14. Januar 2022

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Eric Sturm arbeitet als Webdesigner, Blogger und Fachjournalist. Sein Fachgebiet ist die digitale Kommunikation für Architekten, Ingenieure, die Immobilien- und die Baubranche.
Eric Sturm arbeitet als Webdesigner, Blogger und Fachjournalist. Sein Fachgebiet ist die digitale Kommunikation für Architekten, Ingenieure, die Immobilien- und die Baubranche.
Foto: Christine Fiedler, Berlin

So werden Sie auch von Menschen im Netz gefunden, die Sie NOCH NICHT kennen

Damit die eigene Website bei den Suchmaschinen ganz oben steht, braucht es in der Regel keinen speziellen Dienstleister, sagt Eric Sturm, Blogger und Fachjournalist sowie Seminarleiter des Webinars „Suchmaschinenoptimierung für Architekt:innen“. Einige Regeln zur „On-“ und „Offpage-“ Optimierung müssten allerdings schon umgesetzt werden. Die Begriffe On- und Offpage beschreiben dabei, wo die Suchmaschinenoptimierung, kurz SEO (Search Engine Optimization), stattfindet: auf der eigenen Seite oder außerhalb der eigenen Website. Und: Man sollte natürlich immer am Ball bleiben und die eigenen SEO-Kenntnisse regelmäßig auffrischen. „Gute Quellen“, so Sturm, „sind t3n und das SISTRIX-Blog“.


Die Suchmaschine

Unter den Suchmaschinen ist Google das Flaggschiff. Suchanfragen im Netz werden mit einem Löwenanteil von 90 bis 95 Prozent über Google abgewickelt. Kein Wunder, dass sich die Suchmaschinenoptimierung in erster Linie auf Google konzentriert. Damit Google seinen Nutzern immer die besten organischen (unbezahlten) Suchergebnisse ausspielen kann, durchsuchen spezielle Pogramme, sogenannte Webcrawler, ständig das Internet nach Inhalten. Mithilfe des geheimen Google-Algorithmus werden die Inhalte der Crawler indexiert und schließlich in den Suchergebnissen von Google angezeigt. Die eigene Website sollte deshalb für Crawler immer gut lesbar sein.


Offpage-Optimierung

Außerhalb der eigenen Seite ist der Einfluss begrenzt. Ähnlich wie das Renommee von Wissenschaftlern mit der Anzahl ihrer Veröffentlichungen steigt, vergibt der Google-Algorithmus allerdings Pluspunkte für die Relevanz einer Website. Diese misst Google mitunter anhand der Links, die von fremden, aber fachverwandten (also relevanten) Websites auf den eigenen Internetauftritt verweisen. Die Empfehlung von Eric Sturm lautet: „Einfach mal überlegen, in welchen Berufsverbänden, Netzwerken und Kammern man Mitglied ist, für welche größere Bauherren man tätig war oder in welchen Zeitungen Beiträge über die eigene Person veröffentlicht wurden. Hier lohnt es sich nachzufragen, ob ein Link auf die eigene Website gesetzt werden kann.“ Der SEO-Experte warnt jedoch: „Linktausch ist out, heute sind nur noch einseitige Verlinkungen wirksam.“ Auch sollte man genau überlegen, auf welche Seite der fremde Link verweisen soll: auf die Startseite mit möglicherweise wenig Inhalten oder auf eine inhaltsreiche Projektseite. 

Das Hinterlegen eines Unternehmensprofils in Google My Business sei ebenso eine gute Sache, sagt Sturm. Das eigene Büro wird dann bei einer standortbezogenen Suche in einer Karte markiert, darunter wird ein Standardeintrag eingeblendet, welcher mit Fotos, kurzen News oder Bewertungen angereichert werden kann. 

Ebenfalls wirkungsvoll ist das Betreiben eigener Social Media-Profile. Sturm: „Durch solche kann die Reichweite der eigenen News extrem steigen.“ Wer aber schlicht keine Zeit für So­cial Media hat, der sollte wenigstens Sharing-Buttons zum Teilen der eigenen Beiträge anbieten. So kann das eigene Büro auch ohne weitere Anstrengungen zum Thema in den sozialen Netzwerken werden, sagt Eric Sturm. Wegen des Datenschutzes empfiehlt der SEO-Experte den Einsatz von datenschutzkonformen Sharing Buttons (z.B. Schariff für WordPress), bei denen die Verbindung zu den Sozialen Netzwerken erst durch aktives Betätigen der Buttons hergestellt wird. Wer dagegen die Buttons der Social Media Betreiber in die eigene Website einbaut, sorgt dafür, dass diese über alle Seitenbesuche informiert werden. Dies sei nicht mehr datenschutzkonform, kritisiert Sturm. Ein weiterer Pluspunkt der Social Media-Kanäle: Von allen Netzwerken aus, auf Instagram allerdings nur aus der Profilbeschreibung („Bio“) und aus der Story heraus, kann auf die eigene Website verlinkt werden. 


