14. Mai 2007

Architekturpreis Wein 2007 - Ausstellung in Oppenheim

Am 9. Mai 2007 wurde im Deutschen Weinbaumuseum in Oppenheim die Sonderausstellung der elf zum ersten Architekturpreis Wein nominierten Weinbauten eröffnet. Oppenheim ist noch bis zum 13. Juni die erste rheinland-pfälzische Station der Wanderausstellung. Verliehen wurde der Preis am 25. April anlässlich der Stuttgarter Fachmesse Intervitis Interfructa.

Ein guter Wein kann wohltuend, verführerisch, unverwechselbar und vielleicht ein bisschen überraschend sein. Wenn ein Winzer diese Qualitätsansprüche auch auf die Architektur seines Weingutes überträgt, entstehen oft herausragende Bauten. Die Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron lösten mit ihrem Weingut Dominus, das sie in den 90er Jahren in Napa Valley, Kalifornien bauten, einen wahren Boom herausragender Weinbauten aus. Inzwischen haben zahlreiche Winzer den Imagegewinn guter Architektur für sich und ihren Wein entdeckt. Kaum ein bekannter Architekt, der in den vergangenen Jahren kein Weingut entworfen hat. Ob Santiago Calatrava oder Zaha Hadid - viele dieser Projekte haben inzwischen Kultstatus erreicht und ziehen Besucher aus aller Welt an.

Aber auch in Deutschland gibt es hervorragende Weinarchitektur, wie der nun vergebene erste „Architekturpreis Wein“ beweist. „Dieser Wettbewerb soll ein Anstoß, eine Initialzündung für das Miteinander von Kreativen, jeweils in Ihren Bereichen - dem Wein und der Architektur, sein. Er sollte zeigen, dass sich Moderne und Tradition verbinden lassen, dass das Neue nicht halt macht vor den Türen der Weingüter in Deutschland, schon gar nicht vor den Türen der Winzer in Rheinland-Pfalz,“ so Jürgen Hill, Vorstandsmitglied der Architektenkammer Rheinland-Pfalz anlässlich der Eröffnung. Dem pflichtete Dr. Peter Fuchß, Ministerialdirektor im Wirtschaftsministerium, bei und lobte Bauherren und Architekten für die "aktive und kreative" Herangehensweise. Mit der Bereitschaft des Verbrauchers, den rheinland-pfälzischen Weinen erhöhte Wertschätzung auch finanziell entgegenzubringen, würden die Unternehmen der Weinwirtschaft nach den Zeiten der vornehmlich ökonomischen Orientierung in die Lage versetzt, sich neue Ansätze in der Architektur nutzbar zu machen, führte er aus.

Das Wirtschafts- und Weinbauministerium Rheinland-Pfalz, der Deutsche Weinbauverband und die Architektenkammer Rheinland-Pfalz haben den Preis gemeinsam ausgelobt. Für das Wirtschaftsministerium war es ein Anliegen zu zeigen, dass Baukultur und Ökonomie keine Gegensätze sind, sondern kluge Investitionen auch in das bauliche Erscheinungsbild das Marketingkonzept der Weinbaubetriebe ergänzen können. Ein Anliegen, das der Deutsche Weinbauverband im Sinne eines umfassenden Marketingkonzeptes für die Weinwirtschaft durchaus teilt. Bis Ende 2006 konnten Architekturbüros ihre realisierten Weinprojekte bei der Jury einreichen, 42 Büros nutzten diese Chance und am 25. April fand die feierliche Ehrung der prämierten Arbeiten im Rahmen der Messe „Intervitis Interfructa“ in Stuttgart statt. Die Jury vergab vier gleichberechtigte Architekturpreise, zudem vier Auszeichnungen und drei Anerkennungen. Die prämierten elf Bauten sind nun, vom 10. Mai bis zum 13. Juni 2007 in einer Sonderausstellung im Deutschen Weinbaumuseum in Oppenheim am Rhein zu sehen.

Ganz unterschiedliche Bauten werden gezeigt, von der stilvollen „Winebar“ in Stuttgart bis zum gläsernen Neubau einer Produktionsanlage des Sächsischen Staatsweingutes, von der kunstvollen Lichtinszenierung in einem Weinkeller in Würzburg bis zur Abfüllhalle des Weingutes Carl Koch Erben im rheinland-pfälzischen Oppenheim - unmittelbar vis-à-vis des Deutschen Weinbaumuseums -, das mit seiner lebendigen Cortenstahlfassade selbstbewusst mit der historischen Bausubstanz kontrastiert. Die gelungene Erweiterung war der Jury eine Anerkennung wert.

Einer der vier gleichrangigen Architekturpreise erhielt das Weingut Kreutzenberger im pfälzischen Kindenheim. In der Anlage vereinten sich historische und zeitgenössische Elemente und bildeten ein Ensemble ohne Brüche, lobte die Jury. Dabei gelang es sowohl einen reibungslosen Produktionsablauf zu unterstützen als auch die Vinifikation für Besucher erlebbar zu machen. Besucher können hier im Innenwie im Außenraum mit dem Thema Wein, Weinanbau und Weinproduktion hautnah in Verbindung treten.

Die ausgezeichneten Entwürfe sind zeitgemäß und nehmen gleichzeitig Bezug auf ihre Umgebung sowie Rücksicht auf die vorhandene Bausubstanz. Der Wein steht im Mittelpunkt, immer öfter wird seine Produktion gezeigt, gar in Szene gesetzt und für Besucher erlebbar gemacht, wie beim Sächsischen Staatsweingut Schloss Wackerbarth in Radebeul. Mit dem Neubau der Produktionsanlage und der Sanierung des barocken Schlosses ging die Umgestaltung der vernachlässigten Anlage zu einer Erlebniswelt einher. Dabei sei ein reizvoller Kontrast zwischen dem historischen Schloss mit Terrassenanlage und der zeitgemäßen Architektur der Produktionsanlage entstanden, urteilte die Jury unter Vorsitz von Günther Franz, dem Ehrenpräsidenten der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, und zeichnete das Projekt mit einem Architekturpreis aus.

Ebenfalls mit einem Preis geehrt wurde die Umgestaltung des Weinkellers des Staatlichen Hofkellers in Würzburg. Die Jury lobte die durch Licht wirkungsvoll und zugleich angemessen in Szene gesetzte Wegeführung durch das historische Kellergewölbe. Auch die neuen Solitäre des „Weinguts am Stein“ in Würzburg überzeugten die Jury. Mit den neuen selbstbewussten Bauten in exponierter Lage, mitten in den Weinbergen, sei eine neue Attraktion für eine der berühmtesten Weinlagen in Würzburg geschaffen worden.

Eine authentische Atmosphäre bescheinigte die Jury nach der Sanierung seiner Vinothek Pomaria auch dem moselländischen Weingut Leo Fuchs in Pommern. Eine von vier Auszeichnungen erhielten Bauherr und Architekten dafür.

Die in der Ausstellung gezeigten Bauten sind einladend und faszinierend, sie haben nichts gemein mit feuchten Kellern oder trostlosen, rein funktionalen Hallen, wie noch in den frühen 90iger Jahren. Sie spiegeln das Qualitätsbewusstsein der Winzer wider und tragen damit zur Profilierung der Weingüter und ganzer Weinbauregionen bei. MEHR

  

Archivbeitrag vom 14. Mai 2007