21. Oktober 2021

Zweiter Workshop für Lehrkräfte

Lehrerfortbildung Architekturvermittlung
Stadtteilrundgang: Siedlung am Fichteplatz in Mainz (1925–28 Städtisches Hochbauamt)
Foto: Architektenkammer Rheinland-Pfalz

Am 2. Oktober 2021 fand die zweite anerkannte Fortbildung zu Architekturvermittlung in Kooperation mit dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pflaz zum Thema "Wohnen am Beispiel des Siedlungsbaus der 1920er Jahre" satt. Referent war Dr. Dr. Arne Winkelmann.

Die Lehrerinnen und Lehrer aus Wittlich, Alzey, Frankenthal und Nassau erwartete ein abwechslungsreiches Tagesprogramm, das mit einem Vortrag in akademischer Länge begann. Winkelmann referierte, dass der Ursprung der neuen Siedlungsformen die Werksiedlung war, die im Zuge der Industrialisierung in England Mitte des 18. Jh. zum ersten Mal gebaut wurde. Eine Arbeitersiedlung nach dem Vorbild der Gartenstadt ist innerhalb von Deutschland in Essen entstanden. Die Siedlung Margaretenhöhe (1909-1938) wurde für die Arbeiterfamilien der damaligen Krupp-Werke gebaut. Neben der Bindung an den Arbeitgeber sollten die Arbeiterfamilien in einem „gedeihlichen Klima“ leben, das die Gesundheit und Gemeinschaft förderte.

Nach der theoretischen Einführung ging es zum Stadtteilspaziergang in die Siedlung am Fichteplatz in Mainz. Stadtplanerisch weist sie Merkmale der Gartenstadt auf, gestalterisch sind dort Elemente des Expressionismus und des Heimatstils zu finden. Zurück im Zentrum Baukultur ging es an den praktischen Teil. Anhand von Bastelbögen entstanden Wohnungsriegel in verschiedenen Größen, die zu Siedlungen zusammengefügt werden sollten. Das „Aha-Erlebnis“ war dabei, dass es gar nicht leicht ist, großräumliche Siedlungen zu konzipieren und im Orthogonalen mehr Qualität und Vorteile stecken, als erwartet.

Nach der theoretischen Einführung ging es zum Stadtteilspaziergang in die Siedlung am Fichteplatz in Mainz. Stadtplanerisch weist sie Merkmale der Gartenstadt auf, gestalterisch sind dort Elemente des Expressionismus und des Heimatstils zu finden. Zurück im Zentrum Baukultur ging es an den praktischen Teil. Anhand von Bastelbögen entstanden Wohnungsriegel in verschiedenen Größen, die zu Siedlungen zusammengefügt werden sollten. Das „Aha-Erlebnis“ war dabei, dass es gar nicht leicht ist, großräumliche Siedlungen zu konzipieren und im Orthogonalen mehr Qualität und Vorteile stecken, als erwartet.

Hintergrund

Die 1920er Jahre waren die Hochzeit des sozialen Wohnungsbaus. Durch den demokratischen Gesellschaftsentwurf sollte die Bevölkerung zu adäquaten Wohnungen kommen. Das Bauhaus, das Neue Frankfurt, die Wohnungsbaugesellschaften von Berlin, Magdeburg, Wien und anderen Großstädten arbeiteten intensiv an Lösungen für diese Bauaufgabe. Architekten entwickelten Wohnraum für das Existenzminimum mit neuen Baukonstruktionen und neuer Gebäudetechnik. Mit „Licht, Luft und Sonn“ sollten gesunde Wohnungen entstehen, für den „neuen Menschen“.
Die Siedlungen dieser Zeit sind vielerorts noch heute anzutreffen. Was lässt sich nach gut hundert Jahren immer noch von ihnen lernen? Wie können sie als Modelle für ein Wohnen unter dem Schlagwort Minimalismus fungieren? Der Siedlungsbau der 1920er ist aktueller denn je.