Onpage-Optimierung

Die Onpage-Optimierung umfasst alle Maßnahmen auf der eigenen Internetseite.


Redaktionelle SEO

In erster Linie sind dies redaktionelle Eingriffe. Die Texte müssen dabei so bearbeitet werden, dass sie die Suchwörter beziehungsweise Keywords, die potentielle Kunden in die Suchmaschine eingeben, auch enthalten. Zu Beginn steht also immer die Suche nach einem solchen relevanten Keyword (z. B. Innenarchitekt) oder einer relevanten Keyword-Kombination (z.B. Innenarchitekt Landau oder Innenarchitekt Landau Sanierung Einfamilienhaus). Je gezielter die Suche, desto geringer die Konkurrenz und damit einfacher die Optimierung. Der Nachteil:  das Suchvolumen sinkt. „Hier gilt es eine gute Balance zwischen Masse und Nische zu finden“, sagt Eric Sturm. Google Trends oder Ubersuggest sind Werkzeuge, die bei der Keyword-Recherche helfen, so Sturm. 

Anschließend werden die Suchwörter in die Website eingebaut, und zwar sowohl in die Überschriften und Fließtexte, als auch in die Metatags, die der Suchmaschine wichtige Informationen über die Website vermitteln. Die wichtigsten Metaangaben sind dabei die Internetadresse oder URL (hier sollten „sprechende“ URLs vergeben werden), der Seitentitel und die Description. Letztere fasst den Inhalt einer Seite kurz zusammen. Gemeinsam bilden Sie den Eintrag auf der Ergebnisseite einer Suchmaschine (SERP - Search Engine Result Page), das sogenannte Snippet. Das Einspeisen von Suchwörtern in die Metatags wird über diverse SEO-Plugins wie etwa YOAST SEO für das Content-Management-System WordPress ermöglicht. Content Management Systeme managen übrigens, wie der Name schon sagt, digitale Inhalte. Dank ihnen können Websites ohne Programmierkenntnisse betrieben werden. 

Aber auch die eigentlichen Inhalte auf der Website müssen für SEO bearbeitet werden. Da Suchmaschinen Keywords, die in den Überschriften oder zu Beginn eines Textes stehen, für besonders relevant halten, gilt es diese zunächst genau hier zu platzieren. Dabei werden in HTML-Dokumenten Überschriften von der Größe h1 (Hauptüberschrift) bis hin zur h6 (niedrigster Rang) vergeben. Sie ahnen es: Die h1 sollte unbedingt Ihr Keyword enthalten. Auch sollte die h1 pro Seite nur einmal vergeben werden. Generell ist es wichtig, bei der redaktionellen SEO behutsam vorzugehen, der Leser darf also gar nicht merken, dass diese Seite nicht nur für ihn, sondern auch für die Suchmaschine geschrieben wurde. 

Auch eine gute Textstrukturierung wird von Google positiv bewertet. Deshalb sollte mit Zwischenüberschriften, Aufzählungen wie beispielsweise Projektlisten und Fettungen gearbeitet werden. Die Textlänge muss ausreichen, um genügend Keywords darin unterzubringen. Außerdem sollte man der Navigation und Struktur der Website genügend Aufmerksamkeit widmen. Besucher, die auf einer Website schnell finden, was sie suchen, bewerten dies positiv. Sie bleiben länger und kommen gerne wieder. „Da Google auch die Verweildauer bewertet, können hier weitere Pluspunkte gesammelt werden“, schwärmt Eric Sturm. 

Auch die Lesbarkeit der Texte wird von Google beurteilt. Punkte gibt es etwa für kurze Sätze. Das Wesentliche sollte immer im Hauptsatz, Nebensachen dagegen im Nebensatz stehen. Mit Adjektiven ist zu sparen. Des Weiteren rät der SEO-Experte auf Passivkonstruktionen zu verzichten.

Über interne Verlinkungen können Themenseiten des eigenen Internet­auftritts mit besonders viel Linkjuice oder Linkkraft gestärkt werden. Hierbei werden die positiven Eigenschaften der verlinkenden Seiten wie deren Pagerank vererbt. Ein solcher „Cornerstone Content“ lässt sich beispielsweise über Schlagworte und Kategorien generieren. Es biete sich etwa an, so Sturm, eine Themenseite zum Holzbau mit allen Beiträgen, die das Schlagwort „Holzbau“ enthalten, zu generieren. 

Darüber hinaus empfiehlt der Spezialist Audios und Videos auf der eigenen Seite einzubinden. Der Vorteil: Sie erhöhen die Verweildauer der Besucher und sind deshalb gut für SEO. Hierzu muss lediglich der Einbettungscode von Youtube kopiert und in die eigene Seite eingefügt werden. Dies sollte jedoch datenschutzkonform erfolgen.

Noch vor der redaktionellen und SEO-konformen Bearbeitung der eigenen Website lohnt sich ein Blick auf Seobility, ein Tool zum Test der eigenen Onpage-SEO. Des Weiteren sollte die Besucherstatistik der eigenen Seite regelmäßig ausgewertet werden. Das geht beispielsweise über das datenschutzkonforme WordPress-Plugin Statify, das Sturm auch auf seinem eigenen Blog verwendet. 


Bilder SEO

Die Bilder SEO bringt Sturm zufolge relativ schnell Ergebnisse, insbesondere da diese im Allgemeinen nur wenig Beachtung findet. So sollten Bilder unbedingt „sprechende“ Datei­namen, Bildunterschriften und Alt-Tags haben, die das relevante Keyword enthalten. Das Alt-Tag oder der Alternative Tag beschreibt dabei den Inhalt eines Bildes. Es wird angezeigt, wenn das Bild nicht geladen werden kann. Die Dateien können so in der Google Bildersuche schnell gefunden und angezeigt werden. Dabei kann Google mit einem vollständigen Satz mehr anfangen als mit kryptischen Bildunterschriften, gibt Sturm zu bedenken. Um eine gute Performance oder Leistung der eigenen Seite sicherzustellen, sollten die Bilder zudem vor dem Upload in einem Bild­be­ar­bei­tungs­programm wie Photoshop, Pixlr (läuft im Browser) oder der „Vorschau“ (Mac) verkleinert werden - sowohl in Bezug auf die Abmessungen als auch auf die Dateigröße. Als Dateiformate sollten JPEGs oder allenfalls PNGs verwendet werden. Die größeren Dateiformate tiff und bmp haben dagegen im Web nichts zu suchen. Neue Bildformate wie WebP sind so stark komprimiert, dass sie auf dem normalen Computerbildschirm gar nicht mehr darstellbar sind, sondern nur noch im Browser angeschaut werden können. Solche Dateien können die Performance extrem steigern, sagte Sturm.


Technische SEO

Google mag regelkonformen HTML-Quellcode. Tools wie validator.w3.org testen, ob diesbezüglich Handlungsbedarf besteht. Auch muss die eigene Seite unbedingt responsive sein, das heißt, sie muss sich an die diversen Bildschirmgrößen anpassen. Ist dies nicht der Fall, taucht die eigene Seite zumindest in der mobilen Suche möglicherweise nicht mehr auf, teilte Sturm mit. Testen könne man die Responsivness beispielsweise mit dem Tool xrespond.com. Zudem benötigt eine moderne Website eine SSL-Verschlüsselung, erkennbar an dem Vorsatz https in der URL. Sehr wichtig ist zudem die bereits angesprochene Performance der Website. Diese kann nicht nur durch minimierte Dateigrößen, sondern auch mittels schneller Server optimiert werden. Hier reicht es manchmal, den Tarif zu wechseln. Die Performance kann mit dem Tool GTmetrix oder mit den Page Speed Insights von Google gemessen werden. Ein Caching-Tool kann zudem dafür sorgen, dass langsame Seiten wesentlich schneller laden, informierte Sturm. Dafür werden auf dem Server komprimierte Versionen der einzelnen Seiten erzeugt und zum Abruf bereit gestellt. Zeitaufwändige Datenbankabfragen können so vermieden werden. Dies sei in der Fähigkeit von Browsern begründet, Teile einer Website im Cache, einer Art Pufferspeicher, zwischenzuspeichern. Wer all diese Empfehlungen berücksichtigt, so Sturm, der hat schon sehr viel getan.