22. Juni 2015

Planung einer BUGA

Landschaftsarchitektin Ulrike Kirchner berichtet über ihre Tätigkeit als Leiterin der Abteilung Planung und Ausstellungskonzeption bei der Bundesgartenschau Koblenz 2011

Frau Kirchner, Sie haben 25 Jahre als selbstständige Landschaftsarchitektin gearbeitet, bevor Sie sich 2007 entschlossen, die BUGA in Koblenz mit zu organisieren. Was hat Sie an der Aufgabe so gereizt, dass Sie dafür Ihre Selbstständigkeit zurückgestellt haben?
Zunächst gab es persönliche Gründe: Ich wollte mich neu im Raum Koblenz/Eifel orientieren. Dann kam diese Stellenausschreibung. Ich kannte Koblenz und aus meiner Sicht gab es hier Handlungsbedarf in der Stadt- und Freiraumentwicklung. Gleichzeitig ist es eine Stadt in traumhaft schöner Region und Lage. Das Konzept der Gartenschau sah vor, dass sich die verschiedenen Standorte intensiv mit der Stadt verzahnen und langfristig zur Stadtentwicklung beitragen. Das entsprach genau meiner Vorstellung von einer Gartenschau, diese als „Motor der Stadtentwicklung“ zu nutzen. Die Chance, auf diese Weise wesentliche Entwicklungen in der Stadt mit zu beeinflussen, war dann der Hauptgrund.

Was war Ihre Aufgabe bei der BUGA?
Kernaufgabe war, die Ziele der Gesamtplanung umsetzungsreif weiter zu entwickeln. Hierbei ging es um ein Freiraumkonzept, das die Stadtentwicklung fördert und gleichzeitig auch für das temporäre BUGA Event funktioniert. Priorität war dabei immer: Daueranlage, das was bleibt, vor Ausstellung. Eine Gartenschau lebt zudem von vielen Mitwirkenden. Deren Ideen und Ausstellungsbeiträge müssen koordiniert und thematisch sinnvoll verortet werden. Viele Gespräche, Workshops, Arbeitsgruppen waren da erforderlich. Gärtnerische Wettbewerbsbeiträge, Wettbewerbe i.S. von Mehrfachbeauftragungen für Spielplätze, temporäre Ausstellungsbauten, ein Leitsystem, die Möblierung .... ich hatte die Regie über viele Einzelaspekte, für die schlüssige Rahmenvorgaben gemacht werden mussten. Unterstützt hat mich dabei ein Team von sieben Planern. Zudem gehörten die Kosten- und Budgetplanung sowie die Abstimmungen der Fördermodalitäten zu meinen Aufgaben. Einen besonders großen Raum nahm die Öffentlichkeitsarbeit ein. Da ich zudem Prokuristin der BUGA GmbH war, hatte ich auch Mitverantwortung bei inhaltlichen, wirtschaftlichen und personellen Entscheidungen.

Gibt es bei einem solchen Aufgabenspektrum Eigenschaften, die besonders wichtig waren?
Spontan denke ich an fünf: Einsatzbereitschaft, Zielorientiertheit, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Belastbarkeit. Sich auf ein Projekt mit Fixtermin und großer Öffentlichkeit - wie es eine Gartenschau ist - einzulassen, erfordert eine hohe Einsatzbereitschaft. Man muss für diese Sache brennen, damit man sie vorantreiben kann. Kommunikation der Planung und unserer Absichten war wesentlich, denn am Anfang gab’s viel Gegenwind. Für mich persönlich spielt außerdem Teamfähigkeit immer eine ganz wichtige Rolle.

Arbeiten Sie seit dem Ende der BUGA wieder als Landschaftsarchitektin, oder schlägt Ihr Herz jetzt nur noch für Gartenschauen?
Das offizielle Ende der BUGA war zwar im Oktober 2011, als Folge-Geschäftsführerin und letztlich als Liquidatorin habe ich die BUGA GmbH jedoch noch bis dieses Jahr abgewickelt. Da ich die Region nicht wieder verlassen will, befasse ich mich seither nur noch interessehalber und beratend mit Gartenschauen. Für mich persönlich haben sich neue Chancen ergeben: Heute habe ich eine Professur an der Hochschule Koblenz.

  

Archivbeitrag vom 22. Juni 2015