersbach wurde zwischen die beiden bestehenden Gebäude des Wohnhauses und des Wirtschaftsgebäudes eine Vinothek und die Erweiterung des bereits bestehenden Gastraumes eingefügt. Hinzu kamen eine in den angrenzenden Weinberg eingeschnittene Toilettenanlage sowie eine großzügige Terrasse, die den Gastraum zum Weinberg und zur Landschaft hin öffnet.

Die Neugestaltung setzt auf eine Eigenständigkeit, die dennoch dem Bestand zugewandt bleibt. Wo möglich, werden Ausbauelemente der bestehenden Besenwirtschaft in die Neugestaltung integriert. So hat man die alten Tische lediglich abgeschliffen und Bänke neu bezogen, ergänzt wurden sie durch die Bestuhlung. Halbhohe Ummauerungen im Gastraum erhielten eine neue Verkleidung aus geölten Stahlplatten.

Durch den zweigeschossigen Verbindungsbau erhielten Weingut und Gastraum einen neuen Eingang. Der Gast wird mit einer großzügigen Glasfront empfangen, die den Blick auf den Verkostungsbereich freigibt. Hier gelangt man im Erdgeschoss unmittelbar in einen Schauraum. Auf der Galerie des Obergeschosses, die sich zur Glasfront hin in einen Luftraum öffnet, finden Weinproben statt. Von der Galerie aus fällt der Blick durch die großzügige Verglasung in die Landschaft. Die feine Lattung aus schmalen Eichenstäben an Wänden und Decken gibt dem Panorama Halt und rahmt es wie ein Gemälde. Integriert in die Lattung der Decke sind die schlanken Elemente der Grundbeleuchtung. Sie wird im Eingang durch einen Kronleuchter, am Präsentationstresen und über den Tischen des Gastraumes durch Hängeleuchten akzentuiert.

Vom Präsentationsraum aus gelangt der Besucher in den neuen Teil der Besenwirtschaft. Für die Verbindung zum bestehenden Teil der Wirtschaft wurden die Wände großflächig durchbrochen und zu Pfeilern aufgelöst. An die beiden Wirtschaftsräume schließt sich seitlich die in den Hang eingegrabene Terrasse an. Zur Terrasse hin kann die neue Besenwirtschaft durch das Versenken der Glasfront vollständig geöffnet werden, eine zweite Glaswand öffnet oder trennt die Besenwirtschaft vom Präsentationsraum.

Das Rückgrat von Terrasse, neuer Besenwirtschaft und Präsentationsraum ist eine aus regionalen Sandsteinplatten geschichtete Wand. Der Stein wurde farblich sortiert, in leicht variierenden Riemchen aufgeschnitten und nach einem von den Architekten exakt vorgegebenen Verlegeplan eingebaut. So entstand ein lebendiges, an die Schichtung der Erden im Weinberg erinnerndes Farbspiel, das durch die lebendige Textur der groben Bruchkanten zusätzlichen Reiz erhält.

Der Boden aus geschliffenem Gussasphalt im Innern setzt sich durch geschliffenen Beton auf dem Platz vor dem Eingang fort.

„…Über Jahrzehnte hatte das Weingut es verstanden, für sich und seine Weine einen guten Ruf zu entwickeln, so war es selbstverständlich, den hohen Anspruch an die eigenen Produkte auch baulich in der Modernisierung umzusetzen..“
so definiert die Winzerfamilie Leiss ihren Anspruch an die Architekten


15 Hektar stehen im Weingut Leiss für den Weinbau zur Verfügung. Drei Hektar dienen dem Obstbau und damit auch der Brennerei. Erzeugt werden jährlich rund 120.000 Flaschen. 85 Prozent davon werden im Direktverkauf ab Hof vermarktet. Weitere fünf Prozent werden in der eigenen Gastronomie ausgeschenkt. Lediglich zehn Prozent gelangen über den Handel und andere gastronomische Betriebe an den Weinfreund.

Für das Angebotsspektrum aus Gutweinen, Lagenweinen und Terroirweinen werden Riesling, Lemberger, Spätburgunder, Trollinger, Grauburgunder, Sauvignon blanc, Schwarzriesling, Merlot, Muskateller, Cabernet und Gewürztraminer angebaut. 

Das Weingut wird in zweiter Generation geführt, in seiner jetzigen Form wurde es 1959 gegründet. Über das Jahr verteilt kommen rund 2.500 Privatkunden zum Weingut Leiss. Etwa sechs Wochen im Jahr ist das Leissium geöffnet.