„Optimismus und Zuversicht brauchen Vertrauen, Vertrauen wiederum braucht Glaubwürdigkeit, braucht Vorbilder in Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben,“ so Günther Franz. Wettbewerbskonkurrenz um jeden Preis - wie es scheint - auch um den der Zerstörung lebensfähiger regionaler Wirtschaftsstrukturen unterminiere das allenthalben als Voraussetzung für den wirtschaftlichen Aufschwung geforderte Vertrauen, so Franz weiter.
03. Februar 2006
Jahresempfang der Wirtschaft 2006
In seinem Statement für die Freien Berufe forderte er von den politisch Verantwortlichen in Rheinland-Pfalz, im Bund und in Europa eine maßvolle Deregulierung. Zwar müsse es darum gehen, Kosten treibende Überregulierungen und bürokratische Pervertierungen zu beseitigen, jedoch dürften rechtsstaatliche Sicherheit, Steuergerechtigkeit, Gesundheits- und Verbraucherschutz nicht aufgegeben werden. Gerade vor dem Hintergrund der tragischen Ereignisse in Bad Reichenhall und Kattowitz wird aber auch schmerzlich klar, dass Verbraucherschutz, Leben und Gesundheit schwerer wiegen, als Konkurrenz um jeden und zu jedem Preis. Bauherren brauchen die unabhängige Treuhänderschaft und hohe Fachkompetenz der Architekten.
Faire Rahmenbedingungen, dazu gehören nach seiner Auffassung ein vernünftig zu praktizierendes öffentliches Vergaberecht, sachgerechten Vertragsgestaltungen und eine faire Honorarordnung. Hier hoffe die Architektenschaft auf eine zügige Entscheidung des Bundeswirtschaftsministeriums, so die Adresse an Michael Glos, den Hauptredner des diesjährigen Jahresempfangs. Weiterhin müssten ausreichende Mittel für Bau und Bauunterhaltung von Bund, Land und Kommunen bereitgestellt werden und schließlich gesetzlich gesicherte Verbindlichkeit von Zustandskontrollen im Sinne eines Qualitätsmanagements, geschaffen werden.
Ein Bauherr kann die Qualität einer Dienstleistung erst beurteilen, wenn sie erbracht wurde - Probefahrt und Umtausch ausgeschlossen. Daher sind die Kontrolle der Berufsqualifikation, die Weiterbildungsverpflichtung, das Berufsrecht, die obligatorische Haftpflichtversicherung und eine Honorarordnung als transparenter und fairer Rahmen unabdingbar.
Mittelständischen Freiberufler - Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner - sind bei aller Weltoffenheit in der Region verwurzelt, sie fühlen sich ihr verpflichtet. Ihre Arbeits- und Ausbildungsplätze bleiben ebenso im Land wie ihre Steuern. Sie erbringen unabhängige Leistungen, die sich mit einem hohen Maß an sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Verantwortung verbinden. Architekten und ihre Bauherren brauchen dafür einen verbindlichen Rahmen. „Weniger Regeln“ darf kein Selbstzweck sein. Bauschäden bis hin zum Einsturz weitgespannter Hallen belegen auf dramatische Weise die Notwendigkeit rechtsverbindlicher Vorgaben und Verfahren, wenn es um Bauwerkssicherheit und Werterhaltung von Immobilien geht.
Wirtschaftsminister Glos: Haushaltskonsolidierung schafft Wachstum Der Gastredner des Abends, Wirtschafts- und Technologie Minister Michael Glos, sah die Aufgabe der neuen Bundesregierung vor allem im Bereich der Haushaltskonsolidierung. Die Entlastung der kommenden Generationen durch Haushaltsdisziplin heute schaffe nach seiner Auffassung die finanziellen Spielräume, die dann für Investitionen genutzt werden könnten. Für Handwerk und Bauwirtschaft kündigte er ein Investitionsprogramm für die energetische Gebäudesanierung in Höhe von 1,4 Millarden Euro an.
Darüber hinaus seien die Senkung der Lohnnebenkosten, finanziert aus einem Prozent der dreiprozentigen Mehrwertsteuererhöhung 2007, eine Unternehmenssteuerreform und die vorgezogene Erhöhung des Renteneintrittsalters Eckpfeiler für mehr Beschäftigung und mehr Wachstum.
Einer Umfrage zufolge sähen sich in Rheinland-Pfalz 17 Prozent der Unternehmen schlecht mit Krediten versorgt. Glos machte hierfür auch die Banken verantwortlich, die Basel II nicht selten zum Anlass nähmen, gerade dem Mittelstand notwendige Kredite zu verweigern. Abhilfe soll nach Glos‘ Aussage eine Ausweitung der Risikoentlastung für die durchleitenden Banken über KfW-Programme schaffen.
Geist ist geil. Mit dieser Variation des zum Generalmotto avencierten „Geiz ist geil“ fasste Karl Josef Wirges, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen den entscheidenden Wettbewerbsvorteil der mittelständischen Wirtschaft zusammen. Sein Appell zielte auf die Sicherung der Handwerksordnungen und das duale Ausbildungssystem